Der Fluss der Könige – die Lebenslinie Thailands

Es ist alles eine Frage der Perspektive. Schaue ich von der Terrasse des “Oriental” zum Chao Praya, scheint er gemütlich Richtung Süden zu mäandern, zum Golf von Thailand.

Terrasse mit Blick auf den Fluss: Mandarin Oriental Hotel (Foto: Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Knattere ich jedoch wenige Zentimeter über dem Wasser in einem Longtail-Boot, gewinnt der “Fluss der Könige”, wie er auch genannt wird, an Leben, an Kraft. Da bin ich mittendrin im Gewusel, auf Augenhöhe mit gut gefüllten Ausflugsbooten, Hotel-Dschunken, winzigen Schleppern vor riesigen Lastkähnen und preiswerten Expressbooten, den Wassertaxis von Bangkok.

Foto: Faszination Fernost/B. Linnhoff

Auch Thailands große Hauptstadt fing klein an: Als Siedlung in sumpfigem Gelände, direkt am Chao Praya. Selbst er wird täglich neu im Wasser gezeugt. 240 km nördlich von Bangkok, in der Provinz Nakhon Sawan, bei der Vereinigung von River Ping und River Nan. Keinen anderen Strom verehren die Thais so wie den Chao Praya, er verkörpert Kultur und historisches Erbe, war immer die Lebenslinie Thailands.

Der Chao Praya im Jahr 1948

“There’s nothing you can do that can’t be done” (John Lennon): Manchmal verirren sich noch heute die Zwerge auf den großen Fluss.

Fotos Faszination Fernost/B. Linnhoff

Die Ufer des Chao Praya bieten trotz des Abbruchs einiger alter Gebäude das gewohnt vielfältige Bild. Zwischen drei- oder vierstöckigen Wohnhäusern, Wolkenkratzern, Restaurants, Lagerhäusern und den zusammengezimmerten Behausungen der Armen blinken Bangkoks berühmteste Tempel: der Große Palast mit Wat Phra Kaeo (Tempel des Smaragd-Buddhas), Wat Pho (Tempel des Liegenden Buddhas), Wat Arun (Tempel der Morgenröte). In der Nachbarschaft finden sich einige Hotel-Ikonen (Mandarin Oriental, Royal Orchid Sheraton, Hilton Millennium, Shangri-La).

Bei einer Fahrt über den Fluss lernt der Passagier mehr über Thailands Hauptstadt als beim Studium dicker Bücher.

Ghost Tower am Ufer (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Da steht der berühmte Ghost Tower als Menetekel menschlicher Gier unweit zahlreicher Relikte des einstigen Bangkok: Die 1786 von Portugiesen gebaute römisch-katholische Kirche des Heiligen Rosenkranzes sowie das erste Hauptquartier der East Asiatic Company, gegründet 1901 von holländischen Kaufleuten.

East Asiatic Company (Foto: Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Gastro-Kreuzfahrten bei Nacht

Eine kühle Brise weht, die Konturen der Tempel, Kirchen, Hütten, Hochhäuser fransen aus. Bangkok bei Nacht ist eine andere Stadt. Die Lichter der Metropole funkeln; in ihrem Schatten warten Geheimnisse, die entdeckt werden wollen. Natürlich nicht auf leerem Magen.

Grand Palace, Bangkok (Foto: Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Während der abendlichen Dinner Cruises auf dem Fluss haben selbst in Ehren ergraute Zyniker schon ihre romantische Ader entdeckt. Beim verführerischen Mix aus leckerem Essen, Party und Sightseeing, beim Trinken und Erzählen, Lachen und Staunen. Renovierte Reisbarken, ausgestattet mit luxuriösen Teakmöbeln, schlagen die Brücke zwischen der ach so guten alten Zeit und dem Heute. Die moderneren Schiffe gleiten als Lichterketten durch die Nacht.

Dinner Cruise vor dem Wat Arun (Foto: Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Selbst die Cocktails ehren das Gewässer, auf dem sie serviert werden: “Heart of the River” (Rum und Tequila mit süßem Limonensaft) zum Beispiel oder “Sweet Chao Praya” (Curacao mit Ananassaft und Grapefruit).

Foto: Khun Disco

Die Fahrten dauern etwa zwei Stunden. Am Ende dieses Beitrags habe ich einige der Anbieter aufgelistet.

Ein Blick in die Zukunft

Foto: Faszination Fernost/B. Linnhoff

An den Ufern sehen wir die Zukunft Bangkoks bei der Arbeit. Immobilien greifen nach den Sternen. Kleine, alteingesessene Gemeinden werden ausgesiedelt. Riesige Einkaufszentren wuchern, historische Bauten verschwinden.

Millenium Hilton vor einigen Jahren (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Die Optimisten hoffen, dass das Bewahrenswerte überleben wird. Manchmal aber nehmen Komplexe wie das Icon Siam, die “Mutter aller Einkaufszentren”, sogar Gebäuden die Sicht, die selbst noch relativ jung sind. Das benachbarte Hotel Millennium Hilton bewarb mit Recht die tolle Rundumsicht von seiner Dachterrassenbar “360 Grad”. Nach Norden schaut die Kundschaft nun auf Beton.

Foto: Faszination Fernost/B. Linnhoff

Dinner Cruise auf dem Chao Praya: Die Anbieter

Top Bangkok Dinner Cruises (Viator)

Videos: B. Linnhoff, Oriental Escape

Musik: DJPeter Original – Into the Blue

Fotos: B. Linnhoff, Klaus Hoeltzenbein (1), Khun Disco (1), Khaosod (1)

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