Eine Unterkunft in Bangkoks Vergangenheit

River View: Der Blick aus meinem Zimmer (Foto: Bangkok Menu)

Ich wohne gerne in Hotels, mein Leben lang schon. Jedes Haus ist ein Zwischenreich, das Abenteuer vor der Tür verheißt und den Alltag mit seinen Besorgungen und Pflichten vergessen lässt. Alles in allem habe ich wohl vier bis fünf Jahre in Hotels gelebt, beruflich und privat.

Nostalgie in der Rezeption (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Mit den vier Nächten in Bangkoks River View Residence habe ich meine Kollektion um ein Haus erweitert – ein Haus, das mir wieder einmal gezeigt hat, was ich in einer Unterkunft wirklich brauche. Luxus ist es nicht; Luxus verleitet dazu, im Hotel zu bleiben. Und technische Extravaganzen wie futuristische Duschhebel mit Bedienungsanleitung vertreiben mich eher als dass ich sie schätze. Aber solche und andere Kriterien bleiben reine Geschmacksache.

Das einstige River View Guesthouse, nach einer gründlichen Renovierung nun Residence geheißen, spielt in seiner Rezeption mit den bekannten Zeugen der Vergangenheit: mit alten Telefonen und Schreibmaschinen. Die nostalgischen Anklänge sind kein Zufall. Denn das Hotel steht an einem Ort, wo die Vergangenheit in die Gegenwart hineinreicht. Im Viertel Talat Noi, das noch bis vor wenigen Jahren deutlich im Schatten des berühmten Nachbarn Chinatown stand. Doch inzwischen erforschen immer mehr BesucherInnen die ethnisch-chinesische Gemeinde unweit des Chao Praya, in überschaubarer Zahl nach wie vor, auf der Suche nach Bangkoks Wurzeln.

Talat Noi bei Nacht (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Auf Google wird das River View Residence „eine bescheidene Pension“ genannt. Nun ja. Sicher ist: Ein Luxushotel würde hier nicht passen. Nicht zum Ort und auch nicht zu den Neugierigen, die zu Fuß die versteckten Schätzchen von Talat Noi aufspüren, das so gar nichts mit dem Bangkok der Sukhumvit Road zu tun hat. Nicht am Tag und erst recht nicht in der Nacht.

Ich hatte ein Zimmer der Kategorie „Dragon Move“ mit viel Rot gebucht, es kostete knapp 1000 Baht (etwa 27 Euro) die Nacht. Auf der Homepage des Hotels tragen auch die anderen Zimmerkategorien Poesie umwölkte Namen tragen: Sweet Breeze, Urban Chic, Oriental Charm, City Delight und Family Room.

Dragon Move (Foto: River View Residence)

Was ich in einer Unterkunft benötige: Einen kleinen Schreibtisch, denn ein Reiseblogger ist immer im Dienst. Einen Safe, groß genug für den Laptop. Eine Matratze, die nicht zu hart ist – die Unterlage im River View Residence akzeptierte mein Rücken gerade noch. Eine Umgebung, die mich neugierig macht.

Unnötiges Manko: Wann immer ich mit Smartphone oder Laptop ins Internet ging, musste ich mich neu einloggen. Großes Plus: Freundliche Menschen im Service und der Blick auf den Fluss. Untermk Strich: Mir hat`s gefallen, ich komme wieder.

In diesem Hotel wohnen Menschen aus aller Welt, junge und ältere, die sich, so mein Eindruck, ihre Neugier aus Backpacker-Zeiten bewahrt haben. Sie alle treffen sich am Abend im Dachterrassen-Restaurant Vibe, schauen auf den Chao Praya, erzählen sich ihre Geschichten und genießen Momente unter Gleichgesinnten.

Hotel River View Residence (früher River View Guesthouse). Anschrift: 768 Trok Wanit 2, Soi Panurangsi, Songwad Road, Talad Noi, Samphantawongs Bangkok, Thailand 10100; Telefon: (+66) 2 234 5429; Mobil: (+66) 97 129 5429; Mail: info@riverviewbkk.com. Homepage: https://riverviewbkk.com/; Facebook: facebook.com/Riverviewbkk.

Der Blick zum Frühstück (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)
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