In Hua Hin und Pranburi – Bali im Fokus – You`ll never walk alone

Liebe Freunde, WegbegleiterInnen und Südostasienfans,

endlich wieder am Meer, nach mehr als einem Jahr. In einem Guesthouse in Hua Hin, am westlichen Ufer des Golfs von Thailand. Auf der Flucht vor den Sommerstürmen in Thailands Norden, die die Straße vor unserem Haus verlässlich unter Wasser setzten. Liegen, Lesen, aufs Meer schauen, das Glück der einfachen Dinge in Pastellfarben. Ich dachte an meinen ersten Thailand-Aufenthalt, vor mehr als 30 Jahren, der den Gedanken keimen ließ, einmal in diesem Land zu leben. Mein Programm damals, auf Koh Samui, Koh Phangan, Koh Tao? Liegen, Lesen, aufs Meer schauen. Das Glück der einfachen Dinge.
Vier Tage lang waren wir in Pranburi, 15 Kilometer südlich von Hua Hin, Urlauber sahen wir nur wenige in der Umgebung unseres Hotels, die Einheimischen waren in der Überzahl. An den mobilen Streetfood-Ständen, in den einfachen Restaurants mit guter Küche, auf den schmalen Wegen nahe dem Meer. Eine Mole, eine Decke reichen den Einheimischen für ein Picknick unter Freunden. Auch einfache Dinge sind manchmal eine Frage der Perspektive.

Fine Dining war ebenfalls möglich, da die Hotels Sheraton und Wyndham mit ihren eigenen Restaurants in unserer Nachbarschaft lagen und sich über externe Gäste freuten. Denn es war wenig los in Pranburi Anfang Mai.
Ist Reisen irrelevant geworden?
“Reisen sollte als Akzeptanz, Vermischung und Zusammenkommen unterschiedlicher Kulturen gefeiert und nicht als unwillkommene Invasion missverstanden werden. Es ist wichtiger denn je, uns daran zu erinnern, dass wir alle zur selben Menschheitsfamilie gehören”, schreibt John Walters in seinem Essay “Is Travel Irrelevant in These Dark Times?”
Am Beispiel der USA zeigt sich, dass das Reisen keineswegs irrelevant geworden ist. Manche Reiselustigen ändern ihre Ziele. Für New York ist das Frühjahr die beste Reisezeit, ehe es im Hochsommer heiß und stickig wird. Gerade jetzt reisen normalerweise viele Europäer an, doch Trumps erratische Aktionen halten offenbar viele fern. Das jedenfalls registrieren Trumps Landsleute, die vom Tourismus leben und stark sinkende Buchungen aus dem Ausland melden. Ein Freund erzählte mir, dass er vor dem lange geplanten USA-Urlaub nun alle Whatsapp-Chats löschen wird, die bei der Einreisekontrolle als Kritik an der Regierung interpretiert werden könnten. Auch deutsche Reisende berichten vermehrt von Festnahmen, Abschiebehaft und Abschiebungen bei kleinsten Verstößen oder falschen Angaben. Esta-Genehmigung oder Visum garantieren nicht mehr automatisch die Einreise, da die endgültige Entscheidung immer bei den US-Grenzbeamten liegt.
Im Fokus heute: Bali

In diesem Jahr erwartet Bali (ca. 4,4 Mio.) 17 Millionen Besucher. Menschen, die wissen wollen, ob immer noch was dran ist am Mythos Bali. Ob die Sage vom Paradies noch zutrifft oder doch die Nachricht von vermüllten Stränden. Vielleicht stimmt beides, je nachdem, wo man sich auf der Insel aufhält.
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Chiang Mai: Die Papiere bitte


Es sind ausnahmslos Touristinnen und Touristen auf Motorrädern, die im Zentrum von Chiang Mai von der Polizei kontrolliert werden. Tragen sie Helm (fast alle), sind sie im Besitz eines gültigen Führerscheins, sind die Zweiräder versichert? Die Atmosphäre ist entspannt, freundliche Ordnungshüter in eng sitzender Uniform bei 40 Grad treffen auf freundliche Gäste. Ich verfolge das Geschehen bei einem Kaffee, denn alles spielt sich vor meinem Stammcafé ab. Ein Scooter saust unbehelligt vorbei, besetzt mit drei Schulmädchen, keins älter als 15 Jahre, alle unbehelmt. Heimvorteil.
Was ich gerade lese: Das Haus der Türen von Tan Twan Eng
Mord, eine Affäre und die Abgründe der „guten Gesellschaft“ Malaysias zur Kolonialzeit vor 100 Jahren: Tan Twan Eng mischt in seinem oman Fakten mit Fiktivem. Im Zentrum steht der berühmte Schriftsteller William Somerset Maugham, der fasziniert war von Südostasien, wo auch zahlreiche seiner Erzählungen und Romane spielen.
Autor Tan Twan Eng wurde auf Penang geboren. Die Insel ist Schauplatz des Romans. Ich mag Penang sehr, kenne mich ein wenig dort aus und fühlte mich in der Story sofort heimisch, auch wenn die Ereignisse 100 Jahre zurückliegen. Das E&O war damals Treff der feinen Gesellschaft – das Eastern&Oriental Hotel gibt es immer noch. Vor einigen Jahren habe ich selbst dort für zwei Nächte gewohnt.


You`ll never walk alone

Es war wenige Tage nach dem Spiel wischen Liverpool und Tottenham, das den Titelgewinn der Reds in der Premier League perfekt machte. Ich saß und aß mit meiner thailändischen Frau Toey im japanischen Restaurant Yamato in Chiang Mai. Vom Tisch gegenüber suchte ein weiterer Farang, etwa in meinem Alter und ebenfalls in Begleitung seiner thailändischen Partnerin, wiederholt Blickkontakt. Und schon tobte wieder der Synapsen-Fasching. Woher kannte ich ihn? Kannte ich ihn überhaupt? Und falls ja, wie war noch sein Name? Als wir nach dem Essen aufstanden, sprang er auf und sprach mich an: “Where do you come from?” Erleichterung bei mir, wir kannten uns also nicht. “Germany”, sagte ich. “From where in Germany?” “Hamm, near Dortmund.” “I`m Ian from England. I stayed in Soest for some years.”
Nun ist Soest die kleine westfälische Stadt nahe Hamm, aus der meine Vorfahren stammen. Ian war Mitte der 1960er-Jahre dort als Soldat stationiert. “Dann hast du sicher auch BFBS gehört, oder?”, fragte ich. “Rauf und runter”, rief er. Wir unterhielten uns noch eine Weile, auch unsere Frauen waren ins Gespräch gekommen, eher nicht zum Thema Soest. Alles in allem eine angenehme Begegnung, die mich auf Zeitreise schickte.
Die Radiowellen des British Forces Broadcasting Service (BFBS) versorgten die in Deutschland stationierten Soldaten mit Nachrichten aus der Heimat und vor allem mit Musik. Samstags um 20 Uhr wurde auf BFBS die heilige Messe der britischen Popmusik gelesen, “Top Twenty” hieß sie. Voller Andacht gehört und manchmal mitgesungen von einem schmächtigen Jüngling in einem abgedunkelten Zimmer in Hamm. Für die eine Stunde durften die Eltern mein Zimmer nicht betreten.

Zu Beginn der Sechziger Jahre hatte Musikmanager Brian Epstein die Liverpooler Gruppe Gerry and the Pacemakers unter Vertrag genommen, als zweite Band neben den Beatles.1963 stürmten Gerry und seine Mitstreiter mit gleich drei Liedern an die Spitze der Charts, eins hieß You`ll never walk alone. Ich mochte die Ballade auf Anhieb. Mein Englisch war jedoch nicht gut genutg, um dem Text komplett zu folgen. Und ich wusste damals noch nicht, dass der Song aus dem 1945 uraufgeführten Musical Carousel stammte und zuerst von Frank Sinatra interpretiert und auf Vinyl gepresst wurde.
Seine emotionale, weltweite Wucht entfaltete der Song erst, als er zur Hymne populärer Fußballkubs wurde. Zu einer Hymne, die nicht vom Fußball singt, sondern vom Leben und Überleben. Die uns darin bestärkt, den Kopf oben zu behalten in den Stürmen, die keinem von uns erspart bleiben. Denn: Wir sind nicht allein.
When you walk through a storm
Hold your head up high
And don’t be afraid of the dark
Nirgends wird die Hymne inbrünstiger gesungen als an der Anfiel Road beim FC Liverpool. Für die Fans der Reds wurde das Lied über die Jahrzehnte Identität, Heimat und Hoffnung. Nach Liverpools Titelgewinn vor einigen Tagen vereinte die Hymne Fans, Spieler, Trainer vor der legendären Tribüne The Kop. Fußballfans sind Liebende, sentimentale Knochen auch, da heißt es in solchen Momenten auch mal Wasser marsch, da bleibt kaum ein Auge trocken, meins oft auch nicht. Und das nicht nur, weil der FC Liverpool seit 60 Jahren “mein” Klub ist in England.

Zu der vielen Gründen, warum sich Touristinnen und Touristen in Thailand wohlfühlen, gehört die Toleranz der Einheimischen. So schrieb ChaCha Santhidej auf Facebook zu diesem Foto: “Ich bin Thai und Buddhist und habe nicht das geringste Problem damit. Buddha hat nie irgendwas gegen das Tragen von Badekleidung beim Motorradfahren gesagt. Schöne Ferien, Leute!”
In diesem Sinne: Herzliche Grüße aus dem Königreich!
Euer
Khun Ben