Ein Date mit der Inselpolizei
Wir sind unterwegs mit dem Motorroller. Gestartet in Ubud, geht es in den Norden, über Bangli nach Kintamani. Reisterrassen, Tempel, malerische Landschaften und Dörfer, aus der Zeit gefallen. Dazu der mehr als 3000 Meter hohe, aktive Vulkan Agung, Balis höchste Erhebung. Bali beglückt uns mit den Bildern, die die Insel zum Traumziel werden ließen. Klischees? Und wenn schon.
Wer es eilig hat und viel verpassen will, kann die Strecke in einer Stunde schaffen, mit dem Auto gar in 45 Minuten. Doch das ideale Gefährt auf Bali ist der Scooter.
Denn es gibt immer wieder überzeugende Anlässe anzuhalten. Um das Szenario zu genießen oder mit der Dorfjugend zu schwatzen, die an einem selbstgezimmerten Tisch Poolbillard spielt. Wichtigstes Accessoire der Halbstarken: die Zigarette.
Einmal allerdings stoppen wir gegen unseren Willen, auf Wunsch zweier balinesischer Ordnungshüter. Sie schauen sich unsere Führerscheine an; Weggefährte Disco überzeugt mit seiner internationalen Lizenz. Meine thailändische Fahrerlaubnis hingegen erntet ein müdes Lächeln und den Vorschlag, an Ort und Stelle ein Ticket zu bezahlen oder den Fall auf der Wache zu klären. Die ist gut 40 Minuten entfernt und liegt nicht an unserer Route.
Später erfahren wir, dass mein Führerschein auch auf Bali gültig ist, da Thailand wie Indonesien zum Asean-Verbund zählt. Aber da hatten meine umgerechnet knapp 25 Euro schon den Besitzer gewechselt. Auf der Quittung stand nur der Betrag. Kein Name, keine Unterschrift, nichts. Schwer von der Steuer abzusetzen, aber wertvoll als Passierschein, falls zehn Kilometer weiter die nächsten Wegelagerer in Uniform lauern sollten.
Das raue Klima von Kintamani
Dunkle Haut, markante Gesichter mit Falten, die schnell zu Furchen werden. Den Menschen in Kintamani können wir ansehen, dass auf 1470 m Höhe ein raueres Klima herrscht als an den Stränden im Süden. Mein Ziel ist der Pura Ulun Danu Batur, einer der neun wichtigsten Tempel der Insel. Disco schaut sich derweil im Straßendorf Kintamani um. Ein geschäftiger Ort, aber keiner, der mich zum Verweilen einlädt.
In den folgenden Minuten ist es nun an mir, ein Klischee zu erfüllen: Das Klischee des Kulturbanausen. Eintrittskarten für die weitläufige Tempelanlage gibt es auf der gegenüber liegenden Straßenseite. Zunächst schlendere ich durch eine Art Lagerhalle mit einigen Verkaufsständen und dann durch einen Seiteneingang wieder hinaus, dort kaufe ich ein Ticket für umgerechnet zwei Euro.
Auf meinem Weg zurück kommt Leben in die Lagerhalle. Am ersten Stand packen mich die Verkäufer in einen Sarong, am zweiten legen sie mir eine Schärpe um. Beide Artikel wären im Erwerb deutlich teurer als der Eintritt. Ohne diese farbenfrohen Sachen, so höre ich, käme ich nicht in den Tempel. Abzocke, denke ich. Und da mich die Sorge umtreibt, an den restlichen Verkaufsständen noch Taucherbrille und Strohhut erstehen zu müssen, schäle ich mich wieder aus Sarong und Schärpe. Schenke den Verkäufern mein Ticket. Wortreicher Unmut bei allen Beteiligten.
Heute weiß ich, dass Jeans und T-Shirt nicht reichen. Sarong und Schärpe komplettieren die angemessene Kleidung für einen Tempelbesuch in Bali – für die Balinesen ist es ein Zeichen des Respekts, dass sich auch die Fremden an diese Regeln halten. Ich aber konnte den Pura Ulun Danu Batur nur von außen bewundern.
Fotos: Faszination Fernost/B.Linnhoff, Khun Disco