Shitstorm für Reiseblogger – Calli in Thailand

Koh Phayam, Ao Yai Bucht (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)
Liebe Freunde, WegbegleiterInnen und Südostasienfans,

zwei Reiseblogger posteten auf Facebook ein paar Zeilen, die man als harmlos bezeichnen könnte:

“In einer Welt, in der paradiesische Orte oft von Touristen überrannt werden, gibt es doch noch eine Ausnahme: Koh Phayam. Eine kleine Insel im Westen Thailands, die sich wie eine Zeitreise anfühlt, weil hier alles noch sehr, sehr ursprünglich ist. Keine großen Resorts, keine großen Straßen, keine Hektik – einfach pure Natur, einsame Strände und die beruhigende Stille des Meeres.”

Daraufhin brach ein Sturm los, nicht auf Koh Phayam, aber auf Facebook. Ein Shitstorm also. Zahlreiche wütende User warfen den Bloggern vor, gedankenlos ein Paradies zu zerstören, dass ein Geheimtipp bleiben sollte. Der Vorwurf ist so alt wie die Ära des modernen Tourismus, der mit preiswerten Flügen Massen von Reisehungrigen in alle Welt transportierte und zwangsläufig ursprüngliche Flecken in Destinationen verwandelte. Neu war hier nur der Ton, in dem sich der Zorn auf die Blogger entlud:

“Ihr seid so scheiß klick geil… der Ort ist heilig und sollte ein Ort bleiben für Menschen die ihn wirklich suchen und finden! Wenn ihr noch einen funken Ehre habt löscht den post! Gibt genug worüber ihr berichten könnt… echt null Hirn.” “Genau das ist das kurzsichtige und destruktive an Bloggern und Promoseiten, dass sie nicht mal letzte authentische Inseln und Plätze für sich und engen Kreis lassen können.” “Zwei Vollidioten ! Kann man nicht anders sagen.” “Dumm, dümmer, Reiseblogger.”

Es ging wohl um eine Sonderform des Tourismus, in der ein Geheimbund von Wissenden darüber bestimmen will, welche Ziele gepostet werden dürfen oder nicht. Ein weiterer Kommentar: “Und wieder dem Ende etwas näher! Warum macht ihr sowas? Ich habe diesen Ort vor 20 Jahren entdeckt, es war ein absoluter Geheimtipp und kein leichter Weg hierher zu kommen. Ein kleines unberührtes Paradies. Jeder, der hierher kam, hatte seine eigene Geschichte dazu. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, den Namen dieser Insel nicht weiterzugeben. Jeder der es irgendwie geschafft hatte, hierher zu kommen, war willkommen und wurde irgendwie in die Gemeinschaft aufgenommen.”

Ist das naiv oder anmaßend?

Die Zahl derer, die sich da in teils unflätiger Weise Luft machte, spricht dafür, dass Phayam schon länger kein Geheimtipp mehr ist. Das war er auch bei meinem ersten Besuch 2022 nicht mehr. Dennoch fand ich das Eiland keineswegs überlaufen und immer noch ursprünglich. Wäre ich vor 15 Jahren schon dort gewesen, hätte ich es vielleicht anders empfunden.

Bisher dachte ich, Thailands Inseln gehörten den Einheimischen, die vielleicht sogar von mehr Tourismus profitieren. Die Entscheider auf Phayam könnten sonst den Zustrom regeln, eine maximale Besucherzahl festlegen wie am Maya Beach nahe Koh Phi Phi, der durch den Film The Beach und das gleichnamige Buch von Alex Garland über Nacht berühmt wurde. Doch nun, so las ich, wollen sie auf Phayam Straßen bauen und Autos zulassen. Weil Blogger und Influencer die Insel gepriesen haben?

Wo Nachfrage, da Angebot. Es gab immer TouristInnen, deren Wahl auf Reiseführern und Reisemagazinen basierte oder den Empfehlungen von Bloggern, Influencerinnen, Youtube oder TV-Dokumentationen. Und es gab immer schon Kritiker der einschlägigen Medien. Zu Beginn der 1980er Jahre erschien der erste Lonely Planet Guide zum Thema Thailand. Es ist unstrittig, dass das Buch mithalf, Thailand auf die touristische Weltkarte zu setzen. Ist Lonely Planet nun dafür verantwortlich, dass das Königreich jährlich knapp 40 Millionen Besucher begrüßt und von 70 Millionen träumt?

Sunset Phayam (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Darf ich als Reiseblogger nur noch den 112. Report über Koh Samuis Chaweng Beach absetzen? Nur noch über die bereits sattsam bekannten Destinationen berichten? Vielleicht halten wir alle besser mal die Luft an. “Ist Bali nicht verschandelt? Das ist die Frage, die sich jedem Besucher stellt, der auf die Insel zurückkehrt”, schrieb ein gewisser Miguel Covarrubias, “wird die Insel von Touristen überrannt?”

Das Zitat stammt aus dem Jahr 1937.

Schöne Orte bleiben nicht ursprünglich, niemand hat sie auf Dauer für sich. Das kann man bedauern, es ändert nichts. Koh Samui und Koh Tao waren einst Paradiese; sie sind es nicht mehr und doch ungebrochen populär. Zu Risiken und Nebenwirkungen und auch Vorteilen fragen Sie bitte die Anwohner.

Für die Gemeinde der Geheimtipp-Fans habe ich vielleicht doch einen Hinweis. Das kleine Koh Chang in unmittelbarer Nachbarschaft Koh Phayams soll im Moment noch so unangetastet sein wie Phayam vor 20 Jahren. Bitte nicht weitersagen. Ungeschriebenes Gesetz.

Story der Woche

Verkehr in Bangkok : Rollerballett in der Giftküche (FAZ)

Reisen mit Links

Similan Islands (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Similan Islands: Ausflug zur schönsten Insel Thailands? (Alex.Asia)

Trauminsel Koh Samet/Koh Samed (ThailandSun)

Inselguide Koh Samet: Der Strand von Bangkok (Faszination Fernost)

Das neueste Hotel in Bangkok (Travelnews)

Inselguide: Go West – die andere Seite von Koh Samui (Faszination Fernost)

24 Stunden in Nong Khai (Faszination Fernost)

Ten of southeast Asia’s best islands for 2025 winter sun (The Times)

Things to do on Koh Lipe (Travel and Leisure)

I Stayed at 3 Thai Beachfront Resorts Featured in White Lotus (Travel and Leisure)

Thailand’s Best Aquariums (Travel and Leisure)

Bangkok: Cocktails im Eagle Nest (Faszination Fernost)

This is one of the best Clubs in Bangkok (Video/Franko Seven)

Bar-hopping in Phuket (Time Out)

Exotische Reise im indonesischen Feuerring (Travelnews)

Natural Bliss in a Lush Rainforest at Hanging Gardens of Bali (Travel and Leisure)

Dies und das

Foto: Björn Jahner/Der Farang

Reiner Calmund: Sein Thailand-Urlaub (Farang)

Expats: Die Geschichte von Andy on Tour (ThailandSun)

Was kostet ein gutes Leben in Thailand (Video/Stefan entdeckt die Welt)

Duell zwis­chen Ele­fant und deutschem Mini­van: Zwei ver­let­zte Per­so­n­en und ein tot­er Elefant (Wochenblitz)

Tipps: Was für den Thailand Urlaub in den Koffer muss (ThailandSun)

A break from the accommodation mega-sites: the best alternative booking platforms (Guardian)

Lieferfahrer mit Hunden

Ich saß in einem meiner Lieblingscafés, da rauschte ein Motorrad mit Seitenwagen heran. Aufgebrezelt im Stil des US-Militärs, wenn meine Wahrnehmung stimmt. Irgendwo im Seitenwagen war ein Radio versteckt, das amerikanische Schlager aus den 1950er Jahren in die nur leicht versmogte Luft dröhnte. Der Mann am Lenker trug die Uniform eines Lieferfahrers für Grab, auf dem Rücksitz saß ein kleiner Hund, im Seitenwagen ruhte eine Kiste mit weiteren vier bis sechs kleinen Hunden, deren Rasse ich nicht bestimmen konnte. Alle waren wohlerzogen, behielten ihre Plätze auch, als der Mann ausstieg, sich an den Nebentisch setzte und eine Geige aus einer Schatulle holte. Es war ein ganz normaler Nachmittag in Chiang Mai.

Da wir gerade bei Haustieren sind: in Bangkok gibt es Katzen- und Hundeeiskrem. Also nicht Katzen und Hunde, die vereist wurden, sondern Eiskrem in Form von Katzen- und Hundeschnauzen. In allen üblichen Geschmacksrichtungen.

This is Thailand!

Herzliche Grüße aus Chiang Mai,

euer

Khun Ben