Es lächelt der See, er ladet zum Essen
Mag sein, dass der Thailänder gerne in der Natur ist. Sicher ist, dass er gerne in der Natur isst. Er isst nämlich überall gerne; die Bühne spielt keine Rolle. Der Huay Tung Tao See liegt vor der Haustür Chiang Mais, knapp zehn Kilometer nördlich vom Zentrum. Die Einheimischen lieben den See, er verspricht Erholung und Vergnügen in Reichweite. Nur wenige Touristen fanden lange den Weg hierher.
Das hat sich dramatisch geändert. Vater, Mutter, Kind: Seit 2018 lebt King Kong mit seiner Familie am See. Dass die Gorillas aus Stroh geformt wurden (wer kommt auf solche Ideen?), stört niemanden. Acht Meter hoch ist die größte der Skulpturen. Man kann sie von innen auf gewundenen Stiegen erklimmen, um sich oben, nicht weit vom beeindruckenden Gebiss, in der Art der Silberrücken auf der Brust herumzutrommeln.
Und so herrscht im Innenleben der Affen ein reges Auf und Ab. Chinesen, Australier, Araber und Thais natürlich turnen herum – da haben findige Köpfe Stroh in ein Ereignis verwandelt und etwas gefunden, auf das sich die unterschiedlichsten Kulturen lachend einigen können. Sie finden hier ihre gemeinsame Plattform: Motive für Selfies, Instagram, Pinterest.
Und da das Stroh gewordene Konzept so gut funktionierte, gesellten sich noch ein paar andere Tiere dazu. Es werden nicht die letzten sein, denn es bleibt reichlich Platz für weitere Neuzugänge.
Man kann im See (nahe dem Ufer) schwimmen, ihn auf dem Rad umrunden oder im Laufschritt, die Strecke ist etwa vier Kilometer lang und führt an manch schönem Motiv vorbei.
Vor allem aber locken diverse Restaurants mit ihren kleinen Holzhütten auf dem Wasser, in denen der Mensch nur sitzen oder kauern kann. Einmal am Boden, gibt es für den Gast kein Zurück mehr. Die Tische stehen auf Stümpfen, den Rest der Beine haben herzlose Handwerker weggesägt.
Unsere Damen tauschten nur wenige Worte aus mit der Wirtsfrau, wenig später trug der Tisch eine beeindruckende Last trotz kurzer Beine mit Würde: Fisch, scharfer Papaya-Salat (Som Tam), Huhn, Meeresfrüchtesalat, Eier, Pad Thai und und – die anderen Gerichte hatten wir bereits verspeist, als ich mir die ersten Notizen machte.
Nachdem wir das Essen abgeräumt hatten und die Wirtsfrau das Geschirr, blieb genügend Zeit für eine Runde Joggen oder Radfahren. Wir aber entschieden uns, den Augenblick zu genießen und einfach nur über den See hinweg zu den Hügeln des Pui Doi zu schauen.
Fotos: Faszination Fernost/B. Linnhoff, Pim, Klaus Hoeltzenbein
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