La Mer

Am White Sand Beach auf Koh Chang (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Wir waren mal wieder am Meer, nach anderthalb Jahren. Kann eigentlich nicht sein, wenn man in Thailand lebt. Der Trip hat uns gut getan. Und wir haben uns wieder einmal gefragt: warum schauen wir Menschen so gerne aufs Meer? Warum können wir genau da endlich mal im Moment leben und alles um uns herum vergessen?

Wir waren auf Koh Chang, in der grünen Saison, wie die Regenzeit in Thailand hier euphemistisch gennant wird. Zwar ist alles so grün wie sonst nie, aber eben oft auch nass. Wir hingegen hatten sehr viel Glück mit dem Wetter, das nur selten den apokalyptischen Vorhersagen (Dauerregen, Gewitter, Gefahr von Sturzfluten) entsprach. Doch noch nie habe ich Koh Chang so ruhig erlebt wie diesmal. Das führt zu einem Preiskampf der Hotels, der dem Gast gelegen kommt und zugleich zeigt, dass die Verwerfungen der Covid-Phase noch immer wirken. Manche Hotels oder auch Restaurants stehen leer oder zum Verkauf; die Massagesalons mussten Angestellte entlassen und bauen nun auf freie MitarbeiterInnen. Vor einigen Tagen berichtete die Bangkok Post über Koh Changs schwere Rückkehr zu besseren Zeiten.

Sieben Tage wohnten wir im Siam Bay Resort zwischen Kai Bae Beach und Lonely Beach. Im Regenwald und doch am Strand (ausführliche Besprechung des Resorts folgt bald). Für die letzten beiden Tagen zogen wir um ins 15 Palms Beach Resort am White Sand Beach, unsere Lieblingsherberge. 12 Zimmer nur und daher oft ausgebucht. Gerne wären wir dort länger geblieben.

Siam Bay Resort (Foto Kesorn Chaisan)

Botschafter Georg Schmidt: Viel Glück in Seoul!

Schirmherr Schmidt beim Grußwort, daneben Tisch-Herr Schüler (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Für den diplomatischen Dienst war ich nie geeignet, ganz im Gegensatz zu Georg Schmidt. Der deutsche Botschafter wird nach fünf Jahren in Thailand zum 1. August in Südkorea amtieren und in Seoul mit seiner empathischen, bodenständigen Art sicher genauo geschätzt werden wie an alter Wirkungsstätte.

Zum Abschied gab es noch einmal ein Kicker-Turnier in der Residenz des Botschafters in Bangkok. Acht Teams nahmen teil, darunter zwei der German All Stars Bangkok; hier die Jungfüchse und dort die alten Säcke, denen auch ich unverständlicherweise zugeteilt wurde. Gespielt wurde an einem Kickertisch in Übergröße, gestiftet von Hartwig Schüler und vier Spieler auf jeder Seite erlaubend.

Ich kam nur einmal zum Einsatz, in der Gruppenphase bei einem 5:1-Sieg (dies nur fürs Protokoll). Vor dem Halbfinale wurde ich von der Teamleitung nicht einmal auf ein Mitwirken angesprochen, das Resultat fiel entsprechend aus. Die Jungfüchse der All Stars aber gewannen das Turnier, und Hartwig Schülers Sohn Max nahm als Torjäger und bester Spieler des Turniers den Pokal entgegen.

Thailands Wahlsieger chancenlos gegen die alte Macht

Buddhismus ist Staatsreligion in Thailand, das Leben im Jetzt, in der Gegenwart wichtiger Teil der Lehre. Meine Frau schafft das ganz prima, aber den politischen Vertretern des Establishments (Militär, Konservative, Tycoons) fällt es deutlich schwerer. Sie schreiben lieber das Gestern fort, ignorieren die Gegenwart (das Wahlergebnis und den Willen der meisten Thailänder), verhindern Reformen und verhindern so eine andere Zukunft. Weswegen Khun Pita, der Premierminister-Kandidat des Wahlsiegers Move Forward Party (MFP), mit juristischen Winkelzügen ausgebootet wurde.

Wer mehr wissen will zum Start eines neuen politischen Chaos` im Land, findet die Infos in den Berichten des SZ-Korrespondenten David Pfeifer und bei der dpa-Korrespondentin Carola Frentzen

Protest in Bangkok (Foto: Bangkok Post)

„Thailand unter der Haut“ auf Tour

Ein Buch auf Tour – mit Jana Proft in Mae Sapok

Mich hat nie gekümmert, was ein echter Mann in seinem Leben angeblich tun muss: Einen Baum zeugen, ein Kind schreiben und ein Buch pflanzen. Meine Träume sahen anders aus, die habe ich radikal verwirklicht; ein Buch zu verfassen, zählte nicht dazu. Daher war ich überrascht, wieviel Frreude mir schon das Schreiben der ersten Zeilen von „Thailand unter der Haut“ machte. Fortan habe ich nur gehofft, dass spätere Leserinnen und Leser genauso viel Spaß haben würden.

Das scheint der Fall zu sein. Ich bin überwältigt, ja glücklich über das Echo derer, die das Buch gekauft und gelesen haben. Immer öfter erhalte ich persönliche Mails oder Fotos wie das von Stefanie Scharla (links), großen Dank dafür! Dazu kommen all die Fotos, die mir für die Reihe Ein Buch auf Tour geschickt werden.

Wenn das so weitergeht, werde ich Schriftsteller!

Vorerst aber arbeite ich an der Übersetzung des Buchs ins Englische, was mich bis Ende September gut beschäftigen wird.

Mitmachen und teilen: How do you feel?

How do you feel? Und viele teilen ihre Gefühle (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Wie fühlst du dich? stand an einer hellgrauen, sonst leeren Wand geschrieben. Der Schriftzug war wenig später kaum noch zu erkennen, denn viele Besucher hatten ihre Gefühle auf Post-it-Zetteln an die Wand geklebt. Interaktivität ist ein zentrales Element nicht mehr nur der sozialen Medien: Jeder kann mitmachen, seine Ansichten und Gefühle teilen, Privates öffentlich machen. Jetzt schwappt das Teilen und Kommentieren vom Digitalen in die Rezeption von Kunst, wie ich in Bangkoks Galerien und Museen gesehen habe.

SchülerInnen und StudentInnen trafen sich im Bangkok Art and Culture Center (BACC), um die Arbeiten ihrer KollegInnen zu beurteilen, schriftlich vor allem. Ich habe nicht die ganze Kunstszene Bangkoks im Blick, doch bei jedem Besuch fällt mir auf, dass an unterschiedlichsten Stellen und erfolgreich zum Mitmachen aufgefordert wird.

Im Kunsthaus River City treffen sich junge Menschen in der Painting Bar Soul Salt, in der U-Bahn-Station Pahon Yothin freut sich ein Art Learning Center über regen Zuspruch.

Was mir auffiel zuletzt

Thailänderinnen und Thailänder haben lange im Liegen um den Titel gekämpft. Nun sind sie Weltmeister im Seitensprung. Noch ist die Disziplin allerdings nicht olympisch.

In Seoul dirigierte ein 1,80 Meter großer Roboter vor ausverkauftem Haus Südkoreas Nationales Sinfonieorchester. 60 MusikerInnen folgten den Anweisungen von „EveR 6“, so heißt der Kollege, der ohne Gage spielte und einen untadeligen Auftritt hinlegte.

Abschied von Peter Bieri und Milan Kundera

„Ansonsten würde ich empfehlen, dieser Tage noch mal den »Nachtzug nach Lissabon« heraus­zu­kramen und sich an den großen Peter Bieri alias Pascal Mercier zu erinnern. Peter Bieri ist ver­gan­ge­ne Woche ge­storben, aber seine Geschichten bleiben“, schrieb Die ZEIT nach dem Tod des Schweizer Schriftstellers. Noch vor wenigen Wochen habe ich den „Nachtzug nach Lissabon“ zum dritten Mal gelesen – unter all den Büchern, die ich über Jahrzehnte verschlungen habe, fährt der Nachtzug in die Top 3.

Auch Milan Kundera ist gestorben, mit 94, auch er einer meiner Favoriten. Sein Titel „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ ging in den allgemeinen Sprachgebrauch ein und war das berühmteste, aber durchaus nicht das einzige Buch des Exil-Schriftstellers mit der bewegten Biografie.

In Thailand kann es schon mal passieren, dass man ein Hochzeitspaar im Starbucks antrifft. Die beiden, die am Nebentisch saßen, absolvierten die übliche Foto-Tour VOR der Hochzeit, damit die an ausgewählten Orten geschossenen Motive am Tag der Hochzeit das Fest bereichern können.

Herzliche Grüße aus Chiang Mai,

Euer

Khun Ben