Und die Videofunktion versagt

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

„You want to see Bob?“, fragt mich die freundliche junge Dame an der Rezeption des Hotels Oriental Heritage Residence. „Welchen Bob“, frage ich zurück. Stellt sich heraus: sie meint „Pope“, den Papst. Franziskus hat Termine in Bangkok, ich auch. Unterschiedlicher Natur wohl, und dennoch werde ich ihm sehr nahekommen. Auf etwa anderthalb Meter, um genau zu sein. Denn das Hotel liegt im Stadtteil Bang Rak, und dort steht auch das katholische Assumption College, in dem der Papst eine Messe halten soll.

Eigentlich kam ich in die Oriental Heritage Residence, um PInky zu treffen, sie arbeitet dort. Nguyen Thi Anh Pha, wie ihr richtiger Name lautet, ist die Adoptivtochter meiner Freunde Gerd und Brigite Huppertz. Hinter diesem Satz verbirgt sich eine bewegende Geschichte.

Zunächst aber Bob. Wenn der Pope schon mal da ist, denke ich mir, dann gehe ich auch hin. So stehe ich mit Gläubigen und Ungläubigen genau an der Ecke, wo er von der Charoen Krung Road in die Seitenstraße zum College einbiegen wird. Wir warten mehr als eine Stunde, die genaue Ankunftszeit bleibt ungewiss, aber: Erste Reihe! Ich mache ein paar Fotos, dann werden die Polizisten plötzlich nervös, die Wartenden rufen „We love Papa“ und wedeln hektisch mit ihren Fähnchen in den Farben Thailands und des Vatikans.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Ich starte das Video meines Handys und lenke das Display auf die Kolonne. Der Papst sitzt in einem unscheinbaren PKW und lächelt auf der Rückbank, auch vage in meine Richtung. Ich bin schon mit 19 aus der katholischen Kirche ausgetreten, aber es ist dennoch ein besonderer Moment. Dann schaue ich mir das Video an, um festzustellen, dass es nicht angesprungen ist. Deshalb kann ich auch als Augenzeuge keine Bilder vom Papst servieren.

Ich erinnerte mich an ein ähnlich frustrierendes Erlebnis, das lange zurücklag. Zu den Olympischen Spielen 1972 in München reiste ich mit einer tollen Super 8 Videokamera von Nizo an. Von der Tribüne des Olympiastadions aus filmte ich den 800m-Endlauf der Frauen. Die Filmspulen waren damals drei Minuten lang und kosteten 15 Mark das Stück, teuer genug. Ich hatte schon ein paar Sequenzen eingefangen und die taktischen Geplänkel des Laufes sehr gut im Bild. Zum fantastischen Endspurt zum Gold für Hildegard Falck verweise ich auf Youtube, bei mir endete die Spule vorzeitig bei 700m.  

Bei seinem Besuch in Bangkok bewegt der Papst neben der kleinen Gemeinde von Katholiken auch viele Buddhisten.  „Er saß in einem einfachen Toyota“, erzählte Khun Surapong Kongchantuk später, „als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt, als Nummer Eins VIP. Aber was wir gesehen haben, war ein sehr bodenständiger Mann.“ Die Reichen Asiens zeigen ihren Reichtum, die Thais denken extrem in Hierarchien. Die Botschaften des katholischen Oberhauptes werden sie kaum zitieren könnten. Aber sein bescheidenes Auftreten wirkte nachhaltig.

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Ankunft des Papstes in Bangkok (Foto: Vatican Media)