Umwege erweitern die Ortskenntnis
Einer der schönsten Strände Südostasiens – dieses Prädikat klebt am Railay Beach (auch Raileh oder Rai Leh). Von Krabi, vom Festland aus ist er nur mit dem Boot zu erreichen. Für uns war es der ideale Platz, um den Katamaran-Trip auf Faulenzer-Art ausklingen zu lassen.
Unser Quartier wird der Railay Beach Club sein. “Alles richtig gemacht”, denken wir, als wir uns mit dem Katamaran dem Strand nähern, unserer letzten Station.
Wir stiefeln ein paar Meter durch das flache Wasser und checken ein an der Rezeption der Unterkunft. Hoch konzentriert schlürfen wir den mintgrünen Begrüßungscocktail, kühlen die Stirn mit kalten Tüchern, während die Empfangsdame mit wachsender Nervosität unsere Reservierung sucht. Und nicht findet.
Wie auch. Wir sind an der falschen Stelle ausgeladen worden, am Rayavadee Resort, der Vorzeigeanlage des Railay- Strandes. Tolles Resort mit einem kleinen Makel: Dort haben wir nicht gebucht. Wir bedanken uns für den Cocktail, schultern das leichte Gepäck und marschieren los, am Strand entlang.
Und im Osten die Traktoren
Ein etwa 150 Meter breiter Streifen Land trennt Railay Beach East und Railay Beach West. Wir laufen an der Ostseite entlang. Mit jedem Schritt und jedem Blick nach rechts sinken Wasserpegel und Laune. Der Blick nach links hilft auch nicht weiter: Shops, Internetcafés, Massagesalons, Kneipen. Wenn dies einer der schönsten Strände Südostasiens ist, buche ich demnächst wieder Mallorca oder Formentera.
Es ist Ebbe am Railay Beach East, von den Mangroven sind die Wurzeln Meter hoch zu sehen, daneben Bauschutt, der Sand planiert, Baden unmöglich, Traktoren rangieren – am RAILAY BEACH! Ist hier Landmaschinen-Messe oder was? Noch haben wir unser Quartier nicht erreicht, doch wir sehen die nächsten Tagen schon gestochen scharf vor uns. Wir werden sie in unseren Zimmern verbringen, die Fenster verhängt, vom Frust zerfressen und vom Alkohol gezeichnet.
Die Erlösung: Go West!
Wir trotten fast bis zum anderen Ende der Bucht, ehe uns ein Thai darüber informiert, dass wir den Railey Beach Club auf der Westseite suchen sollten. Also queren wir via Trampelpfad die 150 m zur anderen Seite der Halbinsel und – JA! So haben wir uns den Strand vorgestellt: Flankiert von Palmen und dschungelbegrünten Kalksteinfelsen, nicht überlaufen, ein Postkarten-Klischee.
Wie überall in der Krabi-Region, so dürfen auch hier keine Sonnenschirme oder Liegestühle stehen. Longtail-Boote kommen an und fahren ab, das knattert, okay.
Doch das Wasser! Mal türkisfarben, mal blaugrün, meist kristallklar und selten unruhig – hier sind wir richtig.
Viele Besitzer, gemeinsame Vermarktung
Der Railay Beach Club besteht aus Bungalows und Villen unterschiedlicher Größe in tropisch-üppigem Ambiente. Unser mit drei Freunden gebuchtes Haus war mit sicherem, unprätentiösem Geschmack und hohem Wohlfühlfaktor eingerichtet, dazu großzügig dimensioniert; vier Paare könnten dort wohnen oder auch drei Familien, ohne sich beengt zu fühlen. Die Häuser gehören unterschiedlichen Besitzern, werden aber gemeinsam vermarktet.
Cereal Killer bei der Arbeit
In den Häusern liegen Broschüren mit diversen Tipps. Einen sollte man ernst nehmen: Keine Nahrung offen herumliegen lassen. Denn in den Bäumen ringsum lauern Langschwanz-Makaken, stets bereit zu einer zünftigen Rallye über die Terrasse und durch die Zimmer.
Ich zählte neun Affen, die eine offene Tüte Cornflakes als Einladung missverstanden. Nach einer Viertelstunde wüsten Tobens stellte das Club-Personal in Gestalt dreier junger Männer die alte Ordnung wieder her. Bis auf den Geruch. In ihrer Gier hatten die Makakken auch eine Flasche Johnny Walker Black Label aus dem Schrank gerissen und zu Boden geworfen.
Auch in der benachbarten Tonsai Bay regieren die Makaken.
Dank an Käpt`n Ewald und seine Crew
Natürlich spielte Wehmut mit, als wir uns von der Cataleya, Käpt`n Ewald und seiner wunderbaren Crew verabschieden – mag das Ambiente auch noch so beeindruckend gewesen sein, die Atmosphäre an Bord bestimmt immer die Crew.
Fotos: Faszination Fernost/B. Linnhoff, Tobias Holtkamp, Klaus Hoeltzenbein