This is Thailand: Hochzeit im Lanna-Stil
Kaum hatte ich ich einem alten Freund die Nachricht am Telefon mitgeteilt, da startete er ein Quiz: “Mädchenname deiner Mutter?” Ich: Schulte. “Wo war deine allererste Freundin besonders empfindlich?” Geht dich nichts an. “Lieblingsspruch deines Vaters?”
“Was soll der Blödsinn?”, fragte ich ihn. “Ich wollte ganz sicher sein, dass du es bist und nicht irgendein Komiker,” antwortete er.
Dabei hatte ich dem Freund aus Kindertagen nur mitgeteilt, dass ich heiraten wollte. Eine Thailänderin. In Thailand. Allerdings kam seine Reaktion so überraschend nicht. Schließlich war ich über Jahrzehnte organisch ins Sternzeichen Single hineingewachsen und 68. Jahre, nicht Jahrgang.
Auch für meine Partnerin Toey (45) sollte es die erste Hochzeit sein. Nach thailändisch-konventioneller Vorstellung ungewöhnlich spät. Frauen, die nicht mit 25 verheiratet sind, gelten Traditionalisten als liederlich. Vorsichtig ausgedrückt. Toey ignorierte diese Art Konvention standhaft.
So fing alles an
Toey und ich haben uns Anfang 2014 in Chiang Mais Tiny Corner Bar kennengelernt, der kleinsten Bar der Welt (Eigenwerbung). Mein Heiratsantrag an ihrem Geburtstag 2016 kam keineswegs überstürzt, fiel jedoch eher lakonisch aus als romantisch, wie sich das für einen Westfalen gehört. Nach kurzem Dialog fragte meine Gefährtin schließlich: “Du willst mich also heiraten?”. “Ja.” “Okay.”
Haken dran.
Exotische Traumhochzeiten: Big Business
Heiraten in Thailand ist big business. Wedding shops stimulieren mit opulenten Auslagen Mädchen und Frauen zu unheilbar sehnsüchtigen Blicken, worauf ihre männlichen Partner in kontrollierter Defensive automatisch auf Distanz gehen. Sie wissen, wie teuer diese Blicke werden können.
“Transform the wedding of your dreams into reality”: Wedding planner, Hotels, Caterer, Reiseagenturen, Stylisten, Schneider, Designer, Juweliere, Musiker verdienen an und mit diesem Traum ein Vermögen.
Romantische Hochzeit am Strand. Trauung unter Wasser. Heiraten mit Robinson-Feeling. Der Bund fürs Leben nach buddhistischem Ritus: Paare aus aller Welt, bevorzugt aus Indien und inzwischen auch China, erwärmen sich am “schönsten Tag ihres Lebens” für die thailändisch-tropische Version. (Geht es danach nur noch bergab?)
Kannst du dir etwas Schöneres vorstellen als eine Unterwasser-Hochzeit? Ich mir auch. Ganz abgesehen davon, dass meine Lebensgefährtin nicht schwimmen kann. Tauchen auch nicht. Ihr war nach einer Tradition, die sie mag: Eine Hochzeit im Lanna-Stil. Rechtlich völlig unverbindlich, aber pittoresk. Eine Zeitreise zugleich, das Königreich Lan Na (Land der Millionen Reisfelder) im Norden Thailands erlebte seine Hoch-Zeit im 15. Jahrhundert, die Hauptstadt hieß: Chiang Mai.
Hätte ich gewusst, welche Rolle der Bräutigam bei einer Lanna-Hochzeit spielt, hätte ich meine Zustimmung vielleicht noch einmal gewürfelt. Unwissenheit kann ein Segen sein. Doch es kommt der Tag, an dem du weißt.
Der Schauplatz: Monfai in Chiang Mai
Ob und wie waren also geklärt, doch heiraten wo? Wir folgten dem Rat einer Freundin (danke, genial!) und buchten im Frühjahr für Trauung und Party das Monfai Cultural Center.
Den eigentlichen Hochzeitstermin legten wir in den November, damit unsere Freunde in Deutschland Zeit und Muße hatten für Entscheidung und Planung. Und damit ich das weiterhin ungewohnte Thema für Monate mental auf Eis legen konnte.
Der Check: Kostümprobe nach Lanna-Art
Anfang Oktober wurde es langsam ernst. Kostümprobe. Sowohl für die Trauungszeremonie als auch für die Hochzeitsbilder. Die werden in vielen Ländern Asiens schon lange vor der Zeremonie geschossen, damit sie am großen Tag bereits an den Wänden hängen. Besser die als ich.
Mit dem Fotografenteam vom Studio Poplove fuhren wir zum Rajapruek Park am Rande Chiang Mais, zwei Garnituren im Gepäck: Lanna-Stil/europäischer Stil. Zuvor wurde meine Freundin hingebungsvoll geschminkt, ich auch. Toey sah wundervoll aus, ich wie immer.
Bei gerade mal 37 Grad schwitzten wir völlig entspannte vier Stunden lang in diesem hinreißend schönen Park und hatten dabei so viel Spaß, dass Beobachter hätten meinen können, wir nähmen den Anlass nicht ernst. Warum auch, er war ja noch sechs Wochen entfernt. Doch so langsam sickerten erste, immer noch grobe Details durch, was meine Rolle betraf.
Eine Woche vor der Trauung wusste ich dann soviel, dass ich fortan schlief wie ein Säugling. Keine Nacht mehr durch.
Herzlichen Dank für die Einblicke. Mal wieder ein sehr schöner Artikel, der mich schmunzeln ließ. Ich freue mich auf die Fortsetzung.
Viele Grüße aus Mae Sai
Stefan
Super Anfang
Ich bin gespannt wie ein “Flitzbogen”!
Weiter so
Kop khun krap