Bis bald, Bagan! Bis bald, Myanmar!
Nur noch wenige Stunden bis zum Rückflug nach Yangon. Schon am Nachmittag wird es dunkel, ein heftiges Gewitter flutet die Straßen und Felder von Alt-Bagan, angereichert mit Hagelschauern. Die männlichen Hotelangestellten schliddern in den Guss, um die großen Körner zu sammeln und sie anschließend den Damen von der Rezeption in den Mund zu schieben – ein eher einseitiges Vergnügen.
April-Schauer gelten als Vorboten der Monsunzeit, wenn sich der Golf von Bengalen ab Juni in der sonst “verdorrten Zone” entlädt. Schon empfangen Mensch, Fauna und Flora den Regen als Segen. Erstmals seit langem ist die Luft wieder rein und klar. Eidechsen tauchen auf aus dem Nichts. Die Graubauchhörnchen müssen nicht mehr unter dem Rasensprenger duschen; beim Abendessen picken die Finken die Toastbrotstückchen von den Fingerspitzen.
Rückflug nach Yangon, Übernachtung im Hotel Clover (Bild); Frühstück im siebten Stock mit einem letzten Blick auf die Shwedagon-Pagode (Titelbild).
Nach dem Frühstück haben wir noch Zeit, eine schöne Pagode nahe der großen Shwedagon-Pagode zu besuchen. Maha Wizaya ist ihr Name und wir sind froh, dass wir diesen Abstecher noch gemacht haben.
Wohin geht die Reise für Myanmar?
Der touristische Boom hat schon begonnen. Die Hotelpreise steigen, nach langen Jahren des Darbens verständlich. Aber auch klug? Vielleicht habe ich die Zukunft schon erlebt, auf dem Markt von Nyaung-U, als mir ein lachender Sechsjähriger zurief: Hey Mister, money! Wie lange können Menschen absichtslos freundlich bleiben angesichts der plötzlichen Chance, der Armut den Mittelfinger zu zeigen?
Wo immer ich auch ankam auf meiner Reise, Aung San Suu Kyi war bereits da. Wie beim Hasen und dem Igel. In Yangon sowieso, auch in Nyaung-U, an den Verkaufsständen bei den Tempeln und auf der “Ruby”. Und wo hat sie gewohnt 2011 bei ihrem Besuch in Alt-Bagan? In “meinem” Bagan Hotel River View, wie die gerahmten Fotografien in der Halle verkünden.
Ein Blick in die Zukunft
Kann Suu Kyi die Hoffnungen ihres Volkes erfüllen? Den Willen hat die 66-Jährige, ihr Leben steht dafür. Aber auch die Physis? Wie lange hält die Militärjunta still? Was passiert mit den Drogenlaboren an der birmanisch-thailändischen Grenze? Wird es Frieden geben mit den ethnischen Minderheiten? 65 Prozent der Bevölkerung firmieren als Birmaner bzw. Burmesen, der Rest verteilt sich auf schlappe 130 Ethnien – eine der Zeitbomben, die seit der politischen Öffnung vernehmlich ticken.
Welche Kompromisse wird Suu Kyi eingehen müssen? “Ich bin keine Heldin, sondern Politikerin”, dies ist ihr Selbstverständnis.
Noch gibt es in der burmesischen Verfassung einen für Suu Kyi erfundenen Passus, so absurd wie wirkungsvoll: Demnach darf niemand Präsident werden, dessen Kinder eine ausländische Staatsangehörigkeit besitzen. Ihre Söhne wurden in England geboren, haben britische Pässe. “Eine Klausel der Willkür”, wie der “Spiegel” schrieb.
Das wissen auch die Militärs.