Titelbild: Kambodscha
“Ein wahrer Thai lebt nach seinen eigenen Regeln.”
Spruch in Thailand
Vom Kickstart weg ein Abenteuer
“Wenn man die Unfälle mit Motorrädern aus der Statistik rausnimmt, sind Thailands Straßen so sicher wie die in der Schweiz oder in den USA.” Dies ist ein Zitat der Weltgesundheits-Organisation (WHO). Tja. Wenn man der Schweiz die Berge wegnimmt, ist sie so flach wie die niederrheinische Tiefebene. Hilft uns das?
Fangen wir also mit Thailand an. Jeden Tag bewegen Millionen Thais Millionen motorisierte Zweiräder. Tatsache ist: im globalen Vergleich sterben in Thailand die meisten Motorradfahrer, meldete Thailand Tip. 5500 sind es jährlich. Noch ein paar Zahlen: Nur etwa 50 bis 60 Prozent der 20 Millionen registrierten Motorrädern im Land gehören Leuten, die im Besitz eines Führerscheins sind. Das heißt: geschätzte acht Millionen fahren ihre Maschine ohne Fahrerlaubnis. Bei Teenagern sind Motorradunfälle Todesursache Nr. 1.
Schlagzeilen machte vor einiger Zeit ein 13-Jähriger, der in San Kamphaeng nahe Chiang Mai mit einem Big Bike – einer 1000 cc Kawasaki – einen Unfall mit zwei Verletzten verursachte. Er war mit 140 km/h unterwegs, 80 km/h waren erlaubt. Wie sein Vater erklärte, hatte der Junge bereits mit schweren Maschinen an Rennen teilgenommen. Nun aber werde er (der 13-Jährige) auch die drei anderen Big Bikes verkaufen, die noch in seiner Garage stünden. Den Führerschein gibt es in Thailand übrigens ab 15.
In Chiang Mai rauschten eines Tages zwei Mädchen an mir vorbei, 13 oder 14 Jahre jung. Die Beifahrerin war hochkonzentriert dabei, der Pilotin Zöpfe zu flechten. Ein Drittel der Thailänder glaubt, Verkehrsunfälle seien Schicksal. Gepaart mit dem Glauben an Wiedergeburt ergibt das eine Fahrweise, die sich Ausländern nicht immer erschließt. Über Marginalien wie überhöhte Geschwindigkeit, Alkohol am Lenker, adrenalinbesoffene Halbwüchsige, Fahren ohne Helm, Träumen am Tag und rechts fahrende ChinesInnen wollen wir gar nicht erst reden.
Fazit: Verkehr in Thailand basiert auf der permanenten, selbstverständlichen Missachtung von Gesetzen und gesundem Menschenverstand.
Den Motorradführerschein habe ich in Chiang Mai gemacht. In einem Alter, in dem Viele lieber Bus fahren. Aber Busse gibt es hier nur wenige, und sie sind meist dünn besucht. Die zahlreichen Autos in der Innenstadt fahren oft Schritt. So ist der Motorroller das ideale Gefährt, um zügig von A nach B zu kommen. Vor allem natürlich, um den Chauffeur für meine Frau Toey zu spielen, die ihrerseits nach einem Sturz schon seit langem nur noch hinten sitzt. Und von dort die Richtung vorgibt.
Ende 2013 wurde mein später Mut schon am zweiten Tag nach Erwerb der Lizenz belohnt. Auf dem Weg zum Tempel Doi Suthep schaute ich nach links, zum prächtigen Eingang der Universität Chiang Mai. Als ich wieder nach vorn schaute, bremste vor mir ein Auto. Ich bremste auch und schon lag ich flach auf dem Asphalt. Mir war neu, dass die Bremse am rechten Lenkergriff die fürs instabile Vorderrad ist. Seither bremse ich links. Zum Glück trug ich einen Helm; ich war mit dem Kopf aufgeschlagen. Hinter mir hielt ein junger Thai und war völlig baff, als ich, obwohl leicht geschockt, schnell wieder aufstand.
Einen Sturz hat jeder frei
Einen Sturz hat jeder Anfänger frei, er muss ihn nur überleben. Mit einigen Schürfwunden fuhr ich ins nächste Krankenhaus, doch ich war tatsächlich so gut wie unverletzt. Im März 2019 erwischte es mich erneut, als ein junger Chinese sein Fahrrad über die Straße schob und dann urplötzlich umkehrte. Ihm konnte ich ausweichen, dem Sturz nicht; mit einem Jochbeinbruch trotz Helm sowie Prellungen und Hautabschürfungen kam ich glimpflich davon. Der Verursacher blieb unverletzt, war jedoch schockiert und beteiligte sich sogar an meinen Krankenhauskosten.
Inzwischen habe ich 45.000 km auf dem Tacho meiner Yamaha, erfahren überwiegend im Stadtkern von Chiang Mai. Ich kenne die Spielregeln im Chaos, was – wie man sieht – noch keine Garantie ist für Glück, und ich habe im Sattel den schwarzen Gürtel in Achtsamkeit erworben.
Bei meinem dritten Sturz ging ich auf Koh Phangan zu Boden – die Leidtragende war meine Frau Toey.
Bali: Gedränge im Paradies
Ansonsten bin ich auf Koh Samui, Koh Phangan, Koh Chang und anderen Inseln gefahren, auch in der Hauptstadt Bangkok. Und auf Bali. Seitdem behaupte ich in Anlehnung an die Formel 1: Bangkok ist der Ort fürs freie Training, Chiang Mai der Parcours fürs Qualifying – das Rennen findet auf Bali statt. Vornehmlich rund um Seminyak und Canggu, aber auch in und um Ubud. Bali ist die wahre Prüfung, vor allem für Anfänger. Dieses Gefühl, wenn dir Achtjährige nach Schulschluss mit dem Motorbike auf deiner eigenen Spur entgegenkommen – unvergleichlich. Auch mein Freund Klaus H. denkt mit besonders gemischten Gefühlen an Bali zurück. Bei seiner Jungfernfahrt durch die engen Inselgassen geriet er zunächst auf Sand, dann in den Graben und zum Schluss mit Schwung in ein offenes Kanalrohr.
Er kam mit einigen Verletzungen davon, edle Teile blieben verschont. Das Wort dafür ist: Glück.
Alle Länder Südostasiens bieten verlockende Touren, auch dort gibt es urbane Zentren mit teils chaotischem Verkehr. Man nehme nur Vietnam, wo sich jede(r) den Weg durch die Straßen und durchs Leben hupt.
Die besten Links: Motorradfahren in Asien
Für viele ist Motorradfahren in Asien das ultimative Vergnügen, den Statistiken zum Trotz. Was außer landestypischen Fahrweisen noch alles zu beachten ist, haben Profis erkundet und notiert. Hier die besten Links zum Thema:
Dies ist die beste Seite, die ich im Netz gefunden habe. Bild- und wortstark, sorgfältig in den Details, kompetente Tipps. Ein großartiger Führer durch Asiens Zweirad-Dschungel: Moto-Geo Asien
Roller fahren in Asien
Auch dies ist ein Beitrag, in den die Weltreisenden Daniel und Jessica unendlich viel Mühe und Genauigkeit investiert haben – in ihrem Blog Life to go.
Ihr Youtube-Video zeigt eindrucksvoll, wie es auf Balis Straßen zugeht:
Mit dem Motorrad durch Südostasien
Einladung in die Welt mit vielen Informationen: Into the world
Guide to buying a motorbike in South East Asia
Willst du ein Bike kaufen? Hier findest du die nötigen Infos: NOMADasaurus
Moped mieten und durch Thailand touren
Professioneller Anbieter für Motorradreisen in Südostasien: Bike Tour Asia
Thailands Norden: Von Chiang Mai ins Goldene Dreieck
Eine großartige Tour in die einstige Opiumregion: Faszination Fernost
Motorcycle Diary: Journey to Isaan
Spannende Tour durch Thailands größte Provinz: The BigChilli
Leitfaden für den Motorradkauf in Vietnam, Laos und Kambodscha
Diese Seite hat Thailands Nachbarn im Visier: Hummeln im Arsch
Und zum Abschluss noch ein schönes Drohnenvideo: Mit dem Motorrad unterwegs in Vietnam
Hallo Bernd,
ein wirklich sehr interessanter Artikel.
Es ist interessant das ganze mal aus der Sicht eines motorriesierten Fahrer zu sehen und einen kleinen Einblick in das Ganze zu bekommen.
Vielen Dank :-)
Hallo Willem,
vielen Dank für deinen Kommentar!
Herzliche Grüße,
Bernd
Sehr interessanter Artikel und sehr schöne Bilder.
Außerdem hat mir dein Vlog sehr gefallen. Nach meinem Motorrad-Unfall im letzten Jahr, fahre ich nicht mehr damit, aber ich denke, es wird nicht mehr lange so bleiben, denn ich vermisse das Fahren extrem.
Danke für deinen Kommentar, Daniel!
Bike fahren in Südostasien, vor allem in Thailand ist wirklich traumhaft. Leider auch etwas gefährlich… Es muss mit allem gerechnet werden, auch wenn es noch so unnötig erscheinen mag. Wer jedoch etwas mit Köpfchen fährt, der kann ein wirklich tolles Motorrad-Abenteuer in Thailand erleben. Viel Spaß dir und weiterhin eine gute Reise :)
Erst links betätigen, dann vorsichtig die Vorderradbremse dazu (rechter Hebel). Nicht die Bremse ist instabil. Das Vorderrad blockiert, wenn du es zuerst und zu kräftig bremst. Dann ist die Fuhre nicht mehr zu steuern und bricht aus. Ganz schlimm in Kurven, aud nasser Fahrbahn oder wie bei deinem Freund auf Sand.
Bei einer Not- Vollbremsung erst links hart und sofort rechts hart dazu. In dieser Reihenfolge. Viel Glück. Und immer wieder üben, bis es in Fleisch und Blut übergegangen ist. Grüße
Inzwischen habe ich 22000 km auf dem Tacho, und nach dem zweiten Tag war bereits alles verinnerlicht. Bei meinem Freund hatte der Unfall überhaupt nichts mit dem Bremsen zu tun. Er ist auf Sand weggerutscht.
Hallo. Mir stehen die Haare zu Berge. Mein Gott. Bitte vielmals um Verzeihung. Ich nenne es nicht Glück, dass nichts schlimmeres passiert ist. Ich nenne es Dummheit, dass es dazu kam. Bei Dir, wie bei deinem Freund!
Schon auf dem Fahrrad lernt man, NIEMALS DIE VORDERRADBREMSE ZUERST! DAS TEIL SCHMIERT AB UND IN EINER KURVE FLIEGST DU RAUS!
Warum hat die neue Honda Click wohl eine Kombibremse !?
Seit 1976 liegen der Zeige- und Mittelfinger der LINKEN Hand dauerhaft auf dem Bremshebel. Unser Fahrlehrer war Rennfahrer. Damit selbst in einer Schrecksekunde die HINTERRADBREMSE zuerst gezogen wird. Allzeit gute Fahrt. Reinhard
“Mir war neu, dass die Bremse am rechten Lenkergriff die instabile Vorderrad-Bremse ist. Seither bremse ich links.”
Für mich hat der Vorfall wenig mit Dummheit zu tun.
Zuallererst war es eine instinktive Handlung und das nach gerade einmal zwei Tagen, nach Erhalt der Fahrgenehmigung.
Da kann man sich schnell mit der Bremse vertun, finde ich.