Konzert in Rio de Janeiro 1988 vor 180.000 Zuschauern

“Wie sagt man Lebewohl zu einer Frau, die ihren eigenen Schmerz, ihr eigenes Trauma dazu nutzte, die Welt zu verändern?”
Fragt Schauspielerin Angela Bassett, die Tina Turner 1993 im sehenswerten Biopic “What`s love got to with it” verkörperte und für den Oscar nominiert wurde.
Ende der 1960er-Jahre hörte ich das Lied “River Deep, Mountain High”, gesungen von Tina Turner und produziert von Phil Spector, der viel später wegen Mordes in den Knast musste. Spector war berühmt für seine bombastischen Arrangements (“Wall of Sound”) und bestand darauf, dass Tina Turners Partner Ike nicht mitspielte – Spector zahlte ihm 20.000 Dollar dafür, dass er in jeder Hinsicht Ruhe gab.
Auf dem Cover des Albums war dann natürlich auch Ike zu sehen, das ließ er sich nicht nehmen. Schließlich war Tina sein Produkt, über Jahre missbraucht. Mehr zur Überlebensgeschichte von Anna Mae Bullock, wie die “Queen of Rock” ursprünglich hieß, in der ausgezeichneten (deutschsprachigen) Arte-Dokumentation “Tina Turner – One of the LIving” von 2019.
“River Deep, Mountain High” war für mich und viele Zeitgenossen eine musikalische Offenbarung. 1975 besuchte ich in Dortmund ein Konzert von Ike und Tina Turner. Noch war das Duo, noch war Tina nicht bekannt genug, um die große Westfalenhale mit 13.000 Zuschauern zu füllen. So kamen 4000 Besucher in die kleine Halle. Nach dem animierenden Vorprogramm mit Ike und den drei Ikettes saßen wir etwa zwei Minuten lang in einer komplett abgedunkelten Halle. Dann ertönte ein Schrei, nichts weniger als ein Urschrei, ein kollektiver Stromstoß für 4000 Menschen. Als nach einigen Sekunden das Licht wieder anging, fegte die Sängerin nicht etwa über die Bühne, sondern singend und tanzend durch die Reihen der Zuschauer. Uns standen die Haare zu Berge.
Aus dieser Zeit, um 1971 herum, ein paar (technisch nicht immer saubere) Ausschnitte aus TV-Shows, zum Beispiel aus Hugh Hefners Playboy Club. Sie zeigen die rohe Energie der frühen Tina Turner, die nun mit 83 Jahren gestorben ist und doch unsterblich bleibt für viele Millionen Menschen, denen sie Freude geschenkt hat.