Wo aus Abenteuern Legenden wurden

Die White House Lodge (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Es war ein Tag wie kein anderer. Sie standen vor einem Elefanten und haben ihm in die Augen geschaut. „Das ist wie eine Melodie der Natur“, sagt Elefantenmann Bodo Förster, der gemeinhin nicht zur Poesie, sondern eher zu handfesten Kommentaren neigt. Am Nachmittag, kurz vor Einbruch der Dämmerung und dann bis tief in die Nacht, saßen Bodos Gäste in der White House Lodge zusammen. Ihr Herz war voll und der Mund lief über. Auch eine Veranda kann ein magischer Ort sein,  wo in wenigen Stunden aus den Erlebnissen Abenteuer werden und aus Abenteuern Legenden.

Elefantös: Auge in Auge mit den Riesen

Nüchtern betrachtet, war die White House Lodge das Hauptquartier des Unternehmens Elephant Special Tours. Der erste Mietvertrag datierte vom Jahr 2000, zu zahlen waren 50000 Baht, 1250 Euro – im Jahr! Zwei wechselvolle Dekaden lang schug in diesem Gebäudetrakt im Dorf Mae Sapok das Herz eines Unternehmens, in dem Elefanten das emotionale und geschäftliche Bindeglied waren zwischen Einheimischen und Besuchern aus Europa.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Hier, eine Fahrstunde entfernt von Chiang Mai, lebte Bodo Förster seinen Traum, mit Elefanten in Thailand zu arbeiten, lange auch zusammen mit seinem Sohn Roger. Nun endete der Mietvertrag für die Lodge, im besten Einvernehmen zwischen Vermieter und MIeter.

Der Eingang zur Lodge (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)
Gäste und Mitarbeiter genossen die Aussicht auf die Reisfelder im Tal

Eines Tages kamen die angesehensten Mönche aus den umliegenden Tälern zur Lodge, um ältere Dorfbewohner und Bodo Försters Eltern mit einer besonderen Zeremonie zu ehren. Dem „Elterntag mit Mönchen“ in der White House Lodge habe ich einen eigenen Beitrag in meinem Blog gewidmet.

Manches Mal saß Bodo auch allein oder mit Freunden auf der Veranda, wenn wieder einmal unvorhergesehene Ereignisse seine Gäste aus Thailand fernhielten: Vogelgrippe, Tsunami, Flughafenbesetzung, Militärcoup, gewalttätige Zusammenstöße In Bangkok. Nie aber war die Situation für Elefanten und Unternehmen schwieriger als während der Covid-19-Pandemie.

20 Jahre: Das Bilderbuch der Nostalgie

Die White House Lodge heute: Platt

Natalie Pla, nach vielen Jahren als Geschäftsfüherin von Elephant Special Tours inzwischen wieder in Deutschland tätig, hat bei ihrem jüngsten Besuch in Mae Sapok das alte Gelände erkundet und auf Video festgehalten. Wo die White House Lodge stand, entsteht nun ein Restaurant mit prächtiger Aussicht auf die Reisfelder im Tal, mit ebender Aussicht, die Bodos Elefantenfreunde zwei Jahrzehnte auf der Veranda genießen konnten.

Und in der neuen Zentrale, nur ein paar hundert Meter entfernt von der alten, hoffen Bodo und sein Team, dass schon bald wieder Gäste anreisen dürfen, die einem Elefanten in die Augen schauen wollen.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff