Der Mietvertrag für unsere Bar läuft für ein weiteres Jahr. Zur Feier des Tages war ich mit der nimmermüden Crew, mit Toey, Pim und Lei fein raus – im wunderbaren Restaurant Mix. Es liegt im Stadtteil Nimmanhaemin und wurde unter die 50 besten Restaurants Asiens gewählt.
Das dritte Jahr wird für die Bar das entscheidende sein. Im Moment müssen wir mit drei Fakten leben: Das Leben für die Thais ist teurer geworden, sie beehren die Bar seltener.
In der grünen Jahreszeit, die früher Regenzeit hieß oder Nebensaison, regnet es jedes Jahr mehr. Und unsere Hauptzielgruppe dünnt aus: Westliche Touristen und Expats, also Ausländer, die hier leben. Eine aktuelle Schlagzeile:
Less Western Expats arriving than ever before and a significant fall in working Western expats now in Thailand
Die schlechte Nachricht: Wir ihr wisst, war Toey nach sechs Lottogewinnen in Folge aussichtsreiche Kandidatin für Thailands Bundesnebenverdienstkreuz. Auf Händen getragen von allen, die mittlerweile ihre Zahlen spielen und parasitär profitierten. Me too. Doch im August wie abgeschnitten: Nada, niente, rien ne va plus, flötepiepen. The magic touch is gone. Nach zwei Nullinger-Ausspielungen wollte ich bereits den Familienrat einberufen. Also mich. Vor dieser Tagebuch-Ausgabe habe ich bewusst die Ausspielung am 1. September abgewartet. Und, siehe da: Gewonnen. Toey 3 500 Baht (ca. 90 Euro) und ich auch.
Regenzeit
Tequila! Party in der Bar
Unsere Freundin Aor lebt mit ihrem schottischen Mann Matthew und den gemeinsamen Zwillingen in Saudi-Arabien, das habe ich hier schon mal erwähnt. Nun war sie für ein paar Wochen auf Heimaturlaub und feierte ihren Geburtstag in Toey`s Place.
Volkswagen und Soul
Chiang Mai: Im Kaufhaus Kad Suan Kaew, wegen seiner übersichtlichen Wegführung auch Kaninchenbau genannt, stehen derzeit drei alte Volkswagen zum Verkauf – ein ungewöhnlicher Anblick im Norden Thailands. Doch der Dauerläufer aus deutschen Landen ist auch im Königreich sehr populär.
Chiang Mai: Im Art and Roastery Café gilt das Motto “You never eat alone”.
Elefantenmann Bodo Förster ist zurück von seinem Deutschland-Trip; wir trafen uns auf ein Bier in unserer Bar.
Say a little prayer for Aretha
In meinem Alter ist es normal, dass sich Menschen meiner Generation für immer verabschieden. Auch Weggefährten, die man nie persönlich kennengelernt hat. Aretha Franklin gehört zu den Künstlern, die den Soundtrack meines Lebens mitgestaltet haben und in gewisser Weise sogar mein Leben. Von 1967 bis 1969 war ich bei der Bundeswehr, als Panzerkanonier in der Richthofenkaserne zu Dedelstorf in Niedersachsen. 18 Monate Wehrdienst waren damals Pflicht, und damit ist auch schon die sinnloseste Zeitverschwendung meines Lebens genannt. Mal abgesehen von den großartigen Fotos aus jener Zeit.
Unsere Clique fuhr jeden Mittwochabend 30 km nach Celle, um in einer Kellerdisco Soul zu hören. Otis Redding (Sitting on the dock of the bay), James Brown, Sam and Dave, Aretha Franklin. Wir waren neun Jungs, drei Autos, ich war einer der Fahrer, weil ich als junger Fußballer keinen Alkohol trank.
Auf einer Rückfahrt zur Kaserne fuhr eines der Autos gegen einen Baum, unser Kumpel „Ertl“ Ruff starb auf dem Beifahrersitz. Sein Lieblingslied war „Hey Jude“ von den Beatles, das höre ich seither nur noch in Verbindung mit ihm. Zur Beerdigung durften wir nicht, da wir Krieg spielen mussten in der Lüneburger Heide (in jenen Tagen vergaß ich einmal einen ganzen Fünftonner-LKW im Gelände, aber das ist eine andere Geschichte).
Ich war 19, das Leben schien endlos. Ertls Tod bedeutete, dass jeden Tag Schluss sein konnte. Also musste ich herausfinden, was ich vom Leben will. Reisen auf jeden Fall, frei nach dem Motto: Ich will mir die Erde anschauen, bevor ich sie verlasse.
Aretha Franklin ist im August gestorben. Der Originalinterpret des Liedes „Respect“ war Otis Redding. Er sang es nie wieder, nachdem er Arethas Version gehört hatte. Sarah Vaughan war zu jener Zeit eine gefeierte Sängerin, vor allem mit dem schwierigen Song „Skylark“. Auch den interpretierte Aretha; Sarah Vaughan sang ihn nie wieder. Bei den Grammy Awards 1998 musste Franklin kurzfristig für den erkrankten Luciano Pavarotti einspringen. Sie hätte ein Lied aus ihrem Repertoire singen können, doch sie sang die Puccini-Arie „Nessun dorma“, Pavarottis Markenzeichen.
Den originellsten Nachruf posteten die Models der Vogue: https://www.youtube.com/watch?v=tfjVE-JZgYA.
The world has lost a whole lot of soul.