Bangkoks Nächte der Galerien – Offenherziger Imbiss in Chiang Mai – Weihnachtsgeschenk für Sado-Maso-Freunde
Ich war mal wieder für ein paar Tage in Bangkok. Zeit und Gelegenheit, ein altes Ritual wiederzubeleben: Frühstück auf der Veranda des legendären Mandarin Oriental Hotels mit Blick auf den Chao Praya.
Viele Shops sind noch immer geschlossen in Thailands Hauptstadt, das Nachtleben geht an Krücken, die Gastronomen kämpfen um jede späte Stunde, in der sie Alkohol verkaufen dürfen. Dennoch wirkt die Stadt lebendiger noch als Wochen zuvor, der Verkehr auf der Sukhumvit Road dichter, viele Restaurants besser besucht. Vor allem die teuren in den luxuriösen Einkaufszentren wie Siam Paragon, was so gar nicht zur Pandemie-bedingten wirtschaftlichen Not in Thailand passen will.
Ein paar Eindrücke im Bilderbogen:
Abseits des Zentrums, im Bezirk Bang Rak etwa, verliert sich der Eindruck geschäftigen Treibens. In der Hoffnung auf ein Taxi marschierte ich eine halbe Stunde lang durch die fast verwaiste Charoen Krung Road, ehe mich ein Motorradtaxi auflas und zur BTS-Station Sala Daeng trug. Der Skytrain der Silom-Line war nahezu menschenleer, an einem Samstag.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass sich Bangkok schleichend verändert. Zum Positiven? In welchen Städten können Ausländer am besten leben?, fragte InterNations, ein globales Expat-Netzwerk mit über 4 Millionen Mitgliedern. Kriterien: Freundlichkeit der Menschen, niedrige Lebenshaltungskosten und bezahlbarer Wohnraum. In Südostasien landete Bangkok hinter Kuala Lumpur, Singapur und Ho-Chi-Minh-City/Saigon auf Platz vier, weltweit auf Rang 11. Eine deutliche Verbesserung im Vergleich zur letzten Erhebung.
Covid in der Kunst
Bangkoks lebendige Kunstszene zelebriert in diesen Wochen die Nächte der Galerien. Auch die Kreativen kommen nicht mehr um das Thema Covid herum. In der Galerie ATTA ‘N’ ATTA Art Space, Warehouse 30, zeigen zwölf thailändische Künstler ihre Werke unter der Überschrift Covid Superheroes. Die Superhelden der Pandemie, gefährlicher als der unglaubliche Hulk oder die Avengers aus dem Marvel-Imperium.
Omikron: Du hast uns gerade noch gefehlt
Gehen wir jetzt wieder zurück auf Los? Die Touristiker in aller Welt sahen das zarte Pflänzlein Hoffnung wachsen, die Buchungen auch für internationale Reisen zogen an. Doch nun: Omikron. In Südafrika erstmals identifiziert, schon vorher in anderen Ländern unentdeckt präsent. Thailands Premier Prayuth riet zur Vorsicht und warnte vor Panik. Zeitgleich meldete das Bangkoker Ramathibodi Hospital Center for Medical Genomics, dass nicht alle PCR-Tests die neue Variante erkennen könnten.
Leute: Nong Olive, Ralf Rangnick
Chiang Mai: Die 23-jährige Nong Olive verkaufte ihre Waren an einer Garküche in knappem Kostüm. Die Geschäfte liefen gut, das bemerkten auch Kulturabteilung, Gemeinderat und Polizei.
Manchester: Ralf Rangnick ist nun Trainer des Traiditionsklubs Manchester United. Es ist das spannendste Trainerexperiment der letzten Jahre. Auf der Insel wird “The Godfather of Gegenpressing” mit vielen Vorschusslorbeeren empfangen. Rangnick gilt als fußball-philosophischer Ziehvater der Erfolgstrainer Jürgen Klopp (FC Liverpool) und Thomas Tuchel (FC Chelsea). Ein Experte prophezeit bereits Rangnicks erstes Opfer im Spielerkader von United – und nein, es ist nicht Ronaldo.
Wintereinbruch in Bangkok
Das christliche Fest unter den Augen Buddhas. Kommerz und Sanuk. Dazu der passende Geschenktipp: Thailands Hauptstadt verschneit – Postkarten, Wand- und Tischkalender von Bangkok Snow Removal.
Horst Eckel: Der letzte “Held von Bern” ist tot
Horst Eckel, jüngster Spieler beim “Wunder von Bern”, ist tot. Eine traurige Nachricht und das Ende einer Ära. Die Weltmeister von 1954, der “Alte Fritz”, der Boss, Fußball-Gott Toni und Windhund Eckel, Mannschaftskameraden im Sinne des Wortes und selbstverständlicher, früher Teil meines Lebens als Fan, sind nun im Fußball-Himmel vereint. Auch von den Spielern ihres Gegners Ungarn lebt keiner mehr.
Am 4. Juli 2004, dem 50. Jahrestag des 3:2 in Bern, übernachtete ich mit meinen Brüdern im Hotel Belvédère, seinerzeit das deutsche WM-Quartier in Spiez am Thuner See. Wir schliefen in den Betten von Fritz und Ottmar Walter und Helmut Rahn. Wenn schon, denn schon. Inzwischen waren die Betten gemacht, sie sahen auch einen Schuss moderner aus.
Hoteldirektor Markus Schneider führte uns durch eine kleine Kollektion von 54er-Devotionalien und erwähnte beiläufig, auch die Ehefrau des 54er-Mittelläufers Werner Liebrich sei gerade zu Gast, mit dem Original-Ball vom 6:1 im WM-Halbfinale gegen Österreich im Gepäck. Den wollten wir dann doch mal sehen. “Leider, leider”, beschied uns Schneider, “hat sie den Ball mit ins Bett genommen.”
Links: Hotel Belvédère heute (Foto: Agoda)
“Wenn ein alter Fußballer stirbt, stirbt immer auch ein Moment aus dem Leben seiner Fans”, schrieb Holger Gertz in der Süddeutschen Zeitung, “eine Fernseherinnerung. Ein Stadionnachmittag. Ein Schuss. Ein Pass. Ein Jubel. Sogar wenn man einen Spieler selbst nicht mehr live gesehen hat, kann er einem wie live in Erinnerung bleiben, durch die Erzählungen der Älteren, die dabei waren, wenigstens am Fernseher, oder – noch früher – am Radio. Wenn ein alter Spieler stirbt, meldet sich im mittelalten Fan das Bewusstsein eigener Vergänglichkeit.”
Christian Streich im Video zum Tod von Horst Eckel und zur historischen Bedeutung des WM-Titels 1954.
Abschied von Frank Williams
Auch er war ein Riese – ein Riese im Rollstuhl: Frank Williams wurde 79 Jahre alt. Ein Video-Nachruf im Motorsport-Magazin.
Das Beste zum Schluss: Weihnachtsgeschenk für Sado-Maso-Freunde.
Einen schönen Advent wünscht
Khun Ben
Hallo Bernd. Wieder eine spannende Ausgabe deiner „Post aus Thailand“. Sehr gelungen. Unverzichtbar auch das „Zitat der Woche“ und „Das Beste zum Scluss“. 😁 herzliche Grüße aus Hattersheim, Hessen