Es bleibt trost- und leblos in Chiang Mai. Als wäre das nicht genug, sind schon Anfang Januar einige Menschen für immer von uns gegangen, wie man so sagt. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wieviele Menschen mich in meinem Leben berührt haben, wie kurz oder nachhaltig auch immer. Gerry Marsden gehörte dazu, Leadsänger der Gruppe Gerry and the Pacemakers, die dank des Hits „You`ll never walk alone“ unsterblich wurde und die erfolgreichste Liverpooler Gruppe nach den Beatles war. Und wenn ich heute die Lieder “Don`t let the sun catch you crying” und “Ferry cross the Mersey” höre, bin ich wieder 15.
Titelfoto: This is Anfield
Seit knapp 50 Jahren bin ich Mitglied im World Wildlife Fund (WWF) und unterstütze Projekte in Kalimantan, dem indonesischen Teil von Borneo. Am 24. Dezember starb Widodo Sukohadi Ramono an den Folgen von Covid-19. Er war in Indonesien und international eine Naturschutz-Ikone und setzte sich seit Jahrzehnten für die Sumatra- und Java-Nashörner ein.
Robert Hossein starb mit 93 Jahren – ihn habe ich sehr gerne in den Angèlique-Verfilmungen gesehen. Mein Gott, ist das lange her. Tommy Docherty, genannt „The Doc“, schottischer Nationalspieler und später charismatischer Trainer mit Hang zum Extremen, wurde 92. Filmregisseur Michael Apted (James Bond, Gorky Park) starb mit 78 – ihm danke ich für zwei Filme, die mich bewegt haben: „Gorillas im Nebel“ und „Nashville Lady“ (Coalminer`s Daughter) mit Sissy Spacek, die alle Songs selbst sang und als Schauspielerin in die Hitparaden einfiel
Am 13. Januar schließlich meldeten die Medien den Tod von Bernd Kannenberg (78), Olympiasieger 1972 über 50 km Gehen. Als Kannenberg am 3. September 1972 ins Münchener Olympiastadion einbog, als Erster und von 80000 Zuschauern begeistert gefeiert, stand ich mit meinem Vater auf der Tribüne. Wir erlebten einen der größten Tage der deutschen Leichtathletik: Klaus Wolfermann gewann Gold im Speerwerfen, Heide Rosendahl Silber im Fünfkampf und Hildegard Falck Gold in einem dramatischen Finish über 800 Meter. Natürlich filmte ich Falcks Lauf mit meiner Nizo-Super 8-Kamera vom Start weg. Die ersten 700 m hatte ich voll im Bild, danach war die Spule zu Ende, und Hildchen spurtete ohne mein Zutun ins Ziel.
Am Tag darauf hatte ich mich mit Ludger Weeke verabredet, Wasserball-Nationalspieler und Teil des Olympiateams von München. „Filz“, wie er genannt wurde, spielte für Rote Erde Hamm, wir kannten uns aus meiner Heimatstadt. „Du siehst mir doch ein wenig ähnlich“, sagte er, „hier hast du meine Hundemarke. Ich bin in zwei Stunden zurück.“ So spazierte ich mit seinem Olympiaausweis ins eigentlich bewachte Olympische Dorf. Diverse amerikanische Sprinter joggten an mir vorbei, ich konnte sie vor Aufregung nicht auseinanderhalten. Einen Tag später überfielen palästinensische Terroristen das israelische Quartier im Olympischen Dorf, ich stand mit vielen Schaulustigen 70 m entfernt am Zaun und sah die Geiselnehmer auf dem Balkon und Scharfschützen auf den Dächern. Es war das Ende der „heiteren Spiele“.