Wilde Elefanten und reiche Kultur

Sri Lanka hat alles, was das Herz des Tropenreisenden ersehnt: Vielfältige Tier- und Pflanzenwelt, reiche Kultur und Geschichte, fantastische Landschaften, Sonne, Strand und Meer, Ayurveda, Tee und Kokosnüsse. Auf einer Fläche, die kleiner ist als Bayern.

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So waren wir auf überschaubaren Distanzen mit dem Minibus unterwegs. Doch der heftige Verkehr und teils mangelnde Qualität der Straßen drückten die Durchschnittsgeschwindigkeit meist auf 30 km/h.

1981 war ich schon einmal in Sri Lanka, das bis 1972 Ceylon hieß. Mit gemietetem Wagen und Fahrer habe ich damals die Insel durchkreuzt. Selbst zu fahren war keine Option, dafür hing ich zu sehr am Leben.

Seither hat sich einiges geändert und vieles auch nicht. Ohne die 26 Jahre Bürgerkrieg (1983 – 2009) wäre der Inselstaat südlich von Indien sicherlich weiter. Tourismus ist ein Wechsel auf die Zukunft. Doch verbesserte Infrastruktur (Hotels, Straßen) wird manchmal konterkariert durch desinteressierte Dienstleister. So lebt Sri Lanka mit dem Risko, dass einige mit dem Hintern umstoßen, was andere mühevoll aufbauen.

Foto B. Linnhoff/Faszination Fernost

Unser Führer Udaya ist Singhalese, mit einer Tamilin verheiratet und Vater zweier Kinder, für die er alles tut. Seine  Familie lebt in Kandy. Mit Udaya haben wir einen sympathischen und kenntnisreichen Botschafter Sri Lankas an Bord.

Als Gäste auf Zeit wissen wir nicht, welche Risse der Bürgerkrieg zwischen singhalesischer Mehrheit und tamilischer Minderheit in Köpfen und Seelen hinterlassen hat. Und, mal ehrlich: Welcher Reisende will Probleme wälzen, wenn er zwei Wochen durchs Land streift, um den eigenen Alltag hinter sich zu lassen?

Es sei denn, er wird direkt mit Problemen konfrontiert. So wie es uns ergehen sollte.

Alle Augen und Ohren auf Bodo Förster (Foto B. Linnhoff/Faszination Fernost)

Elefantentrainer Bodo Jens Förster von Elephant Special Tours begleitete uns. Oder wir begleiteten ihn; der Mann neigt zu natürlicher Dominanz. Da wir Bodo aus den Besuchen seines Camps in Nordthailand kannten, war uns klar, dass in den 16 Tagen nicht nur Elefanten auf uns zukommen würden. Sondern auch Sri Lankas Geschichte, Kultur, Politik, Spiritualität, die Menschen dort und all die anderen Tiere. Denn Förster ist Allesfresser in Sachen Wissen, und wir sollten daran teilhaben. Auch an seinen speziellen Kontakten, die diese Tour zu einem außergewöhnlichen Erlebnis machen sollten.

Zum Auftakt Land und Leute – und Tiere

Cobra, Sri Lanka (Photo: B. Linnhoff/Faszination Fernost)
Kobra in Kalpitiya, Sri Lanka (Foto: B. Linnhoff/Faszination Fernost)
  1. Tag: Negombo – 2. Tag: Kalpitiya

Kerstin und Steffi aus Berlin, Margarete aus Sundern im Sauerland, Claude aus Wien und ich aus Chiang Mai in Thailand – das war unsere kleine Gruppe. Erfahrene Reisende, und doch: Wir fremdeln ein wenig am ersten Tag und wissen nicht warum. Sri Lanka gehört nicht zu den Ländern, in denen du ankommst und bist da.

Fotos Kanalfahrt: Claude Hambeck/Faszination Fernost

Ein sanfter Einstieg ist gefragt. Er führt uns zum Sonnenuntergang durch die Kanäle von Negombo in die Lagune hinaus.

Auf der Fahrt nach Kalpitiya bestaunen wir einen neuen Hindutempel und ein ungewohntes Schild in der Instagram-Ära: Fotografieren verboten! Man fotografiert keine Götter, sagen die Hindus.

Auch auf Sri Lanka ersetzt die Maschine inzwischen das Nutztier. Den Reihern scheint dies egal. Im Reisfeld umschwärmen sie den lautstarken „japanischen Wasserbüffel“, wie die Einheimischen den Mähdrescher nennen. Anders als in Thailand, steht der Reis hier meist nicht im Wasser; er wird schleusenartig bewässert von Stauseen, die schon vor 2000 Jahren angelegt wurden.

Im Städtchen Kalpitiya schnuppern wir eine Prise Alltag und verdauen einen Happen ceylonesischer Kolonialgeschichte im einstigen holländischen Fort.

Drei Religionen auf engstem Raum

Dank seiner 1,93 m hat Bodo Förster stets das große Ganze im Blick. In diesem Fall das friedliche Nebeneinander dreier Religionen, dokumentiert auf engem Raum durch einen riesigen, gut vernetzten Buddha, eine muslimische Moschee und eine calvinistische Kirche. Geht doch, denken wir (zu diesem Zeitpunkt können wir nicht ahnen, dass wenige Tage später in Kandy Buddhisten Jagd auf Muslime machen werden).

Und dann begegnen wir noch der Kobra mit ihrem Herrn und Beschwörer. Welch schönes Tier!

Eine Perle: Das Bar Reef Resort

Bar Reef Resort (Photo Claude Hambeck)
Bar Reef Resort (Foto: Claude Hambeck/Faszination Fernost)

In dieser ungewöhnlich schönen, aber auch ungewöhnlich ruhigen Anlage blieben wir gerne länger als nur eine Nacht. In einem der Gartenbungalows mit Namen wie Copper Cabana (Copper = Kupfer) oder Driftwood (Treibholz) Cabana. Ich beziehe die „Coco Cabana“. Nach draußen offene Bungalows, keine Türen, das hat den Charme des Ungewohnten. Der Charme lässt nach, wenn in dunkler Nacht die Natur ihr Recht fordert und die Toilette unter freiem Himmel 20 Meter entfernt ist.

Die Taschenlampe auf dem Weg zum Klo entwirft links und rechts des sandigen Weges beeindruckende Schattenspiele. Ein kleiner Eisvogel kann sich zum Adler aufpumpen. Schlangen soll es hier jedoch nicht geben, heißt es. Bis auf die eine, die drei Tage zuvor…

Das Bar Reef Resort liegt direkt am Meer und ansonsten im Niemandsland. Nächtliche Zerstreuungsmöglichkeiten: Die Hotelbar. Aktivitäten am Tag: Radfahren, Fischen, Kajakfahren, Schnorcheln, Kitesurfen. Oder Fahrten aufs Meer hinaus, um Delfine zu beobachten. Genau das ist unser Plan für den nächsten Morgen.

3. Tag: Flipper am Apparat


So oft ich auf Fähren und anderen Booten im Indischen Ozean unterwegs war – Delfine in freier Wildbahn sah ich nie. So bin ich auch bei unserem Ausflug an der Westküste Sri Lankas auf alles gefasst und auf nichts.

Delfine kommunizieren miteinander, um ihre Jagd zu organisieren und sich gegenseitig über gefundene Objekte zu informieren. Ganz so wie die Führer unserer Boote, die in unterschiedlichen Abschnitten unterwegs sind und per Smartphone Kontakt halten.

Foto B. Linnhoff/Faszination Fernost

Wird der Kapitän unserer Schaluppe angerufen, hört es sich an, als sei Flipper persönlich sei am Apparat – der Klingelton ist den Klicklauten eines Delfins abgelauscht. Nach anderthalb Stunden Fahrt die erlösende Botschaft: Tümmler voraus! Die Boote beschleunigen, es hat was von Treibjagd, und dann sehen wir sie. Ganze Schulen voller Dynamik und Eleganz. Auf meinem Platz Mitte links bin ich noch glücklicher als nass. Und die spitzen Schreie unserer Damen deuten an, dass diese Momente durchaus mithalten können mit anderen Höhepunkten.

Musik des Videos: The Beauty of the dolphins (kevin211193)

3. bis 5. Tag: Dambulla – Die ersten Elefanten

Lobby des Hotels Aliya in Dambulla (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Nach der halbtägigen Fahrt von Kalpitiya nach Dambulla sehen wir die ersten Elefanten: im Aliya Resort & Spa. Dem modernen, weitläufigen Resort werden vier Sterne zugebilligt; das abendliche Buffet verdient in Qualität und Quantität sicher den fünften. Nur der Service weist Lücken auf. Als wir nach opulentem Abendessen wegen Bewegungsunfähigkeit auf unseren Stühlen kleben, sind weit und breit weder Träger noch Sänften in Sicht, um uns aufs Zimmer zu bringen.

Foto B. Linnhoff/Fazination Fernost

Der Pool überrascht uns mit olympischen Ausmaßen. Ansonsten: Elefanten, wohin du schaust. Es mag am Namen des Hotels liegen: Aliya bedeutet Elefant auf Sinhala, der Sprache der Singhalesen.

Ein Tag als Kulturbeutel: Wolkenmädchen und Buddhas

Sigiriya, World Heritage Site, Sri Lanka (Photo: B. Linnhoff/Faszination Fernost)
Sigiriya, Weltkulturerbe aus Granit (Foto B. Linnhoff/Faszination Fernost)
Der Kobra-Felsen (zum Vergrößern auf das Foto klicken)

Lohnt es sich, viele Stufen zu klettern, um zwei barbusige Wolkenmädchen anzutreffen? Eine Wandmalerei, die nicht fotografiert werden darf? Lohnt es sich, bei nieselndem Regen noch deutlich höher zu klettern, um auf einem 200 m langen und 120 m breiten Granitblock in den Ruinen einer Festung herumzuspazieren? Damit einem Sri Lanka zu Füßen liegt? Beides habe ich bereits bei meiner ersten Tour 1981 gemacht, und ich denke immer gerne daran zurück. Und wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, hatten die Wolkenmädchen damals noch nichts gegen ein Foto.

Inzwischen ist meine Höhenangst gewachsen, ganz im Gegensatz zu meiner Fitness. Daher verzichte ich diesmal auf das Weltkulturerbe und genieße stattdessen den weitläufigen, wunderschönen Park am Boden. Margarete, Steffi, Kerstin und Claude aber steigen hinauf auf den „Löwenfelsen“, und siehe: sie bereuen es nicht.

Geschichte und Geschichten: Der Förster in seinem Element (Foto: B. Linnhoff/Faszination Fernost)
Golden Temple, Dambulla (Photo B. Linnhoff/Faszination Fernost)
Goldener Tempel, Dambulla (Foto B. Linnhoff/Faszination Fernost)

Riesig wirkt der Buddha über dem Goldenen Tempel. Sehr ernst und irgendwie jung. Ihn gibt es auch erst seit 2000. Es ist mit 30 Metern die größte Buddha-Statue der Welt, die den Erleuchteten in der Dharmachakra-Pose darstellt. Heißt es.

Es geht recht steil bergan zu den fünf buddhistischen Höhlentempeln im Felsenberg. An Weggefährten mangelt es nie. Die Tempel unter überhängenden Felsen sind knapp 2000 Jahre alt – alt und beeindruckend genug, um ebenfalls zum Weltkulturerbe der UNESCO zu gehören.

Hier befand sich einst das religiöse Zentrum Sri Lankas. Am liebsten wäre ich ganz allein in den Höhlen, die mich aus der gewohnten Welt entführen. So etwas wie diese Statuen, Fresken und Deckenmalereien habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen.

Höhlentempel, Dambulla (Foto B. Linnhoff/Faszination Fernost)

Entspannte Mütter und ein Auto im Schlamm

Elephant in the Minneriya Nationalpark (Photo B. Linnhoff/Faszination Fernost)
Am Tag, als der Regen kam: Elefant im Minneriya-Nationalpark (Foto: B. Linnhoff/Faszination Fernost)

Wer Tiere beobachten will, muss früh aufstehen. Das beherzigen wir, aber die Elefanten im Minneriya-Nationalpark lassen sich trotzdem nicht blicken an diesem Safarimorgen. Frischer Dung verheißt immer wieder Hoffnung, die Produzenten aber bleiben im Wald. So freuen wir uns über Warane, Störche, Marabus, Axis-Hirsche, Adler.



Beim zweiten Versuch am Nachmittag gießt es in Strömen, doch das macht nichts. Eine größere Herde, „gut strukturiert, mit völlig entspannten Müttern, wunderbar“, schwärmt selbst Bodo, der Elefantenmann.

Auf der Rückfahrt sackt unser Jeep in ein Schlammloch, eine Aktion, die eigentlich Elefanten vorbehalten sein sollte. Während wir in Wind und Regen auf Unterstützung warten, reißt unserem Fahrer bei seinen vergeblichen Bemühungen auch noch der Gaszug.

Foto: Claude Hambeck/Faszination Fernost

Dank fremder Hilfe kommen wir aus dem Dreck, und fortan steuert uns unser Fahrer 40 Minuten lang mit Handgas durch weitere Schlammlöcher und teils am Abgrund entlang zum Ausgang des Nationalparks. Respekt!

Foto: B. Linnhoff/Faszination Fernost

Für alle, die es betrifft: Den 88 qkm großen Minneriya-Nationalpark im zentralen Sri Lanka erreicht man am besten über den Maradankadawala-Habarana-Thirukkondaiadimadu-Highway. Wie man`s spricht.

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