Gardens by the Bay: Die Botanik, sie lebe hoch!
Singapur sammelt Superlative: Das Marina Bay Sands Hotel mit seinem 200 m hohen Swimmingpool ist einer, der nächste wartet nur fünf Minuten Fußweg entfernt: Gardens by the Bay. Das Mammutprojekt reiht sich kongenial ein in die mentale DNA des Stadtstaates und wurde schon kurz nach der Eröffnung beim World Architecture Festival 2012 als “World Building of the Year”ausgezeichnet.
Der Preis ging an ein Gesamtkunstwerk. Zwei spektakuläre Gewächshäuser, „Cloud Forest“ und „Flower Dome“, schmiegen sich gläsernen Gürteltieren gleich an die Bucht. Doch vor allem die nachts beleuchteten “Supertrees”, zwölf an der Zahl, faszinieren die Besucher – senkrechte Gärten, 20 bis 50 m hoch, Mammutbäumen nachempfunden und Heimat vieler seltener Pflanzen.
Den Beinamen Gartenstadt hören Singapurs Stadtväter gerne, klingt er doch nach ökologischen Ambitionen. Bald wird es wohl heißen: Die Stadt im Garten. 47 Prozent der Fläche Singapurs sind grün. Wo Land fehlt, wird es halt aufgeschüttet – innerhalb der letzten 50 Jahre wurden 20 Prozent der heutigen Landfläche dem Meer abgerungen!
Im Cloud Forest
Im Cloud Forest ist es feucht und ungewohnt kühl, aus 35 m Höhe prasselt ein Wasserfall herab. Der Spitze des Wolkenwaldes schweben die Besucher im Fahrstuhl entgegen, bergab führt eine Art Achterbahn für Fußgänger.
Fotos Faszination Fernost/B. Linnhoff
Im Flower Dome
220 000 Pflanzen von nah und ganz fern füllen den Flower Dome, selbst Gänseblümchen aus Europa. Wechselnde Ausstellungen kitzeln die Neugier vor allem der Einheimischen, die so immer mal wieder zurückkehren in die Kathedrale der Botanik. Zur Zeit meines Besuches widmete sich der Dome Motiven des chinesischen Horoskops mit besonderer Berücksichtigung des sanften Holzschafs. Kann auch eine Ziege sein – Yang bedeutet im Chinesischen sowohl Schaf als auch Ziege.
Für den, der es genauer wissen will: „Das Schaf steht in der chinesischen Astrologie im ‚Haus der Sexualität‘. Während das Pferd für alles Männliche steht, so steht das Schaf für das Weibliche in der Welt.“
Den Briten Andrew Grant rechnen Eingeweihte zu den führenden Landschaftsarchitekten weltweit; im Youtube-Video spricht er über seine Mitarbeit an den Gardens of the Bay. Seine Vision formuliert er kurz und präzise: Wir müssen “Autobahnen sind gut” ersetzen durch “grüne Infrastrukturen sind besser. Wir leben auf der Erde.” Das gilt für Singapur mangels (Land)Masse nur bedingt, und so darf die Ökologie auch mal in die Höhe schießen.
Fotos: Bernd Linnhoff, Titelfoto: Oliver Wurm, architecturedesign.net
Mehr zu Singapur:
Singapur hört sich sehr schön an. Ich würde es so gerne mal besuchen. Ich hoffe das wird bald der Fall sein. Vorfallem den Flower Dome würde ich gerne besuchen.