This is Thailand: Ignoranz in Uniform

Es ist nicht der erste Vorfall ähnlicher Art an einer thailändischen Universität, und in den Jahren zuvor schafften es vergleichbare Auftritte mühelos in die deutschen Medien. Diesmal nicht; der politisch korrekte Empörungsreflex blieb aus. Das freut mich, denn es ist die angemessene Reaktion.

Erstsemester der Silpakorn-Universität in Bangkok haben ihren Eintritt ins Studentenleben kostümiert zelebriert. Die Mehrzahl in den Kleidern von Maos Roten Garden; ein akademischer Frischling wählte die Rolle des Hitler-Darstellers. Auf dem Foto, das ein Student ins Internet stellte, heben die Beteiligten die rechte Hand zum Gruß.

Es wäre einfach gewesen, die Party als politisches Statement zu deuten, wenn auch als diffuses. Doch der Hintergrund dürfte auch nach meiner Einschätzung ein anderer sein. Arporn Kaenwong, Generalsekretär der thailändischen Kommission für Höhere Bildung, sieht im Auftritt der Studenten den Beleg dafür, dass der Nachwuchs des Landes immer noch wenig bis nichts weiß über wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.

„Beleidigende Ignoranz“

Unter dieser Überschrift fordert Leser Vint Chavala in einem Brief an die „Bangkok Post“, diesen Fall als Gelegenheit wahrzunehmen, das thailändische Schulwesen komplett zu reformieren. Damit die Schüler „sensibel werden für die global geteilte Meinung über unmenschliche Massenmorde an anderen Orten der Welt“.

Über Geschmack wollen wir hier nicht diskutieren, es geht in der Tat um Ignoranz. Da sich die Silpakorn-Studenten im Fach „Bildende Künste“ eingeschrieben haben, ist es keineswegs ausgeschlossen, dass sie Hitler oder Mao eher als kreative Vorbilder für eine Motto-Party wahrnehmen.

FAZ: „Hitler ist jetzt ironisch gemeint“

Es passt natürlich wie verrückt, dass die FAZ gerade jetzt über einen neuen Trend unter europäischen Reisenden berichtet: Diktatoren-Souvenirs. In Mussolinis italienischer Geburtsstadt Predappio gibt es in „zahlreichen Geschäften Feuerzeuge mit dem Gesicht des ‚Duce‘ und, weil es so schön passt, auch solche mit dem Gesicht des ‚Führers‘, außerdem Hitler-T-Shirts, Hitler-Bierhumpen, Hitler-Weinflaschen und so fort. Für das kleine Portemonnaie: Streichholzschachteln mit Hakenkreuz drauf. Die Kunden sind, soviel man von den Händlern hört, hauptsächlich keine Neonazis.“

Sondern mehrheitlich Europäer, die eine europäische Schulbildung genossen haben.

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Foto: FAZ/F1ONLINE