Wenn es eng wird, bin ich weg

Foto: B. Linnhoff/Faszination Fernost

Mein Herz rast, mein Atem auch. So fühlt sich eine Panik an, die bereit ist zum Start. Wir sind unterwegs in den Höhlen von Chiang Dao. Eine fröhliche Gruppe, mit jedem Schritt weiter ein wenig stiller und zugleich aufgewühlter. Links sitzen Buddhas, oben hängen Fledermäuse. Wir klettern durch seltsame Felsformationen, staunen über schillernde Farben, schrecken zurück vor irritierenden Schatten.

“Mind your head!”, sagt die Frau mit Laterne. Sie führt die Gruppe an. Neben, vor und über uns großes Naturtheater. Wir schwitzen wie jeck und sind doch hin und weg. Genauer: Die Anderen sind hin, und ich bin weg. Ich tauge nicht zum Höhlenmenschen. Vor uns ein Spalt im Gestein. Da müssen wir durch. Kriechen. Ohne mich. Ich trete den geordneten Rückzug an. PLATZANGST.

Hätte ich von den Engpässen gewusst, ich wäre von vornherein draußen geblieben. Was ein Fehler gewesen wäre. Denn meist war auch für mich genügend Platz. Den Gedanken an das Drama in der Tham-Luang-Höhle im Juli 2018 hielt ich kaum aus – wäre ich einer der Fußballjungs gewesen, hätten mich die Retter schon mit dem Baseballschläger betäuben müssen, um mich zum Ausgang schleusen zu können.

Foto: Moritz Linnhoff/Faszination Fernost

Auch ohne Buddha-Statuen, ohne steinerne Mönche und Figuren aus der buddhistischen Mythologie wären die Höhlen von Chiang Dao spektakulär genug. So aber schlendern wir durch eine geheimnisvolle, mystische Welt.

Der Irrgarten war einst ein heiliger Ort

Foto: B. Linnhoff/Faszination Fernost

Die Höhlen von Chiang Dao liegen nördlich von Chiang Mai, etwa 70 km oder anderthalb Fahrstunden entfernt.  Vor ihrer Entdeckung im Jahr 1635 galten sie als heiliger Ort. Mönche lebten dort, Einsiedler auch.

Der Eingang zu den Höhlen (Foto B. Linnhoff/Faszination Fernost)

Der gesamte Komplex gleicht einem Irrgarten mit zahllosen Quersträngen und erstaunlichen 14 Kilometer Länge. In zwei Höhlen (Tham Phra Nawn/360 m lang und Tham Seua Dao/540 m) gibt es elektrisches Licht. In den drei anderen, die noch für Besucher offen sind, ist es finster. Auch dort sind manchmal Touristen unterwegs, oft auf allen Vieren kriechend, geleitet von lokalen Guides mit Lichtern.

Jeden zweiten Stein, jede kuriose Form verbinden die Einheimischen mit einem Tier oder einem menschlichen Körperteil. Manches können wir nur mit viel Fantasie bestätigen, manches leuchtet sofort ein. Als mir unsere Führerin jedoch einen großen Elefanten einreden will, der für mich allenfalls aussieht wie eine fossile Muschel, zwinkere ich ihr amüsiert mit dem linken Auge zu. Sie zwinkert zurück. Und sagt: “Ist er nicht schön, der Elefant?”

“Die Hand” in der Höhle von Chiang Dao (Foto: B. Linnhoff/Faszination Fernost)

Der Wat Tham Chiang Dao

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Wegen der spektakulären Höhlen bekommt der Wat Tham Chiang Dao am Eingang des Labyrinths selten die verdiente Aufmerksamkeit. Wie alle Waldtempel, so scheint auch dieser dem Wesen der buddhistischen Lehre näher zu kommen als der prächtigste Wat in der Stadt.

Wat Tham Chiang (Foto: Moritz Linnhoff/Faszination Fernost)

Mönche sehen wir diesmal nicht. In der Regen- bzw. Fastenzeit bleiben sie meist in ihren Kammern, um zu meditieren.

Unsere Empfehlung für alle, die Chiang Mai besuchen oder auf dem Weg dorthin das Schild “Chiang Dao Cave” erblicken: Nichts wie hin! Für einen Besuch des hoch gelegenen Tempels Wat Tham Tha Phlong in der Nähe oder eine Stippvisite in der Stadt Chiang Dao mit ihrem Hilltribe-Markt reichte uns diesmal die Zeit nicht.

Foto: B. Linnhoff/Faszination Fernost

Fotos: Faszination Fernost/Bernd+Moritz Linnhoff

In der Nähe der Höhle:

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