Titelfoto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Bewegte Geschichte auf zwei Stockwerken

Stolz und ein wenig herablassend blickt der Buddha hinunter auf die Besucher im National Museum zu Chiang Mai. Die langen Ohrläppchen zeugen von adliger Herkunft – nur reiche Leute konnten sich die kostbaren Ohrringe leisten, die die Läppchen dehnten. Der 1,82 Meter hohe Kopf ist alles, was blieb von der bronzenen Buddha-Statue Phra Saen Swae. Komplett wäre sie sechs Meter hoch und damit die größte ihrer Art, die je im ehemaligen Lanna-Königreich gefunden wurde.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Kopf am Wat Yangkuang ausgegraben, einem lange Zeit verlassenen, 500 Jahre alten Tempel südlich der Altstadt. Von 1926 an zierte die Büste das National Museum in Bangkok, ehe sie am 6. Februar 1973 zurückkehrte nach Chiang Mai. An diesem Tag eröffnete König Rama IX, im Westen besser bekannt unter dem Namen Bhumibhol Adulyadej, das National Museum, eines von sieben im ganzen Land.

Mit 700 Jahren bewegter Historie im Kreuz kann Chiang Mai die eine oder andere Geschichte erzählen. „Sprechen wir von Kunst und Architektur, ist diese Stadt einzigartig“, sagt Anek Sihamat, Generaldirektor des Departments of Fine Arts Thailand. Nach vierjähriger Renovierung wurde das National Museum 2017 wiedereröffnet. Seitdem verbindet es Jahrhunderte alte Artefakte mit modernster Technologie.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Eine spezielle Ausleuchtung verstärkt seit der Renovierung die Wirkung der ausgestellten Exponate. Zeitgenössische Informationstechnologie soll helfen, jüngere Zielgruppen anzuziehen – eine Herausforderung, vor der heute viele Museen stehen.

Wandgemälde (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

In Chiang Mai können die Besucher auf Wunsch QR Codes und AR (Augmented Reality) Codes, 3D-Darstellungen, Touchscreens und ein virtuelles Museum nutzen, um mehr über die reiche Kultur und den einzigartigen Kunststil im Norden Thailands zu erfahren.

Stoßzähne und Elefantenhaken (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Das Museum zeigt Sammlungen und Objekte aus acht nördlichen Provinzen mit dem Schwerpunkt Chiang Mai. In 16 Räumen insgesamt, je acht im Erdgeschoss und im ersten Stock.

Wer den Fokus auf die Geschichte, Kunst und Architektur des Lanna-Reiches legt, sollte oben beginnen. Dort finden sich auch Ansichten und Höhlenmalereien menschlicher Ansiedlungen in prähistorischen Zeiten und archäologische Entdeckungen, die bis in die Ära des Haripunchai-Reiches (11. bis 13. Jahrhundert) zurückgehen.

Im Erdgeschoss erwarten den Besucher Exponate buddhistischer Kunst, ein Fußabdruck des Erleuchteten, handgefertigte Textilien, Murals (Wandgemälde). Töpfereien und Keramiken zeugen von frühem Austausch mit entfernten Regionen, mit Indien, Sri Lanka, Bagan in Burma und auch China.

Fotos Faszination Fernost/B. Linnhoff

Das Museum steht am Super Highway Chiang Mai-Lamphang im Stadtteil Chang Phuak, nur 50 Meter entfernt vom Tempel Chet Yod. Geöffnet ist von Mittwoch bis Sonntag (9 bis 16 Uhr). Fotografieren (ohne Blitz!) ist erlaubt. Montags, dienstags und auch an öffentlichen Feiertagen bleibt die Dauerausstellung geschlossen.

Beim Eintrittsgeld werden Ausländer, wie so oft in Thailand, deutlich stärker zur Kasse gebeten als die Einheimischen. Ausländer (Erwachsene und Kinder): 100 Baht. Thais (Erwachsene und Kinder): 20 Baht.

Foto: Tourism Authority of Thailand (TAT)