Drei Sterne und jede Menge Stars

Superman und Mike Tyson zum Frühstück (Fotos Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Oh, East is East, and West is West, and never the twain shall meet.

Rudyard Kipling

Der Osten ist der Osten und der Westen der Westen und beide sollten einander möglichst nicht begegnen. Hat Rudyard Kipling gesagt, der nicht nur das Dschungelbuch geschrieben hat. Im Klong Suan Plu Resort zu Ayutthaya kennt man Kipling nicht, dort prallen Ost und West ungebremst aufeinander. Traditionelle Thai-Motive, meist aus gutem Holz geschnitzt, leben Tür an Tür mit den Fantasieprodukten westlicher Popkultur. In der Summe ist es der schrägsten Hotels, in denen ich je übernachtet habe. Drei Sterne und jede Menge Stars. Als ich mich daran gewöhnt hatte, dass mir Superman und Mike Tyson beim Frühstück auf den Teller gucken, reisten wir schon wieder ab.

Die Unterkunft hatten wir eher spontan gebucht, ohne uns detailliert zu informieren. Andere attraktive Hotels in Ayutthaya waren ausgebucht, letztlich blieb das Klong Suan Plu. Wir blieben drei Nächte; für meine Zimmerkategorie zahlte ich umgerechnet knapp 25 Euro pro Nacht.

Kurioserweise waren und sind all die Gestalten, an denen die Kinder der Gäste genauso viel Spaß haben wie ihre Eltern, auf den Hotelfotos der meisten Buchungsplattformen nicht zu sehen. Sind wir durch Zufall in eine temporäre Ausstellung geraten? Sind die Skulpturen neu? Mit Blickrichtung Instagram installiert?

Mein kanadischer Freund und Reisebegleiter Niall, mit dem ich das Klong Suan Plu angesteuert hattte, trank sein Bier im Angesicht einer besonders ausgefallenen Figur, die ich leider nicht einordnen Konnte.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Die Hotelanlage ist groß und verwinkelt, hinter jeder Ecke lauert eine Überraschung. Hier sitzt E.T., dort warten auf Holz gemalte buddhistische Wächter. Plötzlich stehe ich vor Bumblebee, dem Transformer und wenig später vor einem geschnitzten Mönch. Selbst der Herr der Ringe hat es in die Kollektion geschafft.

Am ersten Abend jagte mir der unglaubliche Hulk im Halbdunkel einen schönen Schrecken ein, ehe ich, vorbei an zwei charmanten, aber doch etwas hölzernen Damen, die Treppe nahm und um drei Ecken herum zu der von Elefanten bewachten Tür meines Zimmers gelangte, auch das komplett aus Holz. Erleichtert sank ich auf die mittelharte Matratze meines Bettes, das von einem amerikanischen Seeadler bewacht wurde. Wer benötigt da noch einen Safe für die Wertsachen?

Zur thematischen Abrundung entdeckten wir auch noch ein politisches Motiv: die seit Langem vom burmesischen Militär inhaftierte Aung San Suu Kyi.

Der Hotelmanager war rund um die Uhr bemüht, die Gäste zufriedenzustellen. Keine leicht Aufgabe angesichts diverser Probleme, zumal er von seinem Personal keine Unterstützung erwarten konnte. Meist gab es auf den Zimmern keinen Internetempfang. Die Angestellten waren des Englischen nicht mächtig, was normalerweise kein Problem darstellt, in Verbindung mit verblüffendem Desinteresse an den Gästen jedoch deren Vergnügen mindert. Verblüffend deshalb, weil wir diese Art Gleichgültigkeit in Thailand selten antreffen und weil auf den Buchungsplattformen vor allem der Service der Unterkunft gerühmt wird.

Die drei Sterne des Hotels erschienen uns angemessen, die vielen Holzschnitzereien, verstreut über die ganze Anlage, aber verdienen fünf. Den von Schmerz gezeichneten Charakterkopf schaute ich mir immer wieder an. Frau? Mann? Egal – ein Kunstwerk.

Die Unterkunft liegt ein wenig abgelegen, was wir bei unserer übereilten Buchung übersahen. Mit dem Tuktuk aber gelangten wir problemlos zu den historischen Tempelanlagen der alten Königsstadt und ins Zentrum.

Alles in allem haben wir unseren Aufenthalt in diesem ungewöhnlichen Gasthaus genossen. Trörö!

Alle Fotos: Faszination Fernost/B. Linnhoff