Interview, Teil 2: Das große Fressen kostet

Faszination Fernost: Wo sehen Sie die gravierendsten Veränderungen der letzten zwanzig Jahren in Ihrem Geschäft?

Förster: Heute gibt es mehr Individualtouren, wie sie auch bei uns angeboten werden. Vor allem aber arbeiten die Elefanten mehr als früher. Das läuft meinem Grundgedanken zuwider: Mit guten Einnahmen dafür Sorge zu tragen, dass die Tiere weniger arbeiten müssen.

FF: Sind die Elefanten in den Camps heute überlastet?

Förster: Es gibt immer mehr Camps, immer mehr Tiere werden gebraucht. Die Zahl der asiatischen Elefanten aber sinkt. Also züchten die Besitzer und Camps mehr als vorher. Die Preise für Elefanten sind gestiegen; früher war ein Kalb eine Last, weil die Mutter nicht zur Arbeit eingesetzt werden konnte, heute ist es eine Investition. Wenn die ausgewachsenen Tiere aber immer mehr arbeiten müssen, dann sind sie früher müde. Dann reagieren sie wie Menschen – sie haben keine Lust.

Foto: Faszination Fernost/B. Linnhoff

FF: Kürzere Arbeitszeit bedeutet mehr Lust, und schon haben wir die Lösung?

Förster: Zumindest einen Teil der Lösung. Ja, wir brauchen mehr Ruhepausen für den Elefanten. Keine Sieben-Tage-Woche. Auch wenn er dann kein Geld einbringt und nur frisst und kostet.

FF: Wie können Sie in Ihren Camps nachhaltig arbeiten?

Förster: Nachhaltigkeit geht nur über Finanzierbarkeit. Ein Elefant muss Geld verdienen, in jedem Camp. Meine Mahuts sind krankenversichert, das gibt es vielleicht in fünf Prozent der Camps in Thailand. Wir investieren sehr viel in abwechslungsreiches Futter. Den Farmern sagen wir: Baut nicht Mais an oder Reis, liefert uns Heu. Sie vertrauen uns, wir geben im Jahr 30 000 Euro allein für Heu aus. In Nordthailand Gras anzupflanzen, ist nicht so einfach. In der Regenzeit wird es nicht trocken, und in der Trockenzeit wächst nichts, da ist es zu heiß. Die anderen Camps scheuen Investitionen, wie wir sie machen.

Der erwachsene Elefant frisst nun mal seine 250 Kilogramm Pflanzliches am Tag, in der Natur fast nur Bambus, dazu Holzartiges, Rinde, Wurzeln; im Süden Thailands mehr Elefantengras, Mais, Ananasstrünke – ein Futter, das teilweise voller Fertilizer und Pestizide ist. Ein Tier frisst normalerweise 20 Stunden am Tag. Pflanzen haben weniger Energie, also muss es mehr davon fressen.

Bodo Jens Förster mit Gast (Foto: Faszination Fernost/B. Linnhoff)

FF: Welche Rolle spielen die Reiseveranstalter für Ihr Geschäft?

Förster: Eine nur sehr kleine, da fast alle unsere Gäste direkt bei uns buchen. Auch die Tierschutzdiskussionen haben unser Geschäft kaum beeinflusst. Denn die Buchungen unserer Touren beruhen weit überwiegend auf Empfehlungen früherer Gäste. Und die wissen, wie bei uns gearbeitet wird. Ich verstehe, dass die Reiseveranstalter durch Festlegen bestimmter Kriterien Druck ausüben, damit sich die Campbesitzer zu diesen Kriterien bekennen. Der Gedanke ist gut, aber nicht praktikabel. Er ist in den Gehirnen von Westlern entstanden. Aber von zehn Touristen hier sind nur zwei aus dem Westen, der Rest kommt aus Asien.

Fotos: Faszination Fernost/B. Linnhoff

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