Groß, großartig und – seltsam
Einfach nur fabelhaft: Der Wat Ban Den ist der größte und auch großartigste Tempel, den ich bisher in Thailand gesehen habe. Einer der seltsamsten auch. Wir waren dort am Morgen des Khao Phansa Tages. Dem Beginn der dreimonatigen Regenzeitklausur der Mönche, in der sie ihre Tempel nicht verlassen und über Buddhas Lehren nachdenken sollen.
Ein Tag, an dem die Gläubigen den Mönchen zu Beginn ihrer „Fastenzeit“ traditionell Geschenke mitbringen und den Segen der Beschenkten erhoffen. Doch im Wat Ban Den sahen wir keinen einzigen Mönch. Nicht einen Kuttenzipfel in Safran, Ockergelb oder Orange. Der Abt und seine Mönche, so sagte uns eine einheimische Besucherin, bevorzugten eher den nicht so öffentlichen Kontakt mit betuchten Besuchern aus Bangkok und weniger den Austausch mit dem Fußvolk.
Eine Vermutung, die sich vielleicht aus der Geschichte des Tempels erklärt. Sein Abt, bekannt unter dem Namen Kru Ba Tuang, übernahm den Wat 1988 in miserablem Zustand, sammelte jedoch in kurzer Zeit mehrere Millionen Baht an Spenden ein, um den Tempel zu renovieren. Der Spendenfluss hält an; das Geld kommt von Menschen, die in den Bezirken rund um den Tempel leben, und von wohlhabenden Buddhisten im ganzen Land.
Viele Anhänger Buddhas glauben, dass Spenden an religiöse Institutionen die Aussicht auf eine höhere Daseinsstufe im nächsten Leben verbessern. Von dieser Annahme leben manche der 37 000 Tempel in Thailand sehr gut.
Nach allem, was ich von Buddhas Lehre mitbekommen habe, hat die Qualität des nächsten Lebens viel mit dem Verhalten im jetzigen zu tun und wenig mit Geld, obwohl auch Spenden selbstverständlich als gute Taten gelten. Andererseits sollten Mönche, so verstehe ich den Buddha, ein bescheidenes Leben frei von Bedürfnissen aller Art führen. Wie man hin und wieder in thailändischen Medien erfahren darf, sehen zahlreiche Mönche das anders.
Warum sollte es bei den Buddhisten anders sein als bei den Christen oder Muslimen? Das Bodenpersonal bestimmt, in welcher Qualität die Lehre übermittelt wird.
Fest steht: Mit den Spenden, die Abt Kru Ba Tang erreichten, hat der Mann eine phantastische Anlage geschaffen. Mehr als 15 Gebäude, teils im Lanna-Stil, exquisite Schnitzereien aus Teakholz, ein Areal voller mythischer Figuren, mit Löwen und Tigern und den schlangenartigen Nagas als Wächtern.
Die Menschen im Norden Thailands glauben, dass der Geist eines Verstorbenen im Chedi seines Tierkreiszeichens zur Ruhe kommt. So ließ Kru Ba Tuang zwölf Chedis (auch: Stupas) bauen, für jedes Tierkreiszeichen eins.
Es wird unablässig gebaut im Wat Ban Den. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Der beeindruckende Tempel steht in Mae Taeng, etwa 40 km nördlich von Chiang Mai, eine knappe Fahrstunde entfernt.
Am Ende unseres Besuches sahen wir dann doch noch Mönche im Wat Ban Den: Die konservierten und verehrten Toten, die manchmal erscheckend lebendig wirken.
Fotos: Faszination Fernost/B. Linnhoff, Kesorn Chaisan (3)
Tempel in Chiang Mai:
Danke, sieht toll aus, werden wir bald mal besuchen. In Google Maps fand ich ihn auch, in Mae Taeng, hier die Koordinaten: 19°09’26.8″N 98°58’43.8″E = N 19.157456, E 098.978831.
Gruss aus Chiang Mai, Erich