Eine schummrige Gasse mit dem Flair einer bewegten Vergangenheit

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Die Soi Nana muss man am Abend besuchen, wenn es dunkel ist, schummrig. Na klar doch, werden nun viele mit einem Augenzwinkern sagen. Weil sie an die Soi Nana und Nana Plaza denken, das Vergnügungsviertel mit den Go-Go- und Ladybars nahe der Sukhumvit Road. Doch die Soi Nana, die ich meine, liegt am Rand von Bangkoks Chinatown, fünf Gehminuten entfernt vom alten Bahnhof Hua Lampong oder auch von der Yaowarat Road. Eine Gasse, eingebettet in die alte Kultur Chinas und eine behutsam modellierte Moderne.

Die Soi Nana also, die ich meine, beweist: es kann sich lohnen, Orte mit dem Flair der Vergangenheit zu erhalten und nicht abzureißen. Kleine, feine Bars, Cafés und Restaurants locken Nachtschwärmer an, die Atmosphäre ist eher intim, wenn man das von einer Straße sagen darf, die auch des Nachts noch befahren wird, selten jedoch. Überlaufen ist die Soi keineswegs, wenngleich Bars wie ToT/Teens of Thailand oder Wallflowers auch in Bezirken wie Thonglor oder Ekamai ein Erfolg wären. Doch sie stehen in Chinatown, und da gehören sie hin. Selbst das traditionsreiche Jazzlokal Brown Sugar hat in der Soi Nana eine neue Heimat gefunden.

In den Fünfzigern die Heimat von Gangstern

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Die Gasse hat sich seit der Ära der „Gangster in der Stadt“ ständig verändert, nur viel heller ist sie nicht geworden. In den 1950er und 1960er Jahren war Soi Nana die Heimat krimineller Gangs, als fast jede Straße Bangkoks „Eigentümer“ hatte. Es war eine nicht nur optisch düstere und dazu beängstigende Zeit. Mit der Zeit verschwanden die Banden. Die Soi verwandelte sich nach Angaben der in der Gegend lebenden eingewanderten Chinesen in ein Viertel voller Drogerieläden, bis heute riecht es manchmal nach den pflanzlichen Heilkräutern traditioneller chinesischer Medizin.

Nach 2010 erwachte die Straße Schritt für Schritt zu einem völlig neuen Leben; diverse angesagte Cafés und Bars einer neuen Generation wurden eröffnet, mit einer optisch gelungenen Melange aus Alt und Modern.

Inzwischen ist die Soi Nana auf dem besten Weg, ein Ort für viele Geschmäcker und eine echte Alternative zu den Bars in Sathorn, Silom oder Sukhumvit zu sein.

Die Pandemie hat einige der Bars der ersten Generation zum Aufgeben oder zum Ortswechsel gezwungen, gastronomische Neuankömmlinge füllten die Lücken.

ToT/Teens of Thailand

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Da stand ich nun vor der Tür und las: Teens of Thailand. Deutlicher Hinweis auf eine Zielgruppe, zu der ich seit Jahrzehnten nicht mehr gehöre. Die Facebook-Seite hieß “alle nichtsnutzigen Teens und alle ebenfalls nichtsnutzigen, von der Midlife-Crisis Gebeutelten” willkommen, die Gin lieben. Noch immer fühlte ich mich nicht angesprochen, bis auf den Gin. Also öffnete ich die schwere Holztür am Eingang und war drin.

Das ToT ist ein Paradies für Gin-Liebhaber. Es soll 80 unterschiedliche Kreationen auf Gin-Basis geben, tägliche Wechsel inbegriffen. Ab 400 Baht kosten die Drinks, die dann auch so großzügig bemessen sind, dass zwei Drinks für einen durchaus beschwingten Abend sorgen können.

Mit ihren fantasievollen Kreationen hat es die Cocktailbar auf Rang 12 der besten Bars in ganz Thailand geschafft.

Natürlich gibt es den klassischen Negroni, von dem es heißt: Nach dem ersten willst du nicht mehr arbeiten, nach dem zweiten kannst du es nicht mehr. Für die Süßen unter den Gästen gibt es den Gin Chocolate Martini, andere bevorzugen den Ramos Gin Fizz und so fort.

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ToT/Teens of Thailand auf Facebook

Tel. +66 97 003 1173

Geöffnet täglich von 18.00 bis 24.00 Uhr

Erinnerung an das Teens of Thailand vor der Pandemie

Es sah ein wenig anders aus, die Besatzung auch, doch es ging schon damals ausschließlich um Gin.

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Bar/Restaurant Ba hao

Diese moderne, chinesisch inspirierte Bar wurde nach der Pandemie wiedereröffnet, mit brandneuen Cocktail-Rezepten. Bei Opium (B288) handelt es sich um einen klassischen Negroni, angereichert mit Ginseng und Kräuterlikör, während bei den Five Rivers (B288) Rum, Drambuie (Whiskylikör) und Fernet Blanca mit den Aromen chinesischer Fünf-Gewürz-Liköre verfeinert werden. Wer es etwas leichter mag, probiert Forbidden Gold (Pflaumenpüree mit Pfirsichlikör, Limette und Tsingtao-Bier, B288).

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Einer der Besitzer, Tikhamporn Chuenkittivoravat, wurde im Mandarin Oriental Bangkok zum Koch ausgebildet. Im Ba Hao offeriert er traditionelle chinesische Wohlfühlsnacks wie Enten-Wan-Tans, serviert mit Chili-Sesamöl (B218) oder Jian Bing (chinesischer Crêpe gefüllt mit Tofu-Cracker, Hackfleisch, Chili und Hoisin-Sauce, B248).

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Tel. +66 62 464 5468

Geöffnet täglich von 17.00 bis 24 Uhr

El chiringuito

Auch in dieser Shophouse-Bar wird es nicht hell. Restaurierte Holzmöbel und alte Plakate sorgen für ein dezent beleuchtetes Retro-Ambiente. Im Menü wird es dann spanisch; der Besitzer war sechs Jahre lang in Spanien tätig. Neben Tapas gibt es zum Beispiel Tortilla de Patatas (Omelette), Albondigas (Fleischbällchen) oder Empanadas (Teigtaschen) oder Bocadillos (Sandwiches), die man alle mit einem Xoriguer-Gin herunterspülen kann.

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Tel +66 98 996 5479

Geöffnet Donnerstag bis Sonntag 18.00 – 23.00 Uhr; Montag, Dienstag, Mittwoch geschlossen

Wallflowers Café und Wallflowers Upstairs (Rooftop Bar)

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Das Wallflowers (Mauerblümchen) steht gegenüber der ToT-Bar, am Eingang einer schmalen Soi; es ist die eierlegende Wollmichsau unter den gastronomischen Betrieben in der Soi Nana.

Café mit mächtigen Torten, Restaurant mit reichhaltiger und viel gelobter Speisekarte (Optionen für Vegetarier und Veganer), Cocktailbar, auch Livemusik wird geboten und obendrauf die Rooftopbar Wallflowers Upstairs. Man kann auch ebenerdig an einer kleinen Bar draußen sitzen.

Ich mag die Atmosphäre und war bei meinen Besuchen stets mit Speis und Trank zufrieden. Die Bewertungen im Netz allerdings gehen weit auseinander, viele Gäste reiben sich an den hohen Preisen. Andere loben das anheimelnde Design, viel gemütliches Holz, kein Stahl, kein Glas.

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Tel. +66 094 671 4433

Wallflowers Café geöffnet täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr; Wallflowers Upstairs geöffnet täglich von 17.30 Uhr bis 24 Uhr.

Fotos Faszination Fernost/B. Linnhoff, Homepage

Brown Sugar

Brown Sugar, 1. Stock (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Ein neuer Platz, die alten Vibes. Seit seiner Gründung 1985 ist das Jazzlokal mehrfach umgezogen und nun in der Soi Nana heimisch geworden. Die Stammgäste zzogen mit, sie lieben die tägliche Livemusik in attraktivem Ambiente unter den strengen Blicken von Miles Davos. Die Gäste können zur Musik eine Auswahl an alkoholischen Getränken sowie thailändische und internationale Küche genießen.

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Tel. +66 37 949 895

Geöffnet Dienstag bis Sonntag von 17.00 bis 01.00 Uhr, montags geschlossen

Tep Bar

Die Tep Bar, gelegen in einer schmalen Seitengasse der Soi Nana, gibt es seit 2015. Seitdem ist sie allabendlich gut besucht von den Liebhabern tradtioneller Thaimusik, gespielt von Studenten auf traditionellen thailändischen Instrumenten. Die Zahl der Liebhaberinnen und Liebhaber ist größer als vielleicht vermutet, auf Facebook folgen der Tep Bar mehr als 35.000 Menschen. Nicht ausgeschlossen, dass das auch mit den vorzüglichen Speisen und Cocktails der Tep Bar zu tun, die Preise haben es allerdings in sich.

Tep Bar auf Facebook

Tel. +66 98 467 2944

Geöffnet Samstag/Sonntag von 17.00 bis 01.00 Uhr, Montag bis Freitag von 18.00 bis 01.00 Uhr

Hotels in der Nähe der Soi Nana:

Hotel-Tipp Bangkok: 103 Bed and Brews, Chinatown

Hotel-Tipp Bangkok: Shanghai Mansion

Seitengasse der Soi Nana