“Museen sind Friedhöfe. Gemälde gehören an Restaurantwände, in Tankstellen, auf Herrentoiletten.”

Bob Dylan

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Gemälde habe ich noch nicht entdeckt auf Herrentoiletten, aber mehr oder weniger witzige Sprüche und Graffiti zuhauf. Graffiti, früher geschmäht als gesprühter Vandalismus, gelten mittlerweile als Wegbereiter für Street Art. Kunst, dereinst exklusiver Stoff für höhere Stände, ist in den Straßen heute gebührenfreies, ideenreiches Augenfutter für Alle.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Chiang Mai im Norden Thailands wirbt für sich mit wunderschönen Tempeln, der Architektur des einstigen Lanna-Königreiches, Garküchen, dem entspannten Charme einer großen Kleinstadt und reichlich Natur drumherum. Nur zögernd dringt die Kunde von einer sehr lebendigen Kunstszene über die Stadtgrenzen hinaus. Auch in der stetig wachsenden Open-Air-Galerie Asien stellt Chiang Mai eifrig aus.

Ausländische Besucher fühlen sich in den Nebenstraßen und Gassen der Altstadt manchmal wie in Museen mit Wandgemälden in Berlin oder Tokio. Hier allerdings ist der öffentliche Einsatz der Künstler ihre einzige Chance, gesehen zu werden.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Etliche Kunstwerke wissen um ihre geringe Halbwertzeit, da sie kommunale oder private Baustellen temporär optisch aufwerten. Immerhin gibt`s die Leinwand umsonst, auf der auch mal ein Songtext von Nirvana Platz findet.

Tiere der Tropen

So verschieden die Stile, so unterschiedlich die Themen. Wir sind in Südostasien. Da kann es nicht verwundern, wenn wir auf den Mauern tropischer Fauna begegnen. Allerdings nahezu ausschließlich einheimischen Arten. Migranten begegnen einer brutalen Null-Toleranz-Mentalität, wie ein afrikanisches Zebra erfahren musste.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Thailands Alltag: Mythologie und harte Arbeit

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff
Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Die Kunst der Straße

Die Gegend rund um die Mae-Jo-Universität ist eines der Zentren der Wandmalereien und durfte bereits das Graffiti-Festival “Meeting of Styles” ausrichten. Ob Graffiti, ob Street Art, die Botschaft war klar: Beides ist nun anerkannte zeitgenössische Kunst.

Think Park, Nimmanhaemin (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Mae Jo allerdings liegt rund zehn Kilometer vom Zentrum Chiang Mais entfernt. Wer sich diesen Weg ersparen möchte, findet im Stadtzentrum genügend Exponate, die mit dem Tuk-Tuk oder gar zu Fuß bequem zu erreichen sind.

Einige Motive verschwinden im Laufe der Zeit, andere kommen neu hinzu, die Szene ändert sich ständig. In der Stadt werden ständig neue Hotels, Hostels, Restaurants und Shops gebaut. Mit der Fertigstellung verschwindet oft die Kunst am Bau.

Zudem halten manche Grundstückseigentümer Street Art nach wie vor für Vandalismus. So wurden die originellen Malereien nahe dem Stadttor Suan Dok überpinselt; die Mauer erstrahlt nun wieder in einheitlich-hässlichem Aschgrau.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Fotos: Faszination Fernost/Bernd Linnhoff, Kesorn Chaisan (1)

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