Titel: Blick von meinem Balkon am ersten Abend

Abgeflogen als Auswanderer, gelandet als Einwanderer

Am 27. September 2008 landete ich auf den Bangkoker Flughafen Suvarnabhumi. Abgeflogen als Auswanderer, angekommen als Einwanderer.

Als ich ging, da ging nur ein Teil von mir: Etwa 1000 Bücher ließ ich zurück, hunderte Langspielplatten, CDs und den Plattenspieler. Bücher und Alben hatten meine Sicht der Welt beeinflusst und mein Leben bereichert, daher blieb auch ein gutes Stück Leben zurück.

Gutes Zureden war gefragt bei der Beruhigung der Eltern, beide Mitte 80, man bleibt ja immer auch Sohn. Beim Gedanken an Thailand hatten sie noch die Bilder vom Militärcoup von 2006 vor Augen, als Panzer durch Bangkoks Straßen rollten. Weder meine Eltern noch ich wussten, dass ein Putsch in Thailand fast schon zur Folklore gehört – was rollende Tanks in den Straßen nicht sympathischer macht.

Soi Prompak in Thonglor/Bangkok – am Ende der Gasse wartet der Turm

In meinem neuen Leben wollte ich mit leichtem Gepäck reisen. So kamen nur ein paar Kisten mit der Spedition Schenker nach Thailand, auf dem Wasserweg. Sechs Wochen nach mir erreichten sie ihr Ziel. Von einer mexikanischen Sitzgruppe plus Tisch abgesehen, die sich in den Tropen zuhause fühlen würden, hatte ich alle Möbel in Deutschland gelassen. In Thailand werden die meisten Wohnungen mit kompletter Einrichtung vermietet: Fernseher, Sofa, Tische, Betten, Kühlschrank, Küche mit Geschirr und Besteck, alles da. Mal modern oder – wie in meinem Appartment – solide und funktional. Ein paar Fotos, einige über Jahrzehnte erworbene Gemälde an den Wänden und einige wenige Bücher sorgten für die persönliche Note.

Angekommen. JC Tower, 19. Stock.