Buddhas jüngste Jünger
Der Puls der Metropolen schlägt in den Hauptstraßen. In den Abzweigungen und Gassen aber warten die Überraschungen, auch wenn – oder gerade weil – Asiens Alltag dort ein gemächlicheres Tempo geht. Das gilt für Bangkok, das gilt für Yangon. Also zog ich von meinem Hotel Clover los in die nächste Gasse, deren Name in keinem Reiseführer verzeichnet ist. Für alle, die sich dorthin durchfragen möchten, habe ich den Namen im (Titel)Bild festgehalten.
In einer knappen halben Stunde fand ich: ein Meditationszentrum für Anhänger der buddhistischen Vipassana-Lehre; Myanmars Filmmuseum; einen mit Buddha bestens verdrahteten Tempel; den obligatorischen Markt; Dschungel mitten in der Stadt; einen Kiosk mit Snacks und neugierigen Augen; eine Mönchsklause; den Bambusmann und zwei Bauarbeiter, die ich bei ihrer Arbeit nicht stören wollte. Sie aber legten die Arbeit nieder und bestanden so freundlich wie bestimmt auf einem Foto.
Zuletzt traf ich einen 19-jährigen Studenten, Fan des FC Arsenal. Der englischen Premier League entkommt man auch in Asiens entlegenen Ecken nicht. Ich fragte ihn nach seinem Namen. Die Birmanen unterscheiden nicht zwischen Vor- und Nachnamen. Das Aung im Namen der Volksheldin Aung San Suu Kyi bedeutet „Gewinn“ oder „Erfolg“, Kyi bedeutet „klar“ oder „rein“. Wenn ich den Fußballfan richtig verstanden habe, lautete sein Name Youn, was so viel heißt wie „Schutz“.
Warum gerade Arsenal? „In seinen besten Momenten“, so Youn, „ist Arsenals Spiel einfach nur schön. In den schlechtesten Momenten sterben sie in Schönheit und verlieren gegen den Letzten. Schlechte Voraussetzung für Meisterschaften oder Pokale. Aber Schönheit und Leiden, damit kennen wir uns aus hier. Insofern ist mir Arsenal sehr nahe. Jetzt geht es vorwärts mit Myanmar, und vielleicht gewinnt Arsenal im nächsten Jahr mal wieder einen Titel.“
Sprach`s und ging studieren. Sport und Philosophie, vermute ich.
Die Straße, in der ich unterwegs war, heißt in dem für uns vertrauteren Idiom Wingaba Road. Sie ist nur 15 Minuten zu Fuß entfernt von Yangons größter Sehenswürdigkeit, die „über der Stadt zu schweben scheint wie ein UFO“, schrieb der “Spiegel”. Sie war mein nächstes Ziel: Die Shwedagon-Pagode.