Titelbild: Khun Disco/Faszination Fernost

Mit dem Roller durch Thailands hohen Norden

Foto: Khun Disco/Faszination Fernost

5. Tag: Chiang Rai – Mae Sai (62,6 Kilometer)

Affen und Fische (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Wat Tham Pla – der Affentempel

Hier ist der Affe Chef. Mit der Ankunft bekommen wir einen längeren Stock in die Hand gedrückt, zur Wahrung der sozialen Distanz. Denn mit Makaken ist nicht zu spaßen. Stämmiger Körper, kräftige Gliedmaßen, das Gebiss eines Raubtiers. Tagaktiv und eher auf dem Boden zuhause als in den Bäumen. Also nie weit entfernt von uns. Allesfresser offensichtlich – bei unserem Freund Stefan haben sie schon den Sattel seines Fahrrads angefressen. Glücklicherweise saß er nicht drauf.

Eben war das noch mein Eis (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Der Affentempel liegt östlich der Schnellstraße Nr. 1, etwa 16 km vor Mae Sai, und ist ganz leicht zu verfehlen. Die knappe Ausschilderung verweist nicht etwa auf einen Monkey Temple, sondern auf den Wat Tham Pla. Was auf Deutsch etwa heißt: Höhlentempel mit Fischen. Auf dem Weg zum Teich mit den vielen Fischen wuseln die Makaken herum, und auf dem Wasser fährt ein Skelett Rad.

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Das nächste Skelett begrüßt uns in der Gebetshalle mit einem Wai. Vornehm gewandet im Lanna-Stil und politisch korrekt mit Maske, das glaubt einem in Deutschland doch kein Mensch. Daneben steht eine Mönchsfigur; nach einer kleinen Spende redet der Glatzkopf mit hoher Stimme auf uns ein – auf Thai natürlich.

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Zum schrägen Ensemble der Anlage gehört der sogenannte Höllengarten mit übewiegend magersüchtig wirkenden Puppen, die – auch hier nach einer kleinen Spende in den Schlitz eines Automaten – ihre Glieder schütteln. Was die Kinder vor dem Käfig nachhaltig verstört. Und als sich im Nebenkäfig auch noch ein Untoter aus dem Grab erhebt, die Hände zum Wai gefaltet, klammern sich die Kleinen dann doch an die Beine ihrer amüsierten Eltern.

Auf die beiden Tempelhöhlen haben wir verzichtet; zu denen liefert unser Freund Stefan in einem eigenen Post die notwendigen Informationen. Stefan hat einige Jahre in Mae Sai gewohnt, lebt nun in Chiang Rai und kennt sich im Norden sehr gut aus.

Skurril und doch: ein Tempel

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Und letztlich ist auch der Wat Tham Pla ein buddhistischer Tempel, prächtig gelegen am Fuß eines bewaldeten Hügels.

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Und tschüs!

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Stippvisite in Mae Sai

Khun Boonlote stöhnt im Hotel Baan Sabai (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Wir erreichen den nördlichsten Punkt Thailands. Boonlote Saetiow begrüßt uns, ihm gehört das Guesthouse Baan Sabai in Mae Sai, einer Stadt mit 38000 Einwohnern an der Grenze zu Myanmar. Corona nahm den Einheimischen einen umtriebigen, wirtschaftlich wichtigen Teil ihres Alltags – den kleinen Grenzverkehr nach Tachilek auf burmesischem Gebiet. Von unserem Zimmer im dritten Stock schauen wir über den verehrten König Bhumibol und die Dächer der Stadt hinweg auf die bewaldeten Hügel Myanmars.

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Khun Boonlote kann sich nur bedingt darüber freuen, dass wir in seiner Herberge für die Nacht zwei Zimmer buchen. „Das Geschäft ist komplett eingebrochen“, klagt er und so sieht er auch aus, „gestern hatten wir einen Neuseeländer zu Gast, der auf Phuket lebt. Heute seid ihr hier und zwei weitere Gäste. Davon soll ich mit meiner Familie leben?“ Der etwa 14-jährige Sohn arbeitet derweile unbeeindruckt an seinen Hausaufgaben.

Bettgenossen, gut frisiert (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Am Abend essen wir an einer der vielen Garküchen im Zentrum Mae Sais, ehe wir unser Haupt zur Ruhe betten. Für 650 Baht erhalten wir saubere, erstaunlich geräumige Zimmer. Disco schläft im Hundesalon, ich hingegen teile mir den Raum mit farbenprächtigen Fasanen.

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Auch an dieser Stelle ein Verweis auf unseren Nordthailand-Experten Stefan, der in seinem Blog die wichtigsten Infos zu Mae Sai aufbereitet hat – für alle Reisenden, die das Städtchen künftig ansteuern und dann hoffentlich auch wieder nach Myanmar hinübergehen können.

6. Tag: Mae Sai – Goldenes Dreieck – Mae Salong (110 km)

Happy Road: Mit den besten Wünschen schicken uns die Wandmalereien nahe unserem Guesthouse auf die nächste Etappe. Bis zum Goldenen Dreieck, unserem erklärten Ziel, sind es noch 25 Kilometer.

Fotos Faszination Fernost/B. Linnhoff

Cocktail im Anantara Golden Triangle Elephant Camp & Resort

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Das Anantara Golden Triangle Elephant Camp & Resort überrascht uns am Wegesrand. Gelegen in Rufweite des Goldenen Dreiecks, ist es bekannt für sein Elefantencamp in einschüchternd schöner Natur. Und wir haben Glück – da schaukelt tatsächlich ein Dickhäuter an uns vorbei.

Ich hatte zuvor schon einiges über das Fünf-Sterne-Resort gelesen. Da wir nun mal dort sind, bitten wir am Eingang um Einlass zum kurzen Besuch. Ein Tuk-Tuk bringt uns zum Haupthaus; wie so oft auf unserem Trip, sind wir auch beim Cocktail in der Elephant Bar and Opium Terrace fast unter uns.

Fotos: Faszination Fernost/B. Linnhoff (3), Anantara-Homepage (3)

Blick von der Terrasse des Anantara (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

House of Opium

Am besten im Liegen (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Im ersten Moment denke ich, Sadio Mane habe für den Opiumsüchtigen Modell gelegen. Doch der Stürmer des FC Liverpool bevorzugt vermutlich einen anderen Rausch: den des Erfolges. Auch die Vorstellung, sich bei vollem Bewusstsein nicht bewegen zu können – wie die Wirkung des Opiums oft beschrieben wird -, dürfte für einen Sportler eher beklemmend sein.

Der Mann, der da im „House of Opium“ herumliegt, nur wenige Meter Fußweg vom Goldenen Dreieck entfernt, scheint bestens ausgestattet mit allem, was der Süchtige so braucht. Selbst die Haltung ist vorbildlich: Die Knie angezogen und eine Ferse gegen den Hintern gedrückt. Nach Ansicht der Bergvölker im Norden ist das die beste Stellung, um Opium zu genießen.

Mit den einfachen Mitteln eines Folkloremuseums schildert das 1990 eröffnete House of Opium im Dorf Ban Sop Ruak Ära und Zyklus von Opiumanbau, -ernte, -verzehr und -schmuggel.

Opium bestimmte seit dem 19. Jahrhundert Leben und Jahresrhythmus der Hilltribes (Meo, Yao, Lahu, Lisu, Hmong und Akha) an den Grenzen zu Myanmar und Laos. In Thailand waren es vor allem die Einwanderer aus Südchina, die die Droge konsumierten. Gewonnen aus dem Saft der Schlafmohnpflanze, wurde sie in getrockneter Form geraucht.

Pfeifen und Gewichte

Khun Sa – der Prinz der Finsternis

Khun Sa

„Sie werden gebeten, an den Neujahrsfeierlichkeiten der Shan teilzunehmen“, so stand es in der Einladung. Sie kam direkt von Khun Sa alias Chang Shi-Fu, dem Prinzen der Finsternis, dem rücksichtslosesten Kriegsherrn des Goldenen Dreiecks. Tiziano Terzani, der legendäre Asien-Korrespondent des Spiegel, nahm die Einladung an und konnte anschließend nicht nur von seiner Begegnung mit dem „letzten große Drogenkönig der Welt“ (Stand 1993) erzählen, sondern auch andeuten, wie der Heroinhandel damals funktionierte. Khun Sas Reich produzierte zeitweise die Hälfte des weltweiten Angebots.

Nach dem Verbot kam der König

Erst 1958 verbot Thailands Regierung Konsum und Verkauf im Königreich. Obwohl Verbrauch und Handel noch einige Zeit florierten, mussten die Bauern auf Dauer andere Gewächse anbauen. Schon vorher waren sie weder durch Opium noch das Derivat Heroin reich geworden – den goldenen Schnitt machten immer die Händler.

Anfang und Ende der Sucht (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Auf Initiative des thailändischen Königs Bhumibol Aduljadej (1927 – 2016) bauten die Bergvölker in den Siebzigerjahren Tee, Gemüse und vor allem Kaffee an. Nach der Brandrodung der Opiumfelder forsteten sie den Wald neu auf und pflanzten Obstbäume als Schattenspender für die Kaffeesträucher. Es war der Beginn einer Entwicklung, an deren Ende Chiang Mai heute als „Kaffeehauptstadt Südostasiens“ gilt. Hauptlieferant von Opium, Heroin und Morphin in alle Welt ist seit mehr als 25 Jahren Afghanistan.

Blühende Landschaften im Goldenen Dreieck

House of Opium: 212 Moo.1 (Ban Sop Ruak Village), Tambon Wiang, Amphoe Chiang Saen, Chiang Rai Provinz, Thailand 57150

Zielankunft: Am Goldenen Dreieck

Foto: Kollege Selbstauslöser

Wo der Fluss Ruak in den Mekong mündet: Auch ohne Schlafmohn-Felder, Opiumproduktion und Heroinhandel blieb der Mythos des Goldenen Dreiecks bis heute lebendig. Weggefährte Disco und ich sind das beste Beispiel, schließlich war dieser Ort Anlass und Ziel unserer Reise.

Es gibt gar nicht mal viel zu sehen hier. Der Ort Sop Ruak lebt von der Faszination der kriminellen Historie und den Fremden, die der Vergangenheit nachspüren wollen. Der Begriff Golden Triangle wurde von der amerikanischen CIA geprägt, die auf die riesigen Profite des Drogenhandels anspielte – heute kann man hier vor allem Souvenirs erwerben, Erinnerungen eben.

Seinen notorischen Ruf als Drogen-Dorado erlangte das Goldene Dreieck während des Vietnamkriegs, als der Absatzmarkt für Rauschmittel sprunghaft anstieg. Die CIA investierte Gelder aus dem Drogenhandel zur Finanzierung verbündeter Armeen, z. B. der Hmong-Armee in Lao.

Blick nach Laos, im Hintergrund chinesische Casinos, die die Landschaft verschandeln (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Seit einigen Jahren und während der Pandemie nähert sich der Drogenhandel im Dreieck wieder goldenen Zeiten. Die Art der Substanzen hat sich geändert – chemische Drogen sind leichter, schneller und in größerer Menge zu produzieren -, und die Gemeinde der Süchtigen wächst Jahr um Jahr, sie werden immer häufiger online bedient.

Blick nach Myanmar (Foto: Khun Disco/Faszination Fernost)

Und noch ein Opium-Museum

Foto: Khun Disco/Faszination Fernost

Bevor wir uns auf den Weg nach Mae Salong machen, schaue ich noch einmal in meine Reiseunterlagen. Und siehe da – es gibt hier zwei Museen zum Thema Opium. Das House of Opium, dessen unprätentiöse Darstellung uns so gut gefallen hat, sei langweilig und zu vernachlässigen, lese ich. Aber die Hall of Opium, die sei ein Muss.

Schöne Drogen-Metapher: Durchs goldene Tor in die Nacht (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

5600 qm, verteilt auf drei Stockwerke. Zehn Jahre Bauzeit, Baukosten von zehn Millionen US-Dollar und viel High-Tech. Sphärische Klänge geleiten uns etwa 120 Meter weit durch tiefblaue Nacht; aus den Wänden ragen immer mal wieder die modellierten Fratzen Süchtiger heraus. Dafür auf der Horrorskala von 1 bis 10 eine 7.

Fratzen in der Wand (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Wir landen im ersten Stock, hier wird die Historie des Opiums aufgdröselt, für mich der interessanteste Teil der Ausstellung. Auch weil seine Majestät hier erwähnt wird, der Kaiser von Deutschland, König von Preußen im Namen des Deutschen Reiches.

Für mich war immer klar: Dieser Stoff, aus dem die Träume sind, kam aus Asien in den Westen. Es wird nicht das letzte Mal bleiben, dass mich meine gezielte Halbbildung täuscht. Der Begriff Opium kommt aus dem Griechischen und bedeutet Säftchen. Da liegt es nahe, dass auch der Schlafmohn selbst ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammt. Droge und Sucht wurden also von West nach Ost exportiert und nicht umgekehrt.

Die Richtung stimmt

In der Blütezeit des Britischen Empires, im 19. Jahrhundert, trieben die Briten Handel mit allen Ländern, nur mit China nicht. Die Chinesen benötigten nichts von dem, was die Briten produzierten. Als Britanniens Kolonie Indien mit der berühmten East India Company jedoch Opium nach China lieferte, wurde nahezu die gesamte Bevölkerung abhängig und dezimiert. Was letztlich zu den Opium-Kriegen im 19. Jahrhundert führte. Hongkong wurde während des Ersten Opiumkriegs 1841 vom Vereinigten Königreich besetzt und durch den Vertrag von Nanking 1843 zur britischen Kronkolonie erklärt.

Eine Zeitlang war Opium in China sogar legal, die darauf erhobene Steuer in Höhe von 25 Prozent machte den Stoff für die Regierung zu einem guten Geschäft.

Die Hall of Opium am Goldenen Dreieck zeigt – zum Teil multimedial -, wie eine Pflanze mit dem sedierenden Namen Schlafmohn Territorien formte, Kriege verursachte und befeuerte, viele Menschenleben kostete, große Kunst schuf und Teil der modernen Medizin wurde. Nicht schlecht für den klebrigen Saft einer kleinen Kapsel.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Golden Triangle Park (gegenüber vom Eingang zum Anantara Golden Triangle Resort), Wiang Chiang Saen, Chiang Rai 57151.

Zwei Hotels und eine verwirrende Fahrt

Weiter geht`s (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Am frühen Nachmittag fahren wir weiter Richtung Mae Salong. Zwei Hotels der nobleren Kategorie haben wir uns für die Nacht in den Bergen vorgemerkt, das näher gelegene soll gewinnen. Auf unserer Fahrt gen Westen über Mae Chan wundern wir uns darüber, dass Google Maps immer dieselbe Entfernung zu den beiden Hotelsanzeigt, bis auf die Stellen hinter dem Komma.

Dank einer größeren Baustelle brauchen wir für ein kurzes Stück doch zweieinhalb Stunden. Schließlich geht zur Rechten eine bergige Straße hoch, die sich einige hundert Meter weiter teilt. Nach links geht es zum Phu Chaisai Resort, nach rechts zum Hotel Katiliya – die beiden Hotels sind Nachbarn und verdienen eine gesonderte Geschichte:

Natur und Luxus: Zwei Top-Hotels nahe Mae Chan und Mae Salong

7. Tag: Hotel Katiliya – Mae Salong – Chiang Rai (90 km)

Wolf Wondratschek: Die Schöpfung macht Musik (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Teatime im Dorf der Kuomintang

Die Straßen sind überwiegend in exzellentem Zustand, bieten genügend Platz und Grip. Und doch zieht sich unsere Fahrt zum Dorf Mae Salong. Denn die gut 30 Kilometer auf dem Highway 1234 führen über die steilsten und kurvigsten Straßen Thailands.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Zudem dürfte unsere Fahrt den einen oder anderen Umweg enthalten haben. Wir hielten uns streng an die Empfehlung von Yogi Berra – der frühere US-Baseballspieler wurde auch dank seiner Sprüche berühmt, Yogiisms genannt:

Wenn du auf eine Weggabelung triffst, nimm sie.
Straßenmärkte ohne Kunden (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Ist die Identität des Menschen wirklich mit dem Ort verknüpft?

Offiziell heißt die Ansiedlung Santi Khiri (Berg des Friedens). Wir sind auf zahlreiche Garküchen mit Nudelgerichten gefasst und auf das Gefühl, in einer chinesischen Stadt zu landen – viele Bewohner, vor allem die älteren Frauen und Männer, sprechen fließend Mandarin. Doch links und rechts der Hauptstraße geht es sehr ruhig zu. Keine Spur von wuseligem Treiben, dank Corona fehlen auch hier die Touristen.

Wir landen tatsächlich in einer chinesischen Stadt – und doch auf thailändischem Boden. Anders als in Bangkok, New York oder anderen Metropolen, wo die Chinatowns von Kaufleuten und Arbeitern gegründet wurden, waren die Stadtväter Mae Salongs Soldaten. Geschlagene Soldaten, die sich nicht ergeben wollten.

Guesthouse mit Gewehr (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Etwa 12000 Uniformierte der 93. Division der 8. Kuomintang-Armee flohen 1949 aus der chinesischen Provinz Yunnan in den Shan-Staat Burmas, nachdem Maos Befreiungsarmee die Kontrolle über China gewonnen hatte. Auf Dauer siedelten sich viele der Kämpfenden in Thailand an. Dort blieben sie lange in den Opiumhandel involviert, mit dem sie weitere Kämpfe und ihr Leben finanzierten.

Kuomintang: Erinnerungen an die Kämpfe von einst

in den Siebzigern noch kämpften sie im Grenzgebiet Seite an Seite mit den Thais gegen kommunistische Aufständische. Zum Lohn erhielten viele Ex-Kuomintang ab 1978 die thailändische Staatsbürgerschaft. Inzwischen hatten sie dort, wo einst der Schlafmohn blühte, unverdächtigere Stoffe angepflanzt und dazu beigetragen, Drogenanbau und -handel einzudämmen: Kaffee, Macademia-Nüsse, Pfirsiche und Lychees, vor allem Tee. Anfangs halfen die Kameraden aus Taiwan (wo die Kuomintang-Partei heute die Regierung stellt) mit Teepflanzen und Fachwissen aus.

Heute sprechen die Nachkommen der einstigen Kämpfer fließend Thai, aber immer noch perfekt Chinesisch. Ihre faszinierende Geschichte und Kultur zieht schon lange die Touristen in Scharen an. In Thailands Ferienzeiten kommen die Menschen nicht nur aus Chiang Rai (90 Minuten Fahrzeit) nach Mae Salong, sondern auch aus entfernteren Regionen. Dann sind die Restaurants und Teeläden pickepacke voll.

Museum für Chinas Märtyrer

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Disco und mir fehlt das Basiswissen, um die Dokumente im Museum der chinesischen Märtyrer zu verstehen. Die Fotos erinnern an gefallene Helden, blutige Schlachten und die allmähliche Integration in den neuen Lebensmittelpunkt Thailand.

MacTeefürzweifix

Zwei Sorten Oolong (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Zum Abschluss, das muss sein, gönnen wir uns die Verkostung des vielgelobten Oolong-Tees. Diese traditionelle chinesische Teesorte wird in ihrer Heimat Schwarzer Drachentee oder auch Grünblauer Tee genannt. Sie enthält mehr Koffein als grüner und weniger als schwarzer Tee. Dank weniger Gerbstoffe gilt sie als sehr bekömmlich.

Oolong-Tee ist gut für das Immunsystem, Zähne und Haut, wirkt gegen Allergien und hilft beim Abnehmen. Nur Fahrradfahren kann er nicht, und er spricht kein Wort Latein.

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Geordneter Rückzug: Übernachtung in Chiang Rai

Von Mae Salong fahren wir die Serpentinen hinunter nach Mae Chan und dann über die Schnellstraße 110 nach Chiang Rai, der letzten Station vor unserer Abschlussetappe zurück nach Chiang Mai.

Zurück im Hotel Riverie (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Beim ersten Aufenthalt im Hotel Riverie habe ich meinen eBook-Reader vergessen, ihn hole ich nun ab, daher bleiben wir für die letzte Übernachtung gleich da. Das australische Steakhaus „Hungry Wolf“ liegt gleich um die Ecke, dort stärken wir uns mit deutschen Würsten. Wer eine vegetarische Grundhaltung mit ein paar fleischlichen Sünden konterkarieren will, ist hier bestens aufgehoben.

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8. Tag: Chiang Rai – Chiang Mai (187 Kilometer)

Guanyin (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Beim Frühstück schauen wir ein letztes Mal hinüber zu Guanyin, der chinesischen Göttin der Barmherzigkeit. So langsam realisieren wir, dass wir in einer mobilen Woche noch einige Momente mehr gesammelt haben als erhofft. Der allerletzte ist mysteriös: Die Luftspiegelung einer Pagode.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Zurück auf der Straße hält uns nichts mehr, trotz einer 40 Kilometer langen, staubigen Baustelle und zeitweisem Regen danach: Die letzte unserer Etappen absolvieren wir am Stück. Zwischenzeitlich fürchten wir für Sekunden, uns zu den Khmer-Tempeln von Angkor Wat verirrt zu haben. Zwei Stunden später sind wir zurück in Chiang Mai.

Rätsel am Straßenrand (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Aus Erinnerungen werden Geschichten

Wir wollten zum Goldenen Dreieck, und wir waren da. Eine Reise durch Thailands Norden beglückt und beansprucht Seele, Geist und Körper. Wir wissen jetzt mehr – nicht nur über Opium – und fühlen uns enger verbunden mit den Orten und den Menschen, die dort leben. Es ist nicht Einschränkung, sondern Glücksfall, dass wir, die in Thailand leben, derzeit nur innerhalb des Landes reisen können.

Nun werden unsere Erlebnisse zu unseren Geschichten. Wir nehmen sie überall mit hin. Denn Geschichten sind wichtiger als Dinge.

Foto Khun Disco/Faszination Fernost

‘Road trips are the equivalent of human wings. Ask me to go on one, anywhere. We’ll stop in every small town and learn the history and stories, feel the ground, and capture the spirit. Then we’ll turn it into our own story that will live inside our history to carry with us, always. Because stories are more important than things.’

Victoria Erickson
Von Chiang Mai ins Goldene Dreieck (Teil1)