Aor starb mit 46 Jahren

Aors Kinder (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Aor ging vor der Zeit, wie man so sagt. Sie starb mit 46 und hinterließ sechs Kinder von vier Vätern, darunter die Zwillinge Ida und Arty, die nun sieben Jahre alt und in der Obhut ihres Vaters Matthew sind. Wie im Buddhismus üblich, wurde Aors Leichnam verbrannt. Im Norden Thailands stehen Krematorien nicht auf dem Gelände eines Tempels, sondern separat. Die Trauerfeier war schon schlimm genug, doch wir alle verloren die Fassung, als der Sarg in den Ofen geschoben wurde und nicht durch die Öffnung passte. Ich mag mir Matthews Gefühle nicht vorstellen, als der Bestatter den Sarg mit einem Holzpfahl in die Öffnung hämmerte. „She not want to go“, sagte meine Frau, und das passte zu ihrer besten Freundin.

Aor war das, was man eine Betriebsnudel nennt. Stets gut gelaunt, eine Bereicherung jeder Party, temperamentvoll und immer bereit, eine normale Situation in eine Groteske zu verwandeln. Auf unserer privaten Hochzeitsfeier 2016 bat ich sie, meine auf Englisch gehaltene Rede ins Thai zu übersetzen. Ich weiß nicht, wie nah sie an meinen Worten blieb, aber ich weiß noch, dass alle Thais quer in der Luft lagen. Ruhe in Frieden, liebe Freundin.

Rüdiger Schmitz ist tot

Am Tag nach Toni Schumachers Abschiedsspiel: Von links stehend Felicitas Kroth, Uli Stein, Marlies Schumacher, Tommy Damerow, Toni, Susi und Hans-Peter Lehnhoff, Bernd, Wally Damerow; sitzend vorn Rüdiger Schmitz und Herbert Neumann

Rüdiger Schmitz war einer der ersten Spielerberater im deutschen Profifußball. Da er u. a die Kölner „Flocke“ Flohe, Toni Schumacher, Pierre Littbarski, Thomas Kroth und Herbert Neumann betreute, hatte ich als Journalist beim SID und bei dpa häufig mit ihm zu tun. Unser Umgang war freundschaftlich, auch deshalb, weil Rüdiger nie versuchte, die Berichterstattung in irgendeiner Form zu beeinflussen.

Im Lauf der Zeit konzentrierte sich der gelernte Vermessungsingenieur auf die Projektierung von Fußballarenen. Auf seine Initiative geht die Schalke-Arena zurück, deren Hauptmerkmale die mobile Dachkonstruktion und ein Rasen waren, der aus dem Stadion hinaus- und hineingeschoben werden konnte – an der frischen Luft konnte er sich besser erholen. Rüdiger hatte die neuartige Konstruktion bei Vitesse Arnheim entdeckt, Schalkes Rudi Assauer war von den Novitäten begeistert und hatte dann auch die Leidenschaft und die Power, die erst keineswegs unumstrittene Multifunktionsarene bis zur Realisierung durchzudrücken.  

In der Kabine nach Tonis Abschiedsspiel

1992 stand Toni Schumachers Abschiedsspiel in Köln gegen die deutsche Nationalmannschaft an. Ich gehörte zum Organsisationsteram, da Rüdiger mir die Aufgabe übertrug, die Kommunikation rund ums Spiel zu konzipieren und umzusetzen. Zur Verstärkung zog ich meinen Freund und Kollegen Tommy Damerow dazu. In den drei Monaten vor der Partie fuhren wir mit Toni über Land zu den Interviewterminen bei TV- und Radiosendern sowie Printredaktionen.

Toni war der denkbar beste Partner. Unkompliziert und immer engagiert. „Wo soll ich morgen früh sein und wann?“, fragte er jeweils am Abend nach einer PR-Tour, und dann war er da. Immer bemüht auch, jedem Journalisten andere Formulierungen zu bieten und nicht denselben Text wiederzukäuen. Die meistgestellte Frage war, wie er sich nach dem Abschied fühlen werde. „Wie ein Ferrari, der in der Garage steht bei laufendem Motor“, sagte er dann. Und beim nächsten Interview ließ er sich ein neues Bild einfallen. Diese drei Monate waren die schönsten und leichtfüßigsten meiner beruflichen Laufbahn.

Zum Jahrestag des Abschiedsspiels trafen wir uns im kleinen Kreis im Kölner Lokal „Macca-Ronni“. Im Laufe des Abends schenkte Toni zum Dank für die gute Zusammenarbeit Tommy und mir eine Woche Aufenthalt im Club Med im türkischen Kusadasi. Die Reise ist mir auch deshalb im Gedächtnis geblieben, weil ich mit meiner Freundin hinflog und Tommy als Single mit seinem Sohn Jerome – auf dem Rückflug war ich von meiner Freundin getrennt und Tommy hatte eine neue Freundin, die er im Club kennengelernt hatte.

Ein Jahr nach dem Abschiedsspiel im Kölner Restaurant Maca-Ronni

Ab Mitte der Neunzigerjahre bis etwa 2012 versuchte Rüdiger Schmitz, seine Vision von einem 303 Meter hohen Kegel umzusetzen, dessen Erdgeschoss eine 90000 Zuschauer fassende multuifunktional Arena beherbergen sollte. Ein faszinierendes Milliardenprojekt: Der Future Dome. Ich schrieb jeweils die Konzepte für die Kommunen der Städte, die an dem Projekt interessiert waren. Im Laufe der Zeit waren dies u. a. Berlin, Rom, Shanghai, Okinawa und die Golfstaaten Bahrain und Qatar. Doch zur Realisierung des Projekts kam es leider nie. Dazu ein Link aus dem Focus: Ein rheinischer Manager plant die größte Sport- und Erlebnisstätte aller Zeiten.

Und hier ein gelungener Nachruf auf Rüdiger Schmitz.

Zum Abschluss: Chinesisch Neujahr 2024 in Bildern