111 neue Fälle in Thailand – Gesamt: 1.045 – Tote: 4
Corona ist das große Thema, aber in Chiang Mai brennen uns mehr noch die aktuellen Waldbrände auf den Nägeln, d. h. in den Lungen. Es ist der Doi Suthep, der brennt, am Rande der Stadt. Die extrem lange Feuerlinie wird durchaus bekämpft. Von Feuerwehrleuten, die beim aufoperungsvollen Einsatz ihr Leben riskieren – vor ihrem Mut und Einsatz ziehe ich ganz tief den Hut.
Seit Jahren brennt der Norden um diese Zeit. Die Schuldigen sind immer schnell ausgemacht: Kräftiger Wind und fehlender Regen. Menschen als Verursacher kommen nicht vor – die müsste man ja festnehmen und anklagen. Von hier und da raunt es, Erntereste würden verbrannt, um schneller wieder einsäen zu können und also schneller teure Pilze und begehrten Mais nach China verkloppen zu können. Als Kollateralschaden brennen dann halt auch die Wälder.
Sivalee Ananatachart fragt sich auf ihrem Facebook-Account, wie die Menschen in dieser Region Thailands – also wir hier – überhaupt noch atmen können. Der Feinstaubgrenzwert der Weltgesundheits-Organisation liegt bei 25 Milligram per Kubikmeter, Thailand hat für sich vorsichtshalber auf 50 mg/Kubikmeter aufgestockt – in Chiang Mai lag der Wert gestern bei 592 mg/m3!
Wir atmen den puren Dreck ein. Und Kuhn Sivalee verweist auf diverse Studien, die sagen: Wer mit Luftverschmutzung konfrontiert wird, ist anfälliger für das Coronavirus. Womit wir wieder beim Thema wären.
Der erste Tag im Notstand
Ich denke, die Maßnahmen der thailändischen Regierung sind – obwohl möglicherweise zu spät ergriffen – verständlich. Ob sie überall eingehalten werden? Keine Ahnung. Viel hat sich nicht geändert im Vergleich zu den letzten Tagen. Supermärkte und andere lebenswichtige Läden sind offen.
Interessant finde ich, dass die Chance der Notstandsverordnung genutzt wurde, um die Medien mundtot zu machen – sie dürfen die Regierung nicht mehr kritisieren. Gestern hätte ich das noch so kommentiert: Zwei Fliegen mit einer Klappe. Heute wäre mir das zu gefährlich. Auf die Berichterstattung in den nächsten Tagen bin ich gespannt.
And now to something completely different…
…wie Monty Python zu sagen pflegten. In diesen Tagen ziehen wir uns alle gerne in das Paradies der Erinnerung zurück, aus dem wir nicht vertrieben werden können (Zitat Jean Paul). Karl-Heinz „Ausgerechnet Schnellinger“ wird am Dienstag 81, die älteren Fußballfreunde werden sich erinnern . „Carlo“ lebt in Mailand, im norditalienischen Epizentrum des virulenten Tornados. Und BILD hat ihn gefragt, wie es ihm geht.
Ich habe Karl-Heinz Schnellinger ein einziges Mal getroffen. 1994 fand in Mailand die Weltgaskonferenz statt; im Auftrag der damaligen Ruhrgas AG moderierte ich drei Tage lang an deren Stand. Schnellinger war mein erster von drei Interviewgästen, an den Folgetagen kamen Sandro Mazzola (einst Inter Mailand) und Horst Hrubesch.
Die Reaktionen der überwiegend italienischen Besucher beim Interview zeigten, welche Verehrung Schnellinger in seiner Wahlheimat genoss und genießt. Die Tifosi vergessen keinen ihrer Helden. Nach dem Gespräch saßen wir noch eine halbe Stunde zusammen in der kleinen Kaffeeküche hinter der Bühne. Aus jedem Wort Schnellingers sprach die leise Verbitterung, dass er in Deutschland nicht gebührend gewürdigt würde. Denn der Rotblonde aus Düren hatte einiges zu bieten:
Vier WM-Teilnahmen für Deutschland (1958, 1962, 1966, 1970)
Deutscher Meister mit dem 1. FC Köln 1962
Italienischer Meister 1968
Viermal italienischer Pokalsieger
Europapokalsieger der Landesmeister (heute: Champions League) 1969
Europapokalsieger der Pokalsieger 1968 und 1973
Weltpokalsieger 1969