Das Dornröschen im Süden muss noch wachgeküsst werden
Mal was anderes, haben wir gedacht. In Khanom waren wir noch nie. Und nach Koh Samui oder Koh Phangan konnten wir anschließend immer noch übersetzen. Beide Inseln sind vom Pier in Don Sak leicht mit der Fähre zu erreichen.
Khanom wird auch das Dornröschen Thailands genannt. Viele Strände, Unterkünfte in allen Preisklassen und dennoch kaum Touristen. Eine ordentliche Infrastruktur ist noch kein Glamourfaktor, und die Pandemie hat den touristischen Tiefschlaf der Region verlängert.
In dieser Ecke des Golfs von Thailands leben, dieser Hinweis fehlt nie, rosa Delfine. Sie sind das Markenzeichen Khanoms. Auch wir wollten sie sehen. Noch bevor wir mit dem Boot aufs Meer hinausfuhren, sahen wir sie überall. Allerdings in Stein gehauen.
Die Früchte des Meeres
Zunächst widmeten wir uns den Früchten des Meeres, die am Küstenrand in diversen Restaurants fangfrisch angeboten wurden. Im Khanom Seafood zum Beispiel oder im benachbarten Tonyee Seafood; hier wie dort speisten einheimische Familien, was gewöhnlich für die Qualität der Küche bürgt. So bog sich unser Tisch nur kurz nach der Bestellung unter den handelsüblichen Gerichten eines thailändischen Abendessens am Meer.
Märkte und Hafen: Die Stadt Khanom
Unser Quartier Khanom Hill Resort lag etwa zehn Kilometer von der Stadt Khanom entfernt. Wie üblich wollten wir beweglich bleiben und mieteten über das Resort zwei 150-ccm-Scooter für je 300 Baht am Tag. Da beim einen die Lenkung einen Hang zum Eigensinn zeigte und bei meinem die Bremsen nicht geeignet schienen, die oft steilen Hänge auf den top ausgebauten Straßen sicher herunterzufahren, verlangten und bekamen wir am zweiten Tag neue und funktionstüchtige Modelle.
Der 13000-Einwohner-Ort ist weitgehend frei von Sehenswürdigkeiten, abgesehen vom quirligen und farbenfrohen Treiben am Hafen und auf den Märkten. Der touristische Gast findet ausreichend Läden, Banken/Geldautomaten und Apotheken vor, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen.
Auf Sonnenschein folgt Regen – im Februar!
Selbst im Februar, das mussten wir in nassen Klamotten feststellen, ist das Wetter in Thailand unberechenbar geworden, auch in Khanom. Oft fuhren wir bei strahlendem Sonnenschein los, gerieten Minuten später in einen heftigen Guss, ehe die Sonne wieder lachte, bis der nächste warme Regen einsetzte.
Es lohnt sich, rund um Khanom die Gegend zu erkunden. Wer erwartet dort schon ein Manneken Piss, den Stiefzwilling der Brüsseler Ausgabe? Clash of cultures: Paulchen Panther sitzt entspannt neben einem Geisterhäuschen. Ein Ambulanzboot ist in schon lange Rente, die Eisenbahn sieht aus wie zu groß geratenes Spielzeug. Wenige Meter weiter stehen moderne Cafès wie Frankie`s Café oder das Loma Café mit grandioser Aussicht – Loma heißt auf Thai Delfin. Am Straßenrand lockt ein Pop-up-Café, der Eis-Capuccino schmeckt ausgezeichnet. Leider fehlen in den vielen benachbarten Hotels die Touristen, die Kunden der Cafés werden könnten.
Hotel für Hunnen?
Noch nie sah ich eine Hotelanlage wie das Hun Resort und Fah Cafè. Kleine Bungalows (23 m²), Tiny Houses also mit Schlaf- und Badezimmer, die Kombination hätte ich gerne von innen betrachtet. Die Häuschen kosten 900 Baht am Tag, sind durchgehend gut gebucht, auf Agoda urteilen die Kunden einhellig “Exzellent”. Leider konnten wir nicht eruieren, ob das Hun Resort, aus dem Englischen übersetzt, tatsächlich damit spielt, ein Platz für Hunnen zu sein.
Und was war mit den rosa Delfinen?
Nach einer halbstündigen Autofahrt zum abgelegenen Pier starteten wir unseren Bootstrip um 8.30 Uhr, um im günstigsten Fall ein paar rosa Delfinen zu begegnen. Die Sonne schien, zumindest zu Beginn, doch böiger Wind sorgte meist für eine unruhige See und eine unruhige Toey – meine Frau kann nicht schwimmen.
In der Ferne sahen wir die Fähre auf dem Weg von Don Sak nach Samui, und schon bald verdrängte die mächtige Natur an der Küste unsere Gedanken an die Schweinswale.
Von ihnen gibt es im großen Gebiet nahe Khanom nur zwischen 100 und 150. Es gehört also durchaus Glück dazu, das eine oder andere Exemplar zu sehen, ruhige See hätte die Chancen erhöht. An diesem Tag sollten wir auf Höhe der Fähranleger von Don Sak fündig werden, nach einer Stunde Fahrt. Angestrengt starrten wir aufs Wasser, um ein Tier zu erahnen und zum Auftauchen zu hypnotisieren. Genau in diesen Sekunden setzte wieder der Regen ein: Würden sich die Tiere nun in die Tiefe begeben, weil sie nicht nass werden wollten?
Plötzlich sahen wir eine Rückenflosse, dann wieder nichts, dann das Wasser hochspritzen oder die Andeutung eines glatten Rückens. Da der Delfin – oder waren es gar zwei? – blitzschnell wieder wegtauchte, schien es unmöglich, einen im Bild einzufangen.
Wir hätten uns auch ohne gefreut. Doch Toey gelang der Schnappschuss.
Auch vor Khanom tragen die meisten Delfine das gewohnte graue Gewand, las ich später, da die eigene Anschauung nicht ausreichte. Erst im Alter werden sie pink. Sie sind extrem smart wie alle Delfine. Die intelligentesten können sogar Selfies, verriet uns ein einheimischer Fischer, ehe er uns eins zum Sonderpreis verkaufte.
Gedanken zum Tage
Auf der Rückfahrt zum Pier frischte der Wind noch einmal auf. “Wie fragil unser Leben doch ist”, sagte Freund Niall, als wir uns mit unserer Schaluppe ohne Dach und mit viel Mühe durch die Wellen kämpften, geleitet von einem erfahrenen Bootsmann.
Nach zweieinhalb Stunden liefen wir wieder in den kleinen Hafen ein, wo unser Trip begonnen hatte.
Fotos in diesem Beitrag: Faszination fernost/B. Linnhoff, Kesorn Chaisan, Niall Smith
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