Clover City Center: Welch freundlicher Empfang!
Es ist ein Befehl, keine Frage. „Visa oder Cash!“, sagt das Mädchen. Da stehe ich nun mit meiner MasterCard an der Rezeption im dritten Stock. Da das Clover City Center Plus in eine quirlige Nachbarschaft mit schmalen Häusern gequetscht ist, muss es ökonomisch umgehen mit dem nur knapp vorhandenen Raum. Für einen Empfang im Erdgeschoss ist kein Platz. Für das Hotel spricht dennoch die Lage: Nahe der Sule Pagoda, also sehr zentral.
Gerade angekommen, bin ich noch nicht ausreichend eingedeckt mit Kyat (sprich: Tschat), der burmesischen Währung. „MasterCard is all I have“, sage ich. „Visa oder Cash!” tönt es zurück. Denn die MasterCard-Einlesemaschine ist kaputt.
„Not my problem“, stelle ich fest, “just fix it.” „Visa oder Cash!“ In diesem Moment poppt eine Kollegin hoch, die zuvor irgendwo in der Deckung gelauert hat. Ihr Kinn reicht nun gerade über die Tresenkante. Und sie bellt:
„You want to be our guest or not?!”
Neue Jobs, neues Selbstvertrauen
Seit dem Beginn der politischen Reformen 2011 schuf der wirtschaftliche Aufschwung in Myanmars früherer Hauptstadt neue Jobs. Chancen für einst Chancenlose und neues Selbstvertrauen. Ein Selbstvertrauen, das manchmal über die Ufer tritt. Im Licht gewonnener Freiheit nach 50 Jahren Militärdiktatur sonnen sich viele Burmesen in dem angenehmen Gefühl, der stärker werdende Strom ausländischer Gäste sei eine Art Grundrecht und unumkehrbar.
Wer sich für das Reiseziel Burma entscheidet, weiß um den Nachholbedarf an Infrastruktur allüberall. Oft übersteigt die Nachfrage das Angebot, was die Übernachtungspreise beflügelt. Nicht immer stimmt – aus Sicht der Touristen – das Preis/Leistungsverhältnis. Damit können die meisten leben. Unfreundlichkeit hingegen ist nicht das, was sie mit Südostasien verbinden.
Oft jedoch kaschieren die skeptischen Blicke der Einheimischen eher Unsicherheit. Denn es ging alles zu schnell. Die Öffnung nach außen, die (relative) Freiheit drinnen. Noch fremdeln manche Burmesen im Angesicht der Bleichgesichter aus fernen Ländern.
Was heißt das für uns Reisefreaks, die wir dieses spannende und oft wunderbare Land Myanmar besuchen? Wie bewegen wir uns in Yangon, in diesem dynamischen Organismus mit dröhnendem Herzschlag?
Werft eure Pläne über den Haufen!
Geht ohne Vorurteile an die Stadt heran, sagen die, die hier leben. Vergesst, was Euer Reiseführer rät, was gerade hip ist oder out. Werft Eure Besichtigungspläne über den Haufen. Lasst Euch auf die Stadt ein. Nehmt Kontakt auf mit den europäischen und asiatischen Expats, die hier arbeiten. Esst burmesisches Essen und sprecht mit den Leuten, auch mit Händen und Füßen, aber: Sprecht!
Und Ihr werdet mit allen Sinnen fühlen: Myanmar ist – so oder so – anders als jedes andere Land auf der Welt.
Cash natürlich!
Mein verbales Ping-Pong-Duell beim Einchecken im Hotel endet letztlich pragmatisch. Ich zahle mein Zimmer bei Abreise. Cash. Inzwischen gibt es – zumindest in Yangon – genügend Geldautomaten (ATM). Bei meinen ersten Besuchen musste ich noch in präzise kalkuliertes Bündel US-Dollar mitbringen, nagelneu und frisch gebügelt.
Es gibt immer noch soviel zu entdecken im früheren Rangoon, das sich nun rasant verändert. Bei der Auswahl des Quartiers allerdings werde ich künftig auf Bewährtes zurückgreifen: Das East-Hotel nahe der Sule-Pagode oder das Hotel Clover nahe der Shwedagon-Pagode. Freundlicher, kompetenter Service in beiden Häusern, bezahlbare Zimmer im mittleren Segment des Hotelspektrums.
P.S.: Im April 2015 las ich, dass die KundInnen im City Mart, mit 19 Filialen Myanmars größte Supermarktkette, nun mit Visa Card zahlen können. Oder Cash natürlich.