Michelle Yeoh ist die berühmteste Tochter der Stadt

Michelle Yeoh als Bond-Girl mit Pierce Brosnan

Warum gerade Ipoh? In einem Magazin hatte ich gelesen, dass meine Lieblingsschauspielerin Michelle Yeoh aus Ipoh stammt. So wurde mir Ipoh sympathisch. Doch als wir in Kuala Lumpur in den Zug stiegen, hatten wir keine Ahnung, ob sich der 200 Kilometer lange, komfortable Eisenbahntrip in Malaysias Norden lohnen würde. Hatte Ipoh mehr zu bieten haben als die prominente Tochter der Stadt?

Im Zug von Kuala Lumpur nach Ipoh (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Zwei ihrer vielen Filme reichten, um das ehemalige Bond-Girl Michelle Yeoh nachhaltig in meinem Gedächtnis zu verankern: Tiger and Dragon (2000) und The Lady (2011), in dem sie mit furchteinflößender Ähnlichkeit Myanmars Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi verkörperte. So folgte mein spontaner Entschluss, nach Ipoh zu fahren, eher der Eingebung eines romantischen Filmtouristen.

Aung San Suu Kyi sitzt in Haft, eingesperrt von der burmesischen Militärjunta, ihrer Darstellerin ergeht es deutlich besser. Am vergangenen Sonntag (12. März 2023) erhielt Yeoh für ihre Darstellung in „Everything Everywhere All at Once“ den Oscar als beste Schauspielerin. Als erste Asiatin in der 95-jährigen Geschichte Hollywoods. „Malaysia boleh!“ („Malaysia hat`s drauf!“), rief ihre Mutter Janet Yeoh (84) im Videochat mit der Tochter, Minuten nach der Zeremonie.

In Los Angeles feierte die Ausgezeichnete ihren Erfolg erst einmal zusammen mit ihrem Ehemann, der aussieht wie der ehemalige Ferrari-Rennleiter Jean Todt, genauso spricht und so verschmitzt lächelt wie Jean Todt. Kein Zweifel: es ist Jean Todt.

Das ist mal ein Bahnhof!

Ipohs Bahnhof (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Ipoh empfing uns mit strahlend blauem Himmel und einem weitläufigen, auch im Inneren luftigen Bahnhof. Weißer Marmor, koloniales Erbe – Relikt einer Zeit, in der Schönheit und Großzügigkeit noch über Effizienz und Kalkulation triumphierten. Der britische Architekt Arthur Benison Hubback hatte das im „neomaurisch-mogulisch-indogotischen Stil“ errichtete Bauwerk zunächst als Krankenhaus konzipiert.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Der erste Weltkrieg torpedierte die für 1917 vorgesehene Eröffnung; erst 1935 nahm der Bahnhof den Betrieb auf. Auch er beeindruckte Hollywood, als steinerner Star im Film „Anna und der König“ (1999) mit Jodie Foster. Und weil heute alles mit einem Etikett belegt werden muss, wird der Bahnhof auch Mini-Taj-Mahal genannt, nach dem Weltwunder im indischen Agra.

Spektakulär: Die Höhlentempel von Ipoh

Riesige Statue in der Perak-Tong-Höhle (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Im Netz schauten wir uns auf diversen Plattformen an, was wir in Ipoh unternehmen könnten. Dabei lernten wir, uns künftig nur noch mit großer Vorsicht auf die Bewertungen anderer Reisender zu verlassen. „Oft verschmutzt, lohnt nicht“, hieß es zum Beispiel in den Bewertungen der diversen Höhlentempel, für die Ipoh bekannt ist. Andere hingegen schrieben: „Unbedingt besuchen!“ Höhlenforschung schien also Geschmacksache zu sein. Wir beschlossen, drei der bekanntesten Tempel zu besuchen – zum Glück.

Höhlentempel 1: Perak Tong

„Tach auch!“ (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Auf dem Weg zum wunderbaren buddhistischen Tempel Perak Tong begegneten wir einigen Makaken. Im Erdgeschoss der Höhle warteten neben hoch aufragenden Statuen einige Souvenirläden, was uns nicht weiter störte. Wir konzentrierten uns auf die riesigen Skulpturen, feine Wandmalereien und den steil ansteigenden Gang zu einer Aussichtsplattform.

Höhlentempel 2: Kek Lok Tong

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Der nächste buddhistische Höhlentempel beeindruckte uns mit seinen wuchtigen Skulpturen. Kek Lok Tong bedeutet „Tempel des großén Segens“ oder „Tempel der Glückseligkeit“ und wird schon deshalb von den Einheimischen gerne besucht. Am Ende der Höhle lädt ein schöner Park zum Spaziergang.

Höhlentempel 3: Sam Poh Tong

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Der dritte war ein chinesischer Tempel, die älteste Anlage Ipohs, schön gelegen und daher beliebt bei Touristen.

Die Stadt

Es ist schon lange her, dass Ipoh dank reicher Zinnvorkommen zu Wohlstand gelangte. Mit knapp 700.000 Einwohnern zählt der Ort zu den größeren in Malaysia. Auf uns wirkte er eher wie eine große Kleinstadt.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Kein Vergleich mit den Touristenströmen, die das berühmte Penang weiter nördlich fluten. Im Stadtbild Ipohs stehen vielfarbige chinesische Shophäuser neben muslimischer Architektur, wobei in den letzten Jahren der Einfluss der Muslime bei der Erhaltung der Gebäude immer stärker wurde.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Ipoh ist berühmt für seinen White Coffee und wurde deswegen von Lonely Planet zu einer der drei besten Kaffeestädte erkoren. In Malaysia werden die Bohnen für schwarzen Kaffee normalerweise mit Zucker, Margarine und Weizen geröstet. In Ipoh jedoch wird ausschließlich mit Palmölmargarine fürs Rösten verwendet; im Ergebnis ist der Kaffee weniger dunkel. Weiß wird er erst, weil er traditionell mit Kondensmilch serviert und getrunken wird.

In den modernen Bezirken Ipohs sind die Straßen breit und Staus selten. Die meisten Besucher aber zieht es – wie in Penang – in die gut erhaltene Altstadt. Doch nicht nur dort stehen die architektonischen Zeugen einer trubeligen kolonialen Vergangenheit (Portugiesen, Niederländer, Engländer – der unabhängige Staat Malaysia existiert erst seit 1957). Viele Häuser der Altstadt dienen als Leinwände für Wandmalereien, für Graffiti auf hohem Niveau.

Wir blieben drei Tage/zwei Nächte in Ipoh. Lange genug für einen ersten Eindruck und zu kurz, um mehr als nur ein paar Tipps zu geben. Würden wir den Trip empfehlen, wenn wir gefragt würden? Auf jeden Fall.

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