Vierter Tag der selbstverordneten Quarantäne
188 neue Fälle in Thailand (neuer Tagesrekord), gesamt: 599.
Zeit ist relativ
„Die Zeit fliegt“, „Schon wieder eine Woche rum? Gibt`s doch nicht!“, „Die Zeit rast“: Wie oft hören oder sagen wir etwas in der Art? Heute ist der vierte Tag, den meine Frau und ich in selbstgewählter Quarantäne verbringen. Die Stunden haben sich bereits für den Zeitlupenmodus entschieden. Bei der Vorstellung, dass Isolation nun für ein halbes Jahr oder gar mehr die sinnvollste Lebensart sein könnte, verabschiedet sich meine Phantasie grußlos. Mit solchen Gedanken mussten wir uns ja auch noch nie beschäftigen.
Für mich hat sich nicht einmal viel geändert. Schon lange sitze ich fast den ganzen Tag am Rechner, lese Newsletter, höre Podcasts, schreibe oder telefoniere mit Familie und Freunden. Und verfolge natürlich konstant die Virus-News aus aller Welt. Aber es ist ein Unterschied, ob ich mich frei dafür entscheide und jederzeit aus der Routine ausbrechen kann oder ob ich zum Stillsitzen gezwungen werde.
Bangkok – das nächste Wuhan?

Die Überschrift aus der gestrigen Ausgabe der Bangkok Post kann einem schon mal einen mittelgroßen Schrecken einjagen. Zumal der Titel nur bedingt nach Effekten hascht. Im Beitrag geht es um den auch bei Touristen äußerst populären Chatuchak-Wochenendmarkt in Bangkok, auch JJ Market genannt, dessen Labyrinth auf 1,3 qkm von deutlich mehr als 10000 Ständen gestaltet wird. Es soll der größte Markt Thailands sein.
Doch warum soll Bangkok das nächste Wuhan sein? Nachfolger der chinesischen Stadt, auf deren Markt das Coronavirus seine Weltkarriere startete? Ein großes Segment des JJ Markts in Bangkok ist, und das war nie ein Geheimnis, ein Zentrum für illegalen Handel mit geschmuggelten Wildtieren aus aller Welt – und somit auch ein potenzieller Virensprüher. Von Bangkok aus landen die Tiere zum großen Teil in China und Vietnam, wo sie für den Verzehr geschlachtet werden.

Trotz der überall aufgehängten Schilder „No photos“ gibt es Bilder vom Animal Market. So wie das von Raphaelle Seraphina, das ich auf auf Pinterest entdeckt habe. Es zeigt Fische, Aale, Rochen und anderes Meeresgetier in Plastiktüten – einige der Kreaturen können in diesen Behältern gerade mal zwei Stunden überleben.
Interessanterweise wurde der Markt vor zwei Tagen von Vertretern der „Behörde für Nationalparks, Wildtiere und Pflanzenschutz“ desinfiziert. Geschlossen wurde der Tierhandel nicht. Wie heißt es so treffend? Follow the money.
Titelbild: Magazin BK