Titelbild: Fact Café (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Eigentlich wollte ich nur einen Kaffee trinken in einem meiner Lieblingscafès. Das erste war geschlossen, für immer. Das zweite war geschlossen, für immer. Wer dieser Tage durch die einst so belebte Altstadt Chiang Mais läuft, schaut in eine Zukunft, die bereits Gegenwart ist. Nur wenige Menschen in den Straßen. Heruntergelassene Rollladen, alle paar Meter die Signale enttäuschter Hoffnungen und zerstörter Existenzen: „Zu vermieten“. „Zu verkaufen“.

Im Zentrum von Chiang Mai (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Thailands Regierung hat in der Bekämpfung des Coronavirus vieles richtig gemacht und dafür Lob über die eigenen Grenzen hinaus geerntet. Beim Spagat zwischen Kampf gegen das Virus und vorsichtiger Öffnung zugunsten der Wirtschaft gibt es keine Ideallösung. In diesen Tagen konzentrieren wir uns alle darauf, welche Betriebe wann wieder öffnen dürfen. Doch viele derer, die es längst wieder dürften, öffnen nicht. Auf unbestimmte Zeit oder nie wieder. Für wen auch? lautet die Frage zumindest in Chiang Mai. Die Einheimischen haben kein Geld, die Expats lassen sich nicht blicken, auf Touristen wird man noch lange warten müssen.

In Chiang Mais Altstadt (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Fact Cafè – aus und vorbei

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Das Fact Café in der Altstadt war ein Fest für die Augen. Ich werde es vermissen. Es wurde von Kunststudenten geführt, so zumindest sagte man mir, und so sah es auch aus: wie eine Galerie. Eines der schönsten Cafés in Chiang Mai, ein Fressen für Instagram. Angenehme Atmosphäre, tolle Bilder und Skulpturen und jedes Stück Kuchen ein Fest für den Gaumen.

Meist kam ich am Nachmittag, der Kokosnusstorte wegen. Das kunstaffine Personal wirkte manchmal leicht verstrahlt; es fiel ihm schwer, kreatives Talent mit den niederen Weihen der Dienstleistung zu versöhnen. Bei meinem letzten Besuch sah ich ein letztes Stück Kokosnusstorte in der Vitrine, welch` Glück. Dazu bestellte ich einen Capuccino, der umgehend serviert wurde. Eine Minute später stand die Kellnerin vor mir: „Sorry, der Kuchen ist nicht mehr gut.“ Für mich war damit die Geschäftsgrundlage entfallen, aber ich hatte am Cappu bereits genippt. Immerhin blieb mir die überragende Optik des Cafés, das es nun leider nicht mehr gibt.

Kunst im Fact- Café (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)