Das Happy End für die „Höhlenkinder“ aber muss warten

Gestern war ein ganzes Land glücklich, und wir waren es natürlich auch. Die jungen Fußballspieler und ihr Trainer wurden in der Höhle nahe Chiang Rai lebend gefunden. Das unglaubliche, nie nachlassende Bemühen der nationalen und internationalen Rettungsteams hatte trotz meist widriger Umstände Erfolg. Thailands Gesellschaft mag politisch und sozial gespalten sein, doch es ist sicherlich die stärkste aller thailändischen Eigenschaften, in schweren Stunden zusammenzufinden. Es wird noch ein langer Weg sein, bis die Jungs wirklich gerettet sind. Sie müssen die Grundzüge des Tauchens lernen, und weiterer Regen kann sie für länger in der Höhle festhalten. Das Happy end muss warten.
Deutschland-Trip und Fußball-WM

Der Juni war für mich aus zwei Gründen ereignisreich: Deutschland-Trip und Fußball-WM. Das Ausscheiden der deutschen Mannschaft wurde inzwischen von allen Seiten beleuchtet. Ich hatte vor dem Turnier gesagt, dass sie für eine Überraschung gut sein könnte. Mich ließ die so genannte Sensation kalt; die Bezeichnung „Katastrophe“ halte ich gleichwohl für völlig daneben. In der Bar meiner Frau, wo ich das Spiel gegen Südkorea verfolgte, kam nach dem Abpfiff ein junger Australier auf mich zu: „Hätte nicht gedacht, dass wir als Fußballnation mal etwas mit Deutschland gemeinsam hätten.“ Wie einige andere Gäste, so meinte auch er, mich bedauern zu müssen. Im Ergebnis waren das drei hektisch spendierte Wodka und ein Jägermeister. Das spätere Spiel der Brasilianer an dem Abend habe ich leider verpasst.
Seit den beiden Achtelfinals (Frankreich – Argentinien; Uruguay – Portugal) wissen wir nun wieder, wie Fußball aussehen kann. Unserer „Mannschaft“ fehlten letztlich nur Kleinigkeiten. Tempo, Biss, Bereitschaft, Technik, Plan. Kurz: Qualität, Mentalität, Strategie. Wobei mir die Qualität am meisten Sorgen bereitet. Hätte ich einen generellen Wunsch frei, würde ich mir das Ende des extremen Ballbesitz-Fußballs wünschen, der die Trainer-Strategen auf der Suche nach immer mehr Kontrolle und Fehlervermeiden so begeistert. Ich higegen will mehr Sturm und Drang, mehr Anarchie.
In den Monaten vor dem Sommermärchen 2006 unterhielt ich mich oft mit Urs Siegenthaler, im DFB-Trainerstab Gegnerbeobachter und mehr. Zudem ein spannender Gesprächspartner. Einmal sagte er: „Wenn der Fußball schon zum Unterhaltungsbetrieb gehört, wäre es doch schön, wenn ein Spiel auch unterhaltsam wäre.“ Zu Anfang der letzten Bundesligasaison habe ich ein paar Tage in Khao Lak verbracht, in Thailands Süden. In einer Kneipe am Bang Niang Beach entdeckte ich zu meiner Freude, dass die Partie Hertha BSC – Werder Bremen live übertragen wurde. Nach 20 Minuten war ich wieder draußen. Ich habe nicht allzu viele BuLi-Spiele in der Saison gesehen, die Mehrzahl jedoch klaute einfach nur Lebenszeit.

Wieder einmal feierte ich meinen traditionellen Freundschaftsabend in der Düsseldorfer Altstadt. Nach Speis und Trank und Mannschaftsfoto in der Brauerei „Zum Schiffchen“ zogen wir zum Killepitsch-Hauptquartier „Et Kabüffke“. Ich bin jedes Mal stolz und glücklich, dass meine Freunde von überall her anreisen und zu einem tollen Abend beitragen. Zum Foto unten sei angemerkt, dass man speziell der vorderen Reihe das Nachglühen nach einem Killepitsch (Kräuterschnaps) deutlich ansieht.

Gute Luft an der Nordsee

Alles ist relativ. Mit meinen Brüdern war ich ein paar Tage auf Langeoog – ich habe die Luft genossen und die Tatsache, dass es mal nicht so warm und schwül war wie derzeit in Thailand zur Regenzeit.

Bin zurück in Thailand nun, und in Chiang Mai traf ich unsere Freundin Aor, die mit ihrem schottischen Mann Matthew und den gemeinsamen Zwilligen normalerweise in Saudi-Arabien lebt. „Wie gefällt es dir in deiner Heimat?“, fragte ich sie. „Endlich mal nicht so heiß wie in Saudi-Arabien“, sagte sie.
Meine Frau hat zwischenzeitlich einen Weg gefunden, in ihrer Bar auch in der Nebensaison für ein ausgeglichenes Betriebsergebnis zu sorgen. Einen Weg, der noch nicht in den BWL-Lehrbüchern vertreten ist: Lotto. Thailands Lotterie ist eine völlig andere als die deutsche; ausgespielt wird sie jeweils am 1. und am 16. des Monats. Schon Tage vorher wälzt Toey Zahlenkolonnen auf DIN A 4 Papier hin und her. Sie ist dann im Flow. Ich habe keine Ahnung, worum es geht. Fest steht, dass sie häufiger gewinnt als ihren (immer moderaten) Einsatz einbüsst.
Am Sonntag war also wieder Ausspielung. Ergebnis: 23 000 Baht Gewinn für Toey, knapp 600 Euro. Bei kleinem Einsatz. Toey führte einen Tanz auf, den ich bisher so noch nicht gesehen habe. Als sie meinen Blick bemerkte, meinte sie: „Not take me to hospital. I`m not crazy, just happy.“ Auch ich habe auf ihre Zahlen noch 3 500 Baht gewonnen. Inzwischen hat sich das Geschick meiner Frau herumgesprochen. Zehn weitere Leute spielen auf ihre Zahlen. Nun kann man sich ungefähr vorstellen, was Sonntagnachmittag in Toeys Bar los war. Die Blumenfrau, die täglich vorbeikommt, kann jetzt ihre Monatsmiete bezahlen.


Vor der Ausspielung hat meine Frau wohl mit Buddha einen Deal gemacht: Bei Gewinn spende ich Meeresfrüchte für den Tempel. So fuhren wir also gestern zum Frischmarkt, kauften für 3000 Baht Meeresfrüchte, Leistung muss sich wieder lohnen. Ein Teil der Krabben und Muscheln landete auf dem Grill der Bar, der andere Teil im Tempel.
Vor der Ausspielung hat meine Frau wohl mit Buddha einen Deal gemacht: Bei Gewinn spende ich Meeresfrüchte für den Tempel. So fuhren wir also gestern zum Frischmarkt, kauften für 3000 Baht Meeresfrüchte, Leistung muss sich wieder lohnen. Ein Teil der Krabben und Muscheln landete auf dem Grill der Bar, der andere Teil im Tempel.

Zum Abschluss ein Youtube-Video, das den genialen James Corden in Aktion zeigt. Für seine Late-Night-Show im US-TV wollte der Brite Corden den Amerikanern Englands Fußballer als WM-Ersatzhelden schmackhaft machen, nachdem sich das US-Team nicht für Russland qualifiziert hatte. Für einen kurzen Film musste Corden Englands Kicker Amerika-tauglich trimmen. Ein fantastischer Spaß: