Party mit Nebenwirkungen

Foto Faszination Fernost/Bernd Linnhoff

Die Band war erstklassig besetzt im Jazz Café zu Chiang Mai, der Leadguitarrist ein fähiger Wiedergänger von Blues Brother John Belushi. Gerne würde ich jetzt gerne das Repertoire dieser Combo näher beschreiben – leider war ich schon nach zehn Minuten taub. Einer der Sänger verstand sich eher als Animateur, vielleicht kannte er auch nur die Vorlieben seiner Landsleute.

Thailand ist ein lautes Land, das weiß jeder, der hier lebt. An diesem Silvesterabend aber gab es Momente, die an Körperverletzung grenzten und mit Übersteuerungen und Rückkopplungen auf ein noch höheres Niveau befördert wurden. Was nicht auch nur einen Einheimischen störte.

Im Jazz Café (Foto Faszination Fernost/Bernd Linnhoff)

Der Name Jazz Café täuscht über die Ausmessungen des Ladens hinweg, und mit der tickenden Uhr war schließlich jeder Tisch besetzt. Von neuer Normalität spürten wir nunr wenig an diesem Abend. Nur die Temperaturmessung am Eingang und das Einsprühen der Hände erinnerten daran, dass Thailand gerade einen ungewohnten Ausbruch des Cocid-Virus registriert.

Die Gespräche mit meiner Partnerin Toey fielen dank des Lärms überwiegend pantomimisch aus, und auch mit meinem Tischnachbarn Steve hatte ich von Beginn an vereinbart, eine Konversation gar nicht erst zu versuchen. Doch es gab durchaus einige Bekannte, die sich über kurze Entfernungen hinweg anbrüllten, zur Freude vieler freigesetzter Aerosole.

Ein paar Worte noch zum Essen: Im Hotpot auf dem Tisch köchelte eine durchaus schmackhafte Suppe mit Kräutern und Krabbenstücke, als Vorspeise gereicht, mochte ich immer schon. Das Schwein hingegen, das in kleinsten Teilen gereicht wurde, schien sich zu Lebzeiten von einem Gummibaum ernährt zu haben.

Schließlich kehrten wir in unsere kleine Gasse mit ihren Bars zurück, hungrig nach wie vor und so gut wie fast nüchtern. Doch die erschreckend wenigen, dafür gut gelaunten Barbesucher hatten zum Absacker ein Motto ausgegeben, das von Schriftsteller Harry Rowohlt hätte stammen können, dem bekennenden Säufer, der Silvester stets „die lange Nacht der Amateure“ nannte:

Und so ließ es sich dank einiger Gläser Hauswein nicht vermeiden, dass wir am Neujahrsmorgen nach langer Zeit mal wieder dichten Bodennebel rund ums Bett registrierten. Taub und verkatert starteten wir ins neue Jahr, das im buddhistischem Kalender das Jahr 2564 ist und für uns alle, so hoffe ich, leichtfüßiger daherkommt als sein Vorgänger.

An Silvester vor einem Jahr waren Chiang Mais Straßen voll, Laternen stiegen gen Himmel und das Feuerwerk dauerte etwa zehn Minuten. Dieses Mal waren die Straßen leer, und das Feuerwerk dauerte 7,5 Sekunden.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

In Bangkok hingegen, nach diversen neuen Corona-Infektionen gerade erst zur „maximal kontrollierten Zone“ ernannt, wirkte zumindest das Feuerwerk um Mitternacht so, als wäre alles wie immer.