Ausgabe 8: The Fats and the Furious – Tourismus – Ich komm nicht mehr mit – Pai – Elefanten – Exit Hongkong – Suzie Wong – Uli Hoeneß

Liebe Freunde, WeggefährtInnen und Südostasienfans,

wer Kleinigkeiten per se für unwichtig hält, ändert seine Meinung meist, wenn ihm eine Mücke die Nachtruhe klaut. Und während die Wale fast ausgestorben sind, geht es den Ameisen glänzend. Auch in der Sprache entscheiden oft Kleinigkeiten. Ein einziger falsch platzierter Buchstabe kann einen ganzen Satz urinieren.

In Anspielung auf die Filmserie The Fast and the Furious hat die Bangkok Post nun eine Restaurantkritik mit der schönen Überschrift bedacht: The Fats and the Furious. Das Lokal sieht sich in der Tradition des klassischen American Diner, mit spezieller Optik und wirkungsvollen Kalorienbomben (Burger, Fritten, Ketchup, Milkshakes etc.). Das Restaurant heißt übrigens Fats and Angry, was den redaktionellen Vorschmecker zum Fazit verleitete: „Ich verließ den Laden ein wenig fetter als zuvor, aber keineswegs verärgert.“

Foto Faszination Fernost/Bernd Linnhoff

Manchmal steht ein Diner dort, wo ihn niemand erwartet. In Saigons drittem Distrikt zum Beispiel, nahe dem „Museum der Kriegsrelikte“, das überaus anschaulich die Gräueltaten der Amerikaner im Vietnamkrieg zeigt. Nur 50 Meter entfernt residiert Cowboy Jack`s American Dining. Was mich zu der Frage bewegte: Sind Burger stärker als Bomben?  

Mein Thema der Woche

Es gab eine Zeit, sie ist noch nicht lange her, da erklärten die Großväter ihren Enkeln die Welt. Heute, im digitalen Alltag, ist es umgekehrt.

Das Magazin stern titelte letzte Woche „Ich komm nicht mehr mit“. Ich wüsste keinen Satz, den ich in den letzten zwanzig Jahren öfter gesagt hätte. Bevor ich meinen Neffen anrief oder einen befreundeten IT-Spezialisten.

Meist stimmte die erste Diagnose: Das Problem saß vor dem Rechner. Also ich. Es ist ein seltsames Gefühl, wenn die Erfahrung eines ganzen Lebens obsolet wird.

Alex Williams, Reporter bei der New York Times, ging es wohl ähnlich, als Mark Zuckerberg kürzlich erklärte, seine Internetplattformen in ein Metaverse zu überführen. Williams verstand nur Bahnhof und ließ sich Zuckerbergs Metaverse von seinem Sohn Anton erklären.

Anton ist 8.

Tourismus im Norden und im Süden Thailands

„Siehst du, da vorne an der Straßenecke? Zwei Farangs!“ Noch sind sie eine seltene Spezies in Chiang Mai, die weißhäutigen Touristinnen und Touristen aus dem Westen. Ein wenig freundlicher sieht es 130 km entfernt aus, wo in der Backpacker-Hochburg Pai das Leben langsam zurückkehrt, wie Youtuberin Moto Zed in ihrem Video zeigt. 

SCREENSHOT! Nicht anklicken!

Koh Phi Phi: Als ich um die Jahrtausendwende herum in der Maya Bay herumschnorchelte, verloren sich dort einige wenige Boote. Den weißsandigen Strand durften wir nicht betreten. Erst der Film The Beach mit dem jungen Di Caprio machte den Strand so berühmt, dass dort zwanzig Jahre später 5000 Menschen täglich abhingen oder auch im flachen Wasser Korallen abbrachen. Daher wurde die Bucht für einige Monate gesperrt, dank Corona wurden daraus fast drei Jahre. Sehr bald tummelten sich wieder Schwarzspitzenhaie in der Bucht. Nun soll die Maya Bay zum 1. Januar wieder geöffnet werden, mit diversen Einschränkungen für die Besucher.

Maya Bay 1999 (Foto Faszination Fernost/Bernd Linnhoff)

BANGKOK:  Das „Centre for Covid-19 Administration Situation“ (CCSA) hat die Einreisezahlen für den Zeitraum vom 1. bis 15. November 2021 veröffentlicht. Platz 1: USA – 8.430; 2. Deutschland – 6.242; 3. Vereinigtes Königreich – 2.875. Die weiteren Platzierungen im Farang.

Mae Sapok: Försters Elefanten nach der Pandemie

Schöne Aussichten in Mae Sapok (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Wie es sich für einen Mann namens Förster gehört, arbeitet Bodo im Wald. Mit seinen Elefanten und den Elefanten-Fans, die nun wieder kommen dürfen. In Mae Sapok, eine gute Autostunde von Chiang Mai entfernt, habe ich ihn gefragt: Wie sind deine Tiere durch die Pandemie gekommen?

Foto: Sophie/Elephant Special Tours

Exit Hongkong

Fotos Faszination Fernost/Bernd Linnhoff

2018 reisten meine Frau Toey und ich letztmals nach Hongkong. Wegen der sukzessiven feindlichen Übernahme durch Festland-China haben wir das Ziel schweren Herzens gestrichen.

Die New York Times berichtet nun, dass die einstige britische Kronkolonie zwischen Juli 2020 und 2021 89000 seiner 7,5 Millionen Einwohner durch Abwanderung verlor. 4,9 Prozent der Ärztinnen und Ärzte sowie 6,7 Prozent des Pflegepersonals quittierten den Dienst. Eingeschränkte Redefreiheit und neue Inhalte des schulischen Lehrstoffs, die die „LIebe zu China“ betonen: Immer mehr Eltern halten Hongkong nicht mehr für geeignet, um ihre Kinder dort großzuziehen. Die meisten Auswanderer nutzen das Spezialvisum vom Vereinigten britischen Königreich, das ihnen zu einer neuen Heimat verhilft. 

Bei unserem Besuch vor drei Jahren wohnten wir im Bezirk Wan Chai, wo einst auch Suzie Wong ihr Wesen trieb. Die Hauptrolle im Film „Die Welt der Suzie Wong“ spielte Nancy Kwan. Die Tochter eines chinesischen Vaters und einer schottischen Mutter prägte für immer meine Vorstellung von fernöstlicher Erotik. Da war ich 12. Gutes Auge, der Junge, könnte man sagen – doch wie mir ging es damals Millionen Verehrern, männlichen und weiblichen, in der ganzen Welt.

Nancy Kwan als Suzie Wong

Menschen

In Thailand werden gerade bei tropischen Temperaturen die ersten Weihnachts-Cookies angeboten. Doch so sentimental wie in westlich-christlichen Breiten wird es hier nicht werden. Obwohl: Das Finale des Weihnachtsspots von Penny, über den Deutschland diskutiert („Anmaßend oder Meisterwerk?“), könnte auch in Thailand spielen. Die Covid-Krise hat mehr Obdachlose hervorgebracht und mehr arme Menschen – ihre Zahl wird nächstes Jahr 15 Millionen erreichen. In Thailand gilt als arm, wer nicht mehr als 100 000 Baht (etwa 2.660,- Euro) verdient. Im Jahr. 

China: In meinem letzten Newsletter erwähnte ich Wimbledon-Siegerin Peng Shuai, die Chinas ehemaligen Vizepremier Zhang Gaoli öffentlich des sexuellen Missbrauchs bezichtigte. Ihr Post auf der Internetseite Weibo wurde von den Zensoren schnell gelöscht, inzwischen gilt der Tennis-Star als vermisst.

Uli Hoeneß, Max-Jacob Ost

Der Münchner Sportjournalist Max-Jacob Ost hat ein Meisterwerk geschaffen, attestiert ihm Die ZEIT. „Seit der ersten Folge des Podcasts 11 Leben bin ich süchtig“, schreibt dort Christoph Amend. In 17 Folgen habe sich Ost intensiv Uli Hoeneß genähert, der „schillerndsten Figur des deutschen Fußballs“. Wer nicht alle Folgen mitgehen will, sollte sich zumindest die 17. und letzte anhören, ob er/sie Hoeneß mag oder nicht. In knapp drei Stunden stellt sich der Ex-Manager in einem eindringlichen Dialog dem Mann, der sein Leben ausgeleuchtet hat wie keiner zuvor. Und wir hören, dass auch zwei Menschen, die nichts gemein haben, respektvoll diskutieren können. Ost hat für sein Mammutprojekt 2021 den Deutschen Podcast Preis in der Kategorie „Bestes Script/BesterAutorIn“ gewonnen.

Die journalistische Heimat meines Kollegen Hans Reski war der Express in Köln. Doch der gebürtige Kölner prägte auch den Sport der BILD und das Boxsport-Magazin. Am 9. November ist Reski im Alter von 77 Jahren gestorben. Ein Nachruf von Kurt Röttgen.

Bild rechts: Leben und leben lassen – Hans Reski mitten drin (Foto: Imago)

Soviel für heute.

Bis die Tage, herzliche Grüße aus Chiang Mai,

Khun Ben