Ausgabe 6: Thailands Neustart, James Bond, Covid-Pleiten, AirHelp, Angst vor dem Alter, Uwe Seeler und Thich Nhat Hanh
Liebe Freunde, WeggefährtInnen und Südostasien-Fans,
gestern, am 1. November, schaute Thailand gespannt auf seine internationalen Flughäfen. Was würde der erste Tag einer vorsichtigen Öffnung für den internationalen Tourismus bringen? Gut 6600 Menschen landeten im Königreich, die meisten davon kamen aus Europa. Insgesamt 15000 Gäste sollen es werden im Laufe der Woche, ein Klacks im Vergleich zu Vor-Covid-Zeiten. Und doch ein positives Zeichen in einer Zeit, in der Zeichen manchmal wichtiger sind als Zahlen.
Drehort der Woche

Nein, wir gehen nicht an den Ort, wo Alec Baldwin versehentlich die Kamerafrau Halyna Hutchins erschoss. Wir bleiben in Thailand, wo in diesem Jahr 71 ausländische Filmproduktionen ihre Kameras aufstellten. 35 Streifen wurden ganz oder teilweise in Bangkok gedreht, zehn auf Phuket und acht in Samut Prakan nahe der Hauptstadt. Der Rest verteilte sich auf 26 weitere thailändische Provinzen.
Schon lange gilt Thailand als bevorzugte Destination für Filmtouristen. Berühmtestes Beispiel ist James Bond Island (Foto links) in der Andamanensee vor Phuket, wo 1974 „Der Mann mit dem goldenen Colt“ gedreht und die 007-Fans noch heute auf den Spuren des Geheimagenten wandeln.
Nachrichten der Woche
Nun, da der Tourismus ganz sacht in eine vorsichtige Normalität gleitet, erfahren wir vom einen oder anderen Opfer der Pandemie. Der asiatische Flussreiseanbieter Pandaw River Cruises ist pleite, nach 26 Jahren. Fehlende Liquidität, keine Investoren. Sunisa’s Coffee and Bistro im Zentrum von Chiang Mai hat am 31. Oktober für immer geschlossen, weil die Betreiber auch nach Öffnung des Landes keine wirtschaftlich tragfähige Zukunft erwarten.
Reiseblogger stehen jetzt vor der Aufgabe, ihre Tipps und Informationen zu prüfen und zu aktualisieren. Welche Hotels, Restaurants, Bars, Shops, Agenturen haben anderthalb Jahre Corona überlebt und welche nicht? Neue Flugpläne, neue Fährverbindungen, neue Preise. Und dazu die ständig modifizierten und von Land zu Land unterschiedlichen Einreisebestimmungen.
In der laotischen Hauptstadt Vientiane endete eine Ära. Das „Bor Pen Nyang“ am Mekong, beliebt als Restaurant wie als Nachtbar, ist Geschichte. Zugleich das Ende eines Prozesses, der 2011 begann, als viele rustikale Restaurants und Kneipen am Mekong einer neuen Uferpromenade Platz machen mussten. Auf Deutsch heißt Bor Pen Nyang etwa „Macht nichts“ oder „Ist schon okay so“, was den einheimischen und ausländischen Stammgästen nun nicht mehr leicht über die Lippen geht.
Es waren nicht Viren, sondern Investoren mit großen Plänen, die die Schließung besiegelten. Erscheinungsbild, Atmosphäre und Lebensgefühl haben sich in Vientiane in den letzten Jahren verändert, nicht zuletzt dank des immer stärkeren Einflusses chinesischer Investitionen.
Thailand gehört zu den bevorzugten Ländern für Rentner aus aller Welt. In einer Umfrage der Online-Vergleichswebsite money.co.uk belegt das Land Platz 6 unter 142 Ländern.
China ist bekannt für Marken- und Produktpiraterie, es gibt dafür sogar einen eigenen Begriff: Shanzhai. Jetzt werden gleich ganze Dörfer gefälscht, um Touristinnen und Touristen das pefekte Foto zu ermöglichen.
Ein Gynäkologe aus Malaysia hat das erste Unisex-Kondom kreiert. Es kann von Mann und Frau benutzt werden und wird aus einem Stoff hergestellt, der normalerweise in medizinischem Verbandsmaterial zum Einsatz kommt. Klingt verlockend.
Thailands Industrieministerium plant, das Land zu einem Zentrum für Hanfunternehmen zu machen, um neue Produkte im medizinischen Sektor herzustellen und den Tourismus zu unterstützen. Den Tourismus? Kiffer aller Länder, vereinigt euch: Endlich seid ihr willkommen!
„Kanaken der Südsee“: Willy Karembeu wurde 1931 im Hamburger Tierpark Hagenbeck als „Kannibale“ ausgestellt. Sein Urenkel Christian, Fußballweltmeister mit Frankreich 1998, fordert den Tierpark nun auf, sich seiner Vergangenheit zu stellen.

Hilfe der Woche

Im Mai 2019 kehrte ich von meinem bis heute letzten Deutschland-Trip nach Thailand zurück. Bei der Zwischenlandung in Istanbul zeigte die Anzeigetafel (Retro-Begriff für Display) für den Weiterflug nach Bangkok knapp fünf Stunden Verspätung an. In den Tagen danach bat ich das Unternehmen AirHelp darum, eine Entschädigung bei Turkish Airlines zu erreichen. Nun, zweieinhalb Jahre später, erhielt ich von AirHelp 390 Euro Entschädigung überwiesen. Danke dafür!
Angst der Woche
Das Bedürfnis nach Sicherheit und die Angst sind ein Paar. „Unsere Autorin hat große Angst vor dem letzten Viertel ihres Lebens.“ So kündigt das SZ-Magazin einen offenen Brief an, den Susanne Schneider, 63, an die jüngere Generation schreibt. Titel: „Wenn ihr wüsstet…“
Die Autorin geht davon aus, dass ihr noch etwa 15 Jahre beschieden sind. Ihre persönliche Sorge gilt einer Zukunft, die eintreten kann, aber nicht muss. Was das Gegenteil ist vom Leben im Hier und Jetzt. Schneiders Fazit als Botschaft an die Jungen: „Verdrängt weiter das Alter. Man mag es hin und her wenden, die Aussichten sind trostlos.“
Trostlos ist vor allem ihr Fazit. Manche Menschen malen nach Zahlen, andere leben nach Zahlen. Und was Verdrängung als Konzept auszeichnet, hat ein Twitter-User mal so formuliert: Wenn man Probleme verdrängt, gehen sie in den Keller und stemmen Gewichte.
Nachruf der Woche
Hans Tilkowski taufte ihn Dr. Hammer, wg. der Wucht seiner Schüsse. Kein Mittelfeldspieler erzielte in der Geschichte der Bundesliga mehr Tore als Bernd Nickel. 141-mal traf er für die Frankfurter Eintracht, viermal mit direkt verwandelten Eckstößen, aus allen vier Ecken des Waldstadions. Nun ist Nickel im Alter von 72 Jahren nach langer Krankheit gestorben. Der Nachruf im kicker.
Geburtstage der Woche

Am 5. November wird einer der beliebtesten deutschen Fußballspieler aller Zeiten 85: „Uns Uwe“ Seeler. „Einer von uns“ sagen die Fans, und das ist auch der Titel der ARD-Sendung zu seinem Geburtstag (in Thailand wg. Geoblocking leider nicht oder nur via VPN zu empfangen).
Als Sportjournalist traf ich den ewigen HSVer einige Male, es war mir immer eine ungetrübte Freude. Als aktiver Fußballer begegnete ich ihm auch auf dem Platz, da waren Resultat und Vergnügen eher auf seiner Seite (Foto: Mike Nürenberg). Herzlichen Glückwunsch, Uwe, aus Fernost!
Bernie Ecclestone, Kuriositäten-Zampano der Formel 1, wurde 91.
Zen-Meister Thich Nhat Hanh steht in der Reihe buddhistischer Mönche auf Augenhöhe mit dem Dalai Lama. Im Oktober feierte Thich den 95. Geburtstag in seiner geliebten Heimat Vietnam, in die er nach langem Exil zurückkehren durfte.
Fotos Faszination Fernost/B. Linnhoff
Zitat der Woche
“Gute Freunde sind Gottes Entschuldigung für die Verwandtschaft”
George Bernard Shaw

Bis die Tage.
Herzliche Grüße aus Chiang Mai,
Khun Ben
Bild der Woche: Time for 2/Stefanie Scharla auf Phuket