Titelbild Faszination Fernost/B. Linnhoff

Thailand hat den Wechsel gewählt und die Zukunft. Auf der Strecke blieben die beiden „Onkel“, Premierminister Prayut und sein Stellvertreter Prawit, die seit dem Militärputsch 2014 an der Macht waren, mit separaten Parteien in die Wahl gingen und gemeinsam verloren. Der historische Sieg der Move Forward Party (MFP), die die Zukunft im Namen trägt, kam unerwartet und ist eine Kampfansage der Wähler an das Establishment.

„Thailand unter der Haut“ im STERN

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Dass mein erstes eigenes Buch mit einer feinfühligen Rezension in den aktuellen Stern geschafft hat, hat mich gefreut und bewegt. „Linnhoff ist nah bei den Menschen, das ist seine Stärke“, heißt es auf der Buchseite des Magazins. Ich nehme das als Kompliment. Eine Besprechung im Stern war für mich so wenig selbstverständlich wie all die positiven Reaktionen der Leserinnen und Leser, die mich bisher erreichten und glücklich stimmten.

Zur Abrundung einer erfreulichen Woche widmete das in Thailand erscheinende Magazin Der Farang meinem Buch eine ganze Seite. Das etwas gekürzte Kapitel Katai im Erotischen Garten schildert, wie stark Katai Kamingas Erotischer Garten nahe Chiang Mai die Gemüter erregte. Und im Interview erzähle ich ein wenig über das Buch und warum ich für die Neugierigen schreibe und nicht für die, die schon alles wissen.

Das gedruckte Buch ist in Thaiand nur beim Farang zu kaufen.

Die Skulptur des Anstoßes im Erotischen Garten (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Talad Noi: Das alte Bangkok lebt

Das Viertel Talad Noi liegt zwischen Chinatown und dem Fluss Chao Praya und beherbergt seit je eine ethnische chinesische Community. David Pfeifer, Südostasien-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und in der Nachbarschaft zuhause, zeigte mir bei Einbruch der Dämmerung das alte, nach wie vor existierende Bangkok.

Nur ein paar Meter entfernt von hektischem Verkehr, Lärm und umtriebigen Menschen, spazierten wir durch eine andere Welt. In Talad Noi („Kleiner Markt“) gibt es noch immer viele Mechaniker-Werkstätten gibt, tagsüber Stände für Obst und Snacks und dazu Wandmalereien allüberall. Nur keinen Markt.

Maggie Choo`s: Die Zeiten ändern sich

Das Maggie Choo`s war, zumindest für mich, seit der Eröffnung vor gut zehn Jahren Bangkoks Nightclub Nr. 1. „Magical underground cabaret full of mystery, romance, jazz, reminiscent of Shanghai 1930“, so wirbt der Club für sich. Am Novotel in der Silom Road geht es die Treppe herunter, das Entrée bereitet den Gast vor auf ein ungewöhnliches Ambiente.

Entrée Maggie Choo`s in Bangkoks Silom Road (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Wo sich Damen in einem Käfig über der Bar rekeln und andere langsam-lasziv auf Schaukeln schaukeln, als hätten sie mit dem Gewese drumherum nichts zu tun. So mag es 1930 in Shanghai zugegangen sein, früher war ja nicht alles schlecht. Die Idee zur atmosphärischen Reise in Shanghais Vergangenheit hatte, wer sonst, der Australier Ashley Sutton, dessen Kreationen das Nachtleben der thailändischen Hauptstadt nachhaltig verändert haben.

Nun war ich mit Freunden nach sechs Jahren wieder einmal da. Seit diesem desillusionierenden Abend frage ich mich: Haben wir nur einen schlechten Tag erwischt oder ist die Zeit des Maggie Choo`s vorbei? Nur wenige Gäste verloren sich im Inneren, triste Stimmung, und das an einem Freitagabend. Den Auftritt der Live-Band hüllen wir in den Mantel der Nächstenliebe.

So war es mal

Bei meinem letzten Besuch 2017 lief gerade eine Ausstellung des französischen Fotografen Dop Ameen, dessen Bilder Edvard Munchs Gemälde „Der Schrei“ erotisch interpretierten. Dazu liefen Musikvideos von Rammstein, und die Gäste wurden ins Geschehen einbezogen.

Fotos Faszination Fernost/B. Linnhoff und andere

Jazz und Blues dominierten im Maggie Choo`s, doch unübertroffen in ihrer hypnotischen Wirklung bleibt für mich das Duo Jul & Co mit seiner einzigartigen elektronischen Mischung aus Sampling, Keyboards, Trompete und Schlagzeug plus voice changer. Im Maggie Choo`s starteten die Franzosen ihre Weltkarriere, die sie in den letzten Jahren auf alle Kontinente und in die Clubs der Metropolen führte,

Der Video-Teaser mit Jul & Co zeigt die Bandbreite ihres Repertoirs und ist dabei akustisch etwas hektisch geraten (meine Empfehlung wie immer: Kopfhörer!).

Buddha and Pals

Die Glanzzeit angesagter Clubs in großen Städten ist limitiert; auch außergewöhnliches Design garantiert kein ewiges Leben. Partygänger wollen den Wechsel, den neuesten heißen Scheiß. Das Buddha and Pals im Kanvela House ist nicht mehr ganz neu, doch unverändert beliebt. Wir kamen freitags spät und fanden mit Mühe einen Platz, die Gäste saßen schon länger Rücken an Rücken.

In dieser aufwendigen Location in Bangkoks historischem Viertel Rattanakosin wartet ein einzigartiger Mix aus Cafè, Restaurant, Bar und Jazz Club auf den Gast, in sechs Gebäuden aus der Zeit des heute noch verehrten Königs Chulalongkorn (Rama V). Würde ich noch in Bangkok wohnen, hier wäre ich Stammgast.

Gegen Mitternacht ging Sängerin Tabitha King auf die Wunschzettel eines bereits euphorisierten Publikums ein und sang die Klassiker (My Way, I will survive, How deep is your love). Das Publikum dankte und sang mit.

Video: Faszination Fernost/B. Linnhoff

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Hotel in Bangkok: The Atlanta – die geheime Legende

Was mir auffiel

Singapurs Skyline (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Singapur: Expats flüchten, weil die Immobilienpreise durch die Decke gehen.

Pattayas Immobilienmarkt boomt dank chinesischer und russischer Käufer.

Myanmars Wirtschaft liegt nach dem Militärcoup vor gut zwei Jahren am Boden; seither hat die Militärregierung Waffen für eine Milliarde Dollar importiert. Hauptlieferanten: Rusland, China, Indien, Singapur und Thailand.

Eine chinesische Firma hat die Ausschreibung für den drittgrößten Hafen Kambodschas gewonnen und verstärkt seine infrastrukturelle Präsenz im Land.

Soviel für heute. Die nächsten Wochen werden zeigen, was das Wahlergebnis für Thailands Alltag bedeutet. Für mich wichtiger noch: Die Regenzeit beginnt und bringt hoffentlich ein wenig Abkühlung nach acht Wochen Hitze.

Bis bald,

Euer

Khun Ben

Rechts: „Thailand unter der Haut“ – immer nah bei den Menschen (Foto: Frederico Balboa)