Für einige Tage bin ich in Bangkok und wohne im Hotel The Davis. Das Hotel gehört Khun Chuwit Kamolvisit, er ist eine der schillerndsten Figuren in der Politik- und Business-Szene Thailands. Mit seinem Kampf als Whistleblower gegen „graue Deals“ chinesischer Geschäftsleute und auch gegen die Folgen der Cannabis-Legalisierung hat er sich mächtige Feinde geschaffen. Zufällig traf ich ihn vor dem Hotel und fragte ihn: „Hast du keine Angst bei deinem Feldzug?“ „Interessiert mich nicht“, antwortete er, „ich habe auch nichts gegen Cannabis. Aber nur zu medizinischen Zwecken, nicht zum Vergnügen.“

Didi lebt

Didi war Elefantenführer in Bodo Försters Projekt Elephant Special Tours, ich mochte ihn sehr. Der Österreicher starb 2016.

Mitte April wurde die noch junge Elefantenkuh Yaya zum zweiten Mal Mutter. Nach Sinan (5) gebar sie einen weiteren Bullen. Der Erzeuger hatte sich bei Bodo dadurch eingeführt, dass er ihm auf die rechte Hand trat, die seither nur noch eingeschränkt einsatzfähig ist.

Der kleine Neuzugang der Herde wurde Didi genannt. Völlig unabhängig davon, ob man an Wiedergeburt glaubt oder nicht, ist es einfach eine schöne und passende Idee, dass der kleine Didi die Erinnerung an den großen Didi wachhält.

Bei 43 Grad und mehr werde ich zum Haustier

Nachdem die internationalen Medien Chiang Mai wegen der verschmutzten Luft zuletzt reichlich Platz einräumten, plagt uns im Norden Thailands seit zwei Wochen als Zugabe eine extreme Hintzewelle, die nicht vor Mitte Mai beendet sein wird und mich in Chiang Mai in den eigenen Wänden hält. Teile von Laos und Thailand meldeten ihre heißesten jemals zuverlässig gemessenen Temperaturen, bei 45,3 Grad in Tak, einer nördlichen Provinz in Thailand, und 42,9 Grad in Luang Prabang. Regierungen von Indien über die Philippinen bis hin zu Indonesien haben vor einer „monströsen asiatischen Hitzewelle, wie es noch keine gab“ gewarnt.

Die Entwicklung, so die Experten, beruhe auf natürlichen Ursachen und solchen, die von Menschen zu verantworten seien, Auch das Klimaphänomen El Niño trage zum aktuellen Zustand bei. Für die Mitte Mai beginnende Regenzeit wurden geringe Niederschläge angekündigt, was zu Dürren führen könnte. Diese Informationen verdanke ich zum Teil einem hervorragenden (englischsprachigen und gebührenpflichtigen) Newsletter des Australiers James Clark. Nomadic Notes heißt er und betet eine Fülle von Infos für alle, die sich für Südostasien interessieren.

Für die eh gefährdete Mekong-Region könnte die Entwicklung katastrophal sein. In Myanmar, Thailand, Laos und Kambodscha überschreiten die Temperaturen routinemäßig 40 Grad Celsius, was die Befürchtungen schürt, dass die starken Regenfälle im letzten Jahr nach vier Jahren Dürre nur eine kurze Verschnaufpause bedeuteten.

Er brachte Thailand auf die Landkarte der globalen Traveller

Joe Cummings (Foto: Ian Taylor)

Der Amerikaner Joe Cummings kam 1977 mit dem Peace Corps nach Thailand, in einer politisch höchst unruhigen Phase. Dennoch er verliebte sich in Land und Leute. Joe schrieb den ersten Lonely Planet Reiseführer über das Königreich und blieb bis heute, gut beschäftigt als Musiker, Reiseschriftsteller und Drehbuchautor. Eine Biografie, wie sie nur bei Menschen zu finden ist, die ihre ursprüngliche Heimat hinter sich lassen und sich in der Welt herumtreiben. In der South China Morning Post erschien eine ausführliche Story über Joe Cummings, der in Bangkok lebt.

Ein Geburtstag und zwei Todesfälle

28. April 1923 in London

Am 28. April wurde das Wembleystadion 100 Jahre alt. Zur Eröffnung erschienen 200.000 Menschen zum FA Cupfinale zwischen West Ham United und den Bolton Wanderers. Platz aber war für „nur“ 127.000 Zuschauer. Wembley wurde seither zur Legende; der große Pelè bedauerte bis zu seinem Tod, nie dort gespielt zu haben. 2007 wurde das Stadion komplett umgebaut, sogar die beiden berühmten Türme verschwanden.

Ich hatte das Glück, einige Male Fußball in der legendären Arena zu schauen. Erstmals 1971, als ich mit zwei Kommilitonen das Europacup-Finale der Landesmeister verfolgte (Ein Wundhund und der junge Cruyff). 1981 war ich im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in London, für solche Dienstreisen war damals noch Geld vorhanden. Innerhalb weniger Tage sah ich das 100. FA Cup-Endspiel zwischen Manchester City und Tottenham Hotspur und das Länderspiel England gegen Brasilien – auf einer Pressetribüne aus stabilem britischen Holz. .

Um dem brasilianischen Team nahe zu sein, wohnte ich ebenfalls im Royal Garden Hotel in Kensington, in einer 5-Sterne-Herberge. Am zweiten Morgen stelle ich beim Aufwachen fest, dass mein Portemonnaie mit 800 Mark Barschaft verschwunden war, obwohl es direkt neben neben mir auf dem Nachttisch gelegen hatte. Ich meldete den Vorfall der lokalen Polizeistation. Wochen später stellte sich heraus, dass die philippinischen Zimmermädchen mit einer englischen Gang kooperierten und die Zimmerschlüssel weitergaben. Ich war froh, aus dem Tiefschlaf nicht aufgewacht zu sein, als die Gäste in meinem Zimmer waren.

Abschied von zwei Ikonen

Wenn jemand stirbt, geht immer eine ganze Welt verloren. Wer alt wird, wird immer auch zum Überlebenden. Noch bin ich nicht so weit wie mein Vater, der morgens in seiner Heimatzeitung die Todesanzeigen studierte und heimlich die Faust ballte, wenn sein Name fehlte. So wurde er 95. Ernst Huberty, der eigentlich Ernest Rodolphe Huberty hieß, und Harry Belafonte wurden sogar noch ein Jahr älter, 96,

Mit dem Fußball-Kommentator Huberty verloren wir endgültig die Welt der leisen Töne, aber nicht die Erinnerung daran. Gerade in wichtigen Spielen, wie im Jahrhundertspiel gegen Italien bei der WM 1970, wusste er, dass eine halbe Nation vor dem Bildschirm mitspielte und mitfieberte. Akustische Verstärkung seinerseits war nicht nötig. Huberty blieb konzentriert gelassen, ja lakonisch. Seine Kompetenz stand nie infrage.

Wer mit Huberty und auch Rudi Michel sozialisiert wurde, kann über einige der aktuellen Kommentatoren nur staunen. Als ich 2011 bei einem Deutschland-Besuch in ein TV-Fußballspiel geriet, dachte ich: „Huch! Schon wieder WM? War doch gerade erst letztes Jahr.“ Stellte sich heraus: 3. Liga. 10. gegen 12. 0:0.

Harry Belafonte war soviel mehr als der König des Calypso. Als er mit dem Banana Boat Song, mit Island in The Sun und Kingston Town Weltruhm erlangte, überhörten die Zuhörer, dass die Texte schon damals sozialkritische Elemente enthielten. Einer der jüngsten Überhörer war ich, ein Kind noch, das auch später Musik vor allem mit dem Bauch einsog. Belafontes Lieder, Hits auch in Deutschland, vermittelten mir erstmals vage, was Exotik sein mochte und wie groß die Welt war.

My heart is down,
my head is turning around,
I had to leave a little girl in Kingston Town

Soviel für heute.

Achtet auf euch und geht gut miteinander um.

Herzliche Grüße aus Thailand,

Khun Ben

P.S: Für alle, die Langeweile haben – Stricken mit Nudeln ist ein noch relativ neuer Zeitvertreib.