Bangkok verändert sich – Wiedersehen mit Fahri – Roger Hunt lebt nicht mehr

Die Nachricht vom Tod meines lieben Kollegen Rainer Holzschuh erwischte mich kalt. Wir kannten uns seit unseren beruflichen Anfängen, gingen immer wie Freunde miteinander um, was mit ihm sehr leicht war. In den letzten Jahren hatten wir seltener Kontakt, nach meiner Auswanderung bin ich doch weit vom Schuss. Bei unserem letzten Telefonat, es ist schon länger her, erzählte er mir, dass er den Krebs überwunden hätte – ich hatte nicht einmal von seiner Krankheit gewusst. Nun starb er nach kurzer, schwerer Krankheit. Er hinterlässt seine Frau Annette und zwei Töchter.

„Mit klaren Ansichten zu Sitte und Moral prägte er als Chefredakteur und Herausgeber das Sportmagazin kicker“, schreibt Philipp Selldorf in seinem Nachruf in der Süddeutschen Zeitung.

Mit zwei Bildern möchte ich an Rainer erinnern. Das erste (Titel) zeigt uns beide, gemütlich neben einen der tosenden isländischen Wasserfälle drapiert (Länderspielreise der Fußball-Nationalmannschaft 1978). Das zweite wurde in meiner Heimatstadt Hamm gemacht und zeigt das Fußballteam des Verbandes Westdeutscher Sportjournalisten als Deutschen Journalistenmeister 1973.

Holzschuh und Überjahn, die beiden Kollegen in der West-Redaktion des kicker, die auf dem Foto kollegial nebeneinanderstehen, waren einander in gegenseitiger Abneigung so herzlich verbunden, dass sie sich nicht nur im gemeinsamen Büro siezten, sondern auch auf dem Fußballfeld. Wenn Überjahn rief „Herr Holzschuh, ich steh frei“, sabotierte das manch geraden Pass der Mitspieler. 

Ruhe in Frieden, lieber Rainer.

Oben v. l. n. r. Karl Siebert, Hans Ost, Bernd Linnhoff, Uwe Vogler, Udo Dreier, Siegfried Weischenberg, Rainer Holzschuh, Dieter Überjahn, Kurt Brumme; unten v. l. Manfred Osenberg, Ralf Kattwinkel, Eddie Körper, Hermann Tegeler, Claus-Peter Doetsch, Joachim Neußer, Willi Figur.

Unser Trip der Woche

Meine Frau Toey und ich sind zurück aus Bangkok, wo wir unsere zweite Impfung bekommen haben, wieder AstraZenica. Wenn wir von Chiang Mai nach Bangkok fliegen, tun wir das inzwischen stets sonntags. Am Montag führt uns unser erster Weg immer zum Bangkok Art and Culture Center (BACC), das in seiner geschwungenen Rundlauf-Architektur ein wenig an das New Yorker Guggenheim-Museum erinnert. Wie immer, wollten wir uns auch diesmal die aktuellen Ausstellungen anschauen. Wie immer, so standen wir auch diesmal vor verschlossenen Türen, weil montags Ruhetag ist. Das passiert uns in Zukunft zum letzten Mal.

Pars pro toto: Obwohl wir anschließend nur im Einkaufszentrum Siam Paragon und auch dort nur im Untergeschoss unterwegs waren, einem riesigen Fresstempel mit Essensständen, Restaurants und Gourmet-Supermarkt, konnten wir doch erkennen: Bangkok wird sich nach der Pandemie verändert präsentieren.

An vielen Stellen wird umgebaut oder neu gebaut. Mein Lieblingscafè namens Coffee Shop ist verschwunden und mit ihm die sehr gelungene Kokosnusstorte und der beste Black Forest Cake jenseits des Schwarzwaldes. Viele Cafés in Thailand bieten Kuchen und Torten an, die optisch zum sofortigen Reinbeißen verführen. Dann beißt man rein und kriegt die verklebten Kiefer nicht mehr auseinander. Nicht so im Coffee Shop, wo die Trilogie Torte, Capuccino und Bangkok Post lange Zeit ein geliebtes Ritual war.

Was uns noch auffiel: Die Stadt hängt schief (Foto).

Blick aus unserem Zimmer im 21. Stock

Wiedersehen der Woche

Vor fünf Monaten flog unser Freund Fahri auf der Insel Koh Phangan mit dem Motorroller in einen betonierten Straßengraben. In den ersten Minuten fürchtete er, gelähmt zu sein, weil er weder Arme noch Beine bewegen konnte. Das täuschte Gott sei Dank, aber ein gebrochener Halswirbel sorgte dafür, dass die anstrengende Reha bis zur vollständigen Wiederherstellung etwa ein Jahr dauern wird. 

Am schmerzhaftesten war für ihn damals die nächtliche Überfahrt von Phangan nach Koh Samui, bei der das Speedboot immer wieder heftig auf die Meeresoberfläche klatschte. „Auch danach beim Transport vom Pier zum Krankenhaus hatte ich Schmerzen, aber nach der Bootsfahrt war alles erträglich“, erinnerte sich Fahri bei unserem Besuch in seinem Penthouse im 45. Stock. Seine Verletzungen stellten sich dann als so kompliziert heraus, dass er mit dem Hubschrauber ins Bangkok Hospital in der Hauptstadt geflogen wurde, auch dank der schnellen Hilfe unseres Freundes Ralf Krewer, der das nationale und internationale Marketing der Bangkok Hospital Gruppe verantwortet.  

Nachrufe der Woche

Roger Hunt (li) mit seinem langjährigen Liverpool-Sturmpartner Ian St. John, der vor wenigen Wochen starb.

Roger Hunt (83). Nie war ich mehr Fußballfan als in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Die Aufstellung des FC Liverpool im Europacup-Finale (Pokalsieger) gegen Borussia Dortmund kann ich heute noch singen. Hunt schoss ein Tor, der BVB hingegen zwei und wurde so erster deutscher Europacupsieger. Der Mann aus Liverpool aber konnte für sich in Anspruch nehmen, wenige Wochen später Weltmeister mit England zu werden. Ein großer Spieler, wie der Video-Nachruf des Guardian zeigt.

Anekdote am Rande: In einer Straßenumfrage fragte die BBC ältere Liverpooler Bürger 2015, ob sie sich noch an das berühmte Derby Everton – FC Liverpool 1967 erinnern könnten. Dabei stießen die TV-Leute auf einen älteren, einfach gekleideten Herrn, der antwortete: „Durchaus. Ich habe mitgespielt.“ Es war Tommy Lawrence, der schottische Keeper der Reds in den erfolgreichen Sechzigern. Hier ein kurzes, aber herzerwärmendes Video.

Bernard Tapie (78) war eine der schillerndsten Figuren des fanzösischen Fußballs und vieles mehr. Nun erlag er einem langjährigen Krebsleiden.

Rückblick der Woche

Gesehen im Newsletter „Schumachers Woche“ von Hajo Schumacher: Die Schönen und die Reichen – der Fernsehfilm, der 1972 das Image der Insel Sylt für immer prägte. 

Geburtstag der Woche

Henry, der jüngste Elefant in Bodo Försters Camp, feierte gestern seinen zweiten Geburtstag. Bodo und sein Team erklärten ab sofort jeden 7. Oktober zum Elefantenkindergeburtstag. Dazu das Video (nur auf Facebook).

Herzliche Grüße aus Chiang Mai,

Khun Ben