Verkehr: Ernüchternde Zahlen – Oma folgt dem Trend – Das Ende der Seifenmassage? – Beuys in Chiang Mai – Mr. Music ist tot

Liebe Freunde, Weggefährtinnen und Südostasienfans,

Anchilee Scott-Kemmis, Miss Universe Thailand 2021, ist ein thailändisch-australisches Model und nimmt an der 70. Ausgabe des Miss Universe-Wettbewerbs teilt. In Eilat/Israel präsentierte sie sich als Nang Khad (Frau aus Stahl), ihr Kampfanzug gemahnte an Thailands nationale Kampfkunst Muay Thai.

TIT: This is Thailand

Thailand freut sich über Rang 5 (global) und Platz 1 (Asien) im Global Health Security Index 2021. Weltweit führen die USA vor Australien, Finnland und Kanada. Das Ranking stufte 195 Länder nach ihrer Fähigkeit ein, auf Epidemien und Pandemien zu reagieren, bewertet vom John Hopkins Center for Health Security, der Johns Hopkins University Bloomberg School of Public Health, und Experten aus zahlreichen Ländern. Wir denken an die anfängliche Covid-Strategie des Querdenkers Donald Trump und fragen uns, was von dieser Rangliste und Platz 1 der USA zu halten ist.

Im Asphalt-Rodeo (lies: Straßenverkehr) gebührt Thailand schon lange ein Spitzenplatz auf Weltniveau. Bis zum 9. Dezember starben hier 12.209 Menschen noch am Unfallort, was international zu einem Platz unter den Top 3 reichen sollte.

Foto: Daily News

Erstaunlich: Ayut Sinthaphaphan, Chef aller thailändischen Gefängnisse, berichtete, von den insgesamt 289.332 Insassen säßen 82.18 Prozent wegen Drogendelikten ein. Ohne Rauschmittelvergehen wären die Heime mit freier Kost und Logis nahezu verwaist.  

Zuletzt berichtete ich über eine junge Dame in Chiang Mai, die mit einem knappen Kostüm den Umsatz ihrer Garküche ankurbelte. Wie das Bild rechts zeigt, wird aus dieser Strategie gerade ein Generationen übergreifender Trend.

Themenwechsel: Chuwit Kamolwisit – ein schillernder Charakter, in dessen Lebenslauf sich Stationen finden wie Politiker, TV-Moderator und Gefängnisinsasse – verkündete, die Ära der Seifenmassage sei vorbei. Das Geschäft also, mit dem der Mann einst reich wurde und sich den Namen „Lord of Soapy Massage“ verdiente. Bei dieser Kunstform wird der erwartungsfrohe Kunde mit Seifenschaum eingeschmiert, die Massage erfolgt dann Körper an Körper. Bis der Kunde nicht nur sauber ist, sondern rein.

Chuwit (vorne) in jungen Jahren

Beuys will be Beuys

Szene aus der Filmbiografie „Beuys“ (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Ich musste nach Chiang Mai ziehen, um mich mal näher mit Joseph Beuys zu befassen. Mein Dank gilt Maren Niemeyer, Chefin des Goethe-Instituts Thailand, und Filmkurator Hans Kohl. Bei ihrem Besuch in Nordthailand hatten sie diverse Filme über den weltbekannten deutschen Künstler im Gepäck, die das MAIIAM-Museum überwiegend jungen thailändischen Film- und Kunstenthusiasten zeigte.

Wir sahen die trotz ihrer Länge (1 Stunde 47 Minuten) kurzweilige Filmbiografie „Beuys“ von Andres Veiel (2017 – Trailer auf Youtube). Die Doku brachte mir den verehrten, oft umstrittenen und immer auch poltischen Künstler so nahe, dass ich mich nun eingehender mit Mensch und Werk befassen werde.

18. Dezember: Ausstellungseröffnung in Chiang Mai

Joseph Beuys zitiert in seiner Biografie Picasso: „Kunst ist nicht da, um die Wohnung zu dekorieren. Kunst ist eine Waffe gegen den Feind.“ Das würde Reinhard Kressner wahrscheinlich unterschreiben. Seit Kurzem führt der ehemalige Kinderarzt die Galerie Head High Second Floor in Chiang Mai (16/3 Huay Kaew Road), wo er am 18. Dezember bereits seine zweite (Einzel-)Ausstellung eröffnet: „Apocalypse“ mit Anuwat Apimukmongkon (26). Der junge Künstler stammt aus Trang im Süden Thailands und definiert den Begriff Apocalypse, wie er einmal gemeint war: als „Offenbarung und Neubeginn“.

Beuys fügte Picassos Zitat übrigens noch eine Frage hinzu: „Wer ist der Feind?“

Foto: Peter Weingand

Bleiben wir im Norden des Königreichs, wo sich eine Pflanze aus Mittelamerika niedergelassen hat, die Autor Peter Weingand zu einer farbenfrohen Geschichte inspirierte: Mexikos Sonnenblume taucht Nordthailand in Goldgelb.

Im Süden des Landes hingegen dominiert die weiße Pracht. In der Provinz Prachuap Khiri Khan gab es einen völlig überraschenden Wintereinbruch, wie das Bild eines Freundes zeigt:.

Weihnachtsgeschenk für Thailand-Fans

Toshiyuki Suzuki (https://www.facebook.com/toshiyuki.suzuki.1272) fängt Thailands Alltag mit Wasserfarben ein; Tuk-Tuks spielen oft mit, aber nicht immer. Die Werke des Japaners sind zu überschaubaren Preisen käuflich zu erwerben und werden auch verschickt.

Abschied

In den letzten Tagen mussten wir uns von einigen Menschen verabschieden, die auf unterschiedliche Weise Spuren hinterlassen haben: Filmregisseurin Lina Wertmüller (93), Schauspielerin Gertraud Jesserer (77, starb in Wien bei einem Wohnungsbrand), Spaniens Tennislegende Manolo Santana (78), Michael Nesmith (78), Sänger und Gitarrist der Gruppe Monkees, Steve Bronski (61) von Bronski Beat (Smalltown Boy). Und Mirco Nontschew. Der begnadete Komödiant starb mit 52 Jahren und wurde in medialen Nachrufen so euphorisch gewürdigt, dass ich mich frage, warum er nach der wunderbaren Show RTL Samstag Nacht in den Neunzigern nur noch sporadisch im Fernsehen auftauchte.

Mr. Music ist tot

John Miles war das große Multitalent des britischen Pop. Als Studiomusiker begann er seine Karriere, später tourte er mit Tina Turner, den Stones und Elton John. Nun ist der 72-Jährige nach schwerer Krankheit friedlich entschlummert.

Miles war die Stimme beim legendären Alan Parsons Project. Er komponierte für Joe Cocker. 1976 landete er einen Welthit, eine zeitlose Hymne und eine unkaputtbare Liebeserklärung an die Musik.

Auf der alljährlichen, populären Tournee Night of the Proms waren Miles und Music an allen Austragungsorten umjubelter Höhepunkt.

„Am letzten Abend der Night of the Proms-Tour 2019 habe ich mir mein Music-Album von John signieren lassen. Das war das letzte Mal, wo wir uns gesehen haben. Es ist unfassbar…“, schreibt Proms-Moderator Markus Othmer, „Du bist nicht mehr da, wo Du warst, aber Du bist immer und überall, wo wir sind. RIP, Mr. Music.“

Bis die Tage.

Herzliche Grüße aus Chiang Mai,

Khun Ben