Das Jahr des Drachens verspricht Glück und Wohlstand

In Thailand feiern wir das Neujahrsfest gleich drei Mal. Zunächst für Expats und TouristInnen aus dem Westen am 1. Januar. Wenig später, da kommen wir Asien deutlich näher, an einem Neumond zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar, ist Chunjie an der Reihe, das chinesische Neujahrsfest. Und schließlich, vom 13. bis 15 April, das thailändische Neujahr mit dem wassergesättigten Songkran-Festival.

In diesem Beitrag geht es um Chinesisch Neujahr, den wichtigsten Feiertag des Riesenreichs überhaupt. Der auch in Chiang Mai im Norden Thailands intensiv gefeiert wird – schließlich leben dort, wie im ganzen Land, viele Thais chinesischer Abstammung. Am 10. Februar gleite ich mit ihnen ins Jahr des (Holz-)Drachen, nachdem sich der zuvor regierende Hase vom Acker gemacht hat. Die Ära des Holz-Drachens dauert bis zum 28. Januar 2025 und verspricht Glück und Wohlstand. Laut dem östlichen Horoskop ist es das stärkste Zeichen und symbolisiert Kraft, Stärke und Energie.

Gute Aussichten für die Ratte

Da tanzt die Ratte vergnügt

Was bedeutet das nach chinesischem Horoskop für mich als Ratte? „Tatendrang und Ehrgeiz treiben die geschäftige Ratte an. Das Drachenjahr wirkt dabei wie ein holistisches Coaching: Es spendet Resilienz und unermüdliche Energie, belastende Konflikte können jetzt mit Empathie und ja, tatsächlich … Leichtigkeit gelöst werden“, heißt es dort, das ist schonmal ein guter Anfang. In unserem Sprachgebrauch ist die Ratte ein hinterlistiges und wenig beliebtes Tier, doch in China steht sie für Fleiß, Klugheit, Energie, Entschlossenheit und das Erreichen von Zielen.

Chinese New Year in Chiang Mai (Photo Faszination Fernost)
Chinesischer Tempel in Chiang Mai (Foto: B. Linnhoff/Faszination Fernost)

In Chiang Mais kleiner Chinatown begrüße ich alljährlich das neue Jahr nach chinesischer Zeitrechnung. Umgeben von Thai-Familien, in deren Adern chinesisches Blut fließt.

Während In Bangkoks Chinatown das Familiäre im Geschiebe Hunderttausender schnell verlorengeht, bleibt das Gedränge in Chiang Mai rund um die Garküchen und Tempel am Warorot-Markt überschaubar.

Bis heute ist es chinesische Tradition, Neujahr in Rot und Gold, mit lautem Trommeln und kuriosen Masken zu feiern. Natürlich darf der traditionelle Löwentanz nicht fehlen, zelebriert von meistens zwei Personen unter einem „Löwenkleid“. Gelehrt wird der Tanz in eigenständigen Löwentanz-Schulen, aber auch in vielen Kung-Fu-Schulen.

Beim Neujahrsfest 2020 tauchte neben tanzenden Löwen auch eine Schlange auf, eine echte in diesem Fall. In seinem gezackten Mittelteil sah der Python ziemlich dick aus, vielleicht hatte er vor dem öffentlichen Auftritt ein Schaf gerissen. Auf jeden Fall schien er satt, was das staunende Publikum beruhigte und immer näher treten ließ. Das war so ein Moment, in dem ich mir ein ähnliches Szenario in Deutschland vorstellte.

Fotos Faszination Fernost/B. Linnhoff

China Doll: Die Jüngsten singen um die Wette

Chinese New Year in Chiang Mai (Photo Faszination Fernost)
Mut zur Lücke (Foto: B. Linnhoff/Faszination Fernost)

Besonders aufregend verläuft der erste Abend eines neuen Jahres für die jüngsten Partygäste: vor erwartungsfrohem Publikum präsentieren sie ihre Talente auf der Bühne. Manche müssen wohl auch, ob sie wollen oder nicht.

Chinese New Year in Chiang Mai (Photo Faszination Fernost)
So sehen Sieger aus

„China Doll“ heißt dieser Wettstreit. Schon hinter der Bühne erkennt selbst das ungeübte Auge, wer zur Rampensau taugt oder eben nicht: Einige Kinder zittern so schnell, dass die ebenfalls aufgeregten Eltern mit dem Beruhigen nicht nachkommen; andere spielen bis Sekunden vor dem Auftritt seelenruhig auf ihrem Tablet.

Im grellen Bühnenlicht singen oder rezitieren manche ihre Texte frappierend professionell. Anderen fliegt angesichts des – äußerst wohlwollenden – Publikums der Text weg und das Orientierungsvermögen gleich mit – sie finden den Bühnenausgang nicht mehr.

Rot und Gold dominieren den Abend. Nicht nur, weil Rot für die Chinesen Glück, Wachstum, Freude und Liebe symbolisiert. Der Legende nach kommt ein menschenfressendes Monster jährlich aus den Bergen (oder aus dem Meer, je nach Quelle), um seinen Hunger zu stillen. Das „Jahresmonster“ reagiert angeblich sensibel auf Rot und Gold sowie auf Lärm und Feuer. Kein Wunder, dass die Chinesen das Pulver erfunden haben und das Feuerwerk gleich mit.

Alle Fotos Faszination Fernost/B. Linnhoff

Musik im Video: Derek & Brandon Fiechter/Happy Chinese Music